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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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fragen, was sie bewog, eine Ehe zu führen, die sie nach und nach unsichtbar machte.
    Die Schleier des frühen Morgennebels wehten über die Farm, als Jake aus der Holzhütte trat und zusah, wie Eric durch das hohe Gras pirschte. Er reckte die Arme und atmete die frische, saubere Luft ein. Dann zog er sich die Pyjamahose hoch. Es war Zeit, dass er abreiste. Die Suche nach den Urkunden konnte eine Weile dauern, und wenn man sie finden sollte – was er bezweifelte –, hätte er keine Bedenken, den Fall vor Gericht zu bringen. Aber Miriam erwartete, wie sie klar und deutlich gesagt hatte, dass er so oder so Klage einreichte, und die dazu nötigen Schriftsätze konnte er nur in Brisbane vorbereiten.
    Er strich sich über das Kinn und verzog das Gesicht. Ermusste duschen und sich rasieren. Vielleicht würden sich damit auch die Dämonen der Nacht halbwegs beseitigen lassen. Mit Handtuch und Kulturbeutel bewaffnet, nahm er Kurs auf die Männerduschen an der Rückseite des Kochhauses, stellte sich unter die nadelspitzen, heißen Wasserstrahlen und ließ sich von ihrem Prasseln erfrischen. Aber seine Gedanken ließen nicht zu, dass er sich entspannte. Schließlich drehte er den Hahn zu und schlang sich das Badelaken um die Hüften.
    Er wischte den Dunst von dem fleckigen Spiegel und fing an, sich zu rasieren. Der kurze Aufenthalt auf Bellbird hatte Erinnerungen an seine Jugend geweckt, vor allem an seine Mutter und seine Großmutter. Miriam hatte sich in sein Herz geschlichen, trotz ihrer scharfen Zunge und ihrer anspruchsvollen Art, und die Neuigkeit von ihrer Erkrankung war ein schrecklicher Schlag. Anscheinend war es ihm vom Schicksal bestimmt, stets die Menschen zu verlieren, die er am liebsten mochte.
    Seine Hand verharrte, und er starrte sein Spiegelbild an. Wieso lag ihm denn so viel an einer Fremden? Wieso verkomplizierten Mim und ihre Familie sein Leben? Es hatte ihm gefallen, wie es war, bevor er hierher gekommen war. Seine Karriere machte gute Fortschritte, und erst ein Jahr zuvor war er zum Partner in der Kanzlei geworden. Und jetzt stand er im Begriff, etwas zu tun, womit er all das ruinieren konnte – nur wegen einer halsstarrigen alten Frau, die es ihm wahrscheinlich nicht einmal danken würde.
    Er schüttelte den Kopf, um die finsteren Gedanken zu vertreiben, und rasierte sich weiter.
    Miriam ist nicht die Einzige, die dir fehlen wird, durchfuhr es ihn, als er zur Tür heraustrat und sah, dass Fiona auf ihn wartete. »Morgen«, sagte er mit übertrieben fröhlichem Lächeln, und dabei umklammerte er das Handtuch um seine Hüften und betete zum Himmel, dass es nicht verrutschen möge.
    »Wie geht ’s?« Ihr Blick wanderte von seinen bloßen Füßen über das Badetuch hinauf zu seiner nackten Brust.
    »Gut«, stammelte er und wollte sich an ihr vorbeischieben. »Schon was gefunden?« Wieso hatten die Frauen auf dieser Farm die Gewohnheit, ihn ständig zu überraschen? Er jonglierte mit Toilettenbeutel, Handtuch und der abgelegten Pyjamahose. Hätte er sich nicht denken können, dass ihm so was passieren würde? Wieso hatte er die verflixte Pyjamahose nicht wieder angezogen?
    Fiona versperrte ihm den Weg. Sie blinzelte im Licht der frühen Morgensonne, sichtlich bemüht, über sein Unbehagen nicht laut zu lachen. »Nichts, was Mim helfen könnte«, sagte sie mit dieser kehligen Stimme, die ihm Stromschläge durch die Glieder jagte.
    Jake kam sich töricht vor, wie er hier pudelnackt auf dem Hof stand, wo ihn nur ein schmales Handtuch vom Verlust seiner Würde trennte. »Wollten Sie etwas Bestimmtes?«, drängte er. »Ich hab’s ein bisschen eilig.«
    Sie lächelte ihn an, und in ihren Augen funkelte ein diebisches Vergnügen. »Mim will Sie sehen«, sagte sie. »Aber ich schlage vor, Sie ziehen vorher eine Hose an. Wir sind nicht alle beeindruckt von der nackten männlichen Gestalt, wissen Sie.«
    Jake lief rot an. Er hielt das Handtuch fest und marschierte zurück in seine Hütte. Dabei hörte er, wie sie hinter ihm kicherte. »Verdammte Weiber!«, knurrte er, während er sich ankleidete und die Füße abwischte. »Wie kriegen sie es bloß hin, dass man sich komplett bescheuert vorkommt, obwohl man sich doch eigentlich nur waschen wollte?«
    Erst als er Stiefel angezogen hatte und auf halbem Weg zum Farmhaus war, erkannte er, dass die Situation auch eine erheiternde Seite hatte. Lächelnd rieb er sich das Kinn und stieg die Stufen zur Veranda hinauf. Fiona hatte zwar behauptet, nichtalle seien beeindruckt,

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