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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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hinter dem sie ihre wahren Gefühle verbarg. »Sind Sie sicher?«, fragte er.
    »Sonst würde ich’s Ihnen nicht anbieten«, gab sie zurück.
    Lächelnd beugte Jake sich vor und stützte die Arme auf die Schenkel. »Ich muss vorläufig nicht zurück ins Büro, also – vielen Dank. Es wird zur Abwechslung mal ganz angenehm sein, die Stadt hinter sich zu lassen.«
    »Wenn Sie so tüchtig sind, wieso können Sie dann aus dem Büro verschwinden, wann immer Sie Lust haben?« Miriam sah ihn durchdringend an.
    »Ich bin Partner in der Kanzlei, und mir steht ein bisschen Urlaub zu. Deshalb habe ich mich angeboten, hierher zu fahren.«
    Sie legte den Kopf schräg, und wieder fiel Jake auf, wie groß ihre Ähnlichkeit mit einem Vogel war.
    »Sie sind auf dem Land aufgewachsen, oder?«, fragte sie.
    Er nickte. »Dad hat eine Farm in der Nähe von Ballarat. Meine ältere Schwester und ihr Mann wohnen immer noch da.«
    »Und warum sind Sie fortgegangen?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich fand das Leben im Outback irgendwann erstickend. Aber das hindert mich nicht daran, so oft wie möglich nach Hause zu fahren.« Er wechselte das Thema. »Ihnen ist doch klar, dass das, was Sie da planen, den finanziellen Ruin bedeuten könnte, nicht wahr?« Er sprach in sanftem Ton, um seinen Worten den Stachel zu nehmen.
    »Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen würden.« Sie schaute die Spieldose an. Der Deckel war geschlossen, die Musik verstummt, die Tänzer standen still. »Aber ich dachte, wenn ich Ihnen die Geschichte erzähle, wird das ein Licht auf Dinge werfen, die bisher nicht erklärt worden sind.«
    Sie beugte sich vor und verschränkte die knorrigen Hände auf dem Tisch. »Ein Rückblick kann etwas Wunderbares sein, Mr Connor. Wenn die Leidenschaft vergangen ist, können wir eine Situation oft mit sehr viel klareren Augen sehen.« Sie lächelte, als sie bemerkte, wie verwirrt er war. »Das alles ergibt hoffentlich irgendwann einen Sinn«, flüsterte sie.
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Es würde nicht schaden, sie einfach weitererzählen zu lassen. »Hat Henry Maureen denn jemals gefunden?«
    Die Nebel der Erinnerung verschleierten Miriams Augen, und Jake fragte sich, wessen Stimme sie wohl gerade hörte. Denn es war, als lausche sie, wie ihr die Geschichte noch einmal erzählt wurde – als sei plötzlich ein geliebter Mensch an ihre Seite getreten und führe sie zurück in die Vergangenheit.

DREI

    M iriam hörte seine Stimme ganz deutlich, und sie spürte seine Anwesenheit. Es war, als habe die Entdeckung des Geheimfachs seinen Geist freigesetzt, und er gab ihr Kraft. Denn dieser Teil der Geschichte gehörte ihrem Vater. Er war sein Vermächtnis.
    »Henry wusste, dass Maureen nicht weit gekommen sein konnte, auch wenn sie die Nacht hindurch gewandert war.« Miriam seufzte. »Er hielt an der Wegkreuzung an, immer noch frustriert und beschämt nach der Konfrontation mit Regan. Er wusste nicht weiter. Maureen war einfach verschwunden. Sie war nicht an ihrem Treffpunkt gewesen, und sie hatte keine Nachricht in dem vermoderten Baumstumpf hinterlassen.«
    Miriam schaute in die Vergangenheit und hörte seine Stimme auch nach so vielen Jahren immer noch glasklar. »Er fragte sich, ob sie ihn je wirklich geliebt hat. Und ob er sie innig genug liebte, um sie aufzuspüren. Denn wenn er das tat, würde es kein Zurück mehr geben. Dann hätte er seine Entscheidung getroffen, und sie wäre unabänderlich.«
    Maureen hatte in der verlassenen Hütte Zuflucht gesucht und war in einen unruhigen Schlaf gesunken, als ihre Mutter erschien. »Wach auf!«, befahl sie. »Du kannst hier nicht bleiben.«
    »Ich warte auf Henry«, antwortete Maureen.
    »Der wird nicht kommen«, sagte Bridie erbost. »Steh auf und komm mit! Und beeil dich! Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Er wird kommen.« Maureen ließ sich nicht beirren. »Er hat es versprochen.«
    »Du müsstest dich mal selber reden hören!« Bridie stemmte die Hände in die Hüften und schaute sie verachtungsvoll an. »Der Mann wird dich jetzt nicht mehr wollen – und seine Familie auch nicht. Am besten, du verschwindest, bevor wir alle noch mehr Ärger kriegen.«
    Die Einsicht griff mit eiskalten Fingern nach Maureen – trotz der inständigen Hoffnung, dass Bridie sich irren könnte. »Ich muss ihn sehen«, sagte sie eindringlich. »Ich muss es aus seinem Mund hören, bevor ich fortgehe.«
    Bridie raffte das Kleiderbündel auf und drückte es ihrer Tochter in die Arme. »Du wirst nicht

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