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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Sittiche. Bellbird kam ihrer Vorstellung vom Himmel näher als alles andere, und wenn sie dem Geheimnis des Lebens nach dem Tode schließlich auf die Spur käme, würde es hoffentlich an einem Ort wie diesem geschehen.
    Jake räusperte sich, richtete sich auf und rückte seinen Hut zurecht. »Da war übrigens ein Anruf für Sie«, sagte er. »Von Fiona.«
    Ein beinahe panischer Schreck durchfuhr sie. »Sagen Sie bloß nicht, dass sie wieder verreisen musste«, sagte sie in scharfem Ton. »Sie hat versprochen zu kommen.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Louise und Ralph werden nicht kommen.« Anscheinend glaubte er Enttäuschung in ihrem Blick zu entdecken. »Sorry, aber mehr hat sie nicht gesagt.«
    Miriam stand auf und setzte den Hut auf. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie knapp. »Was hat er diesmal für eine Ausrede?«
    Jake zuckte die Achseln. »Das hat Fiona nicht gesagt.«
    Er überragte sie turmhoch, als sie Seite an Seite zur Farm zurückgingen. Sie sah zu ihm auf. »Was ist daran so komisch?«, fuhr sie ihn an, als sie das Lächeln bemerkte, das seine Mundwinkel umspielte.
    »Fiona hat gesagt, dass Sie sauer sein würden.«
    »Stimmt genau.« Miriam polterte die Stufen hinauf und stürmte durch die Fliegentür. »Machen Sie sich nützlich, während ich die Sache kläre. Da drüben steht der Kessel.«
    Miriam wählte die Nummer von Ralphs Büro, sprach mit seiner Sekretärin und wartete. »Ralph«, sagte sie, bevor er sie begrüßen konnte, »ich hoffe, du und Louise, ihr kommt wie geplant nach Bellbird.«
    »Ich bin hier leider beschäftigt.« Es klang durchaus nicht bedauernd. »Kann die Reise deshalb nicht machen.«
    »Schade«, sagte Miriam – ebenfalls ohne jedes Bedauern. »Ich hatte gehofft, du könntest mich in einem netten kleinen Fall beraten, auf den ich da glücklicherweise gestoßen bin. Aber macht nichts – dann rufe ich eben Baxter an.«
    Sie wartete. Baxter war der Chef von Ralphs ärgster Konkurrenz, und die beiden Männer konnten einander nicht ausstehen.
    »Vielleicht kann ich noch umdisponieren«, sagte er mit bemühterNonchalance. »Aber das könnte ein Weilchen dauern.« Er zögerte, und man hörte Papier rascheln. »Können wir diese Angelegenheit nicht telefonisch besprechen?«
    »Eher nicht«, sagte sie gleichmütig. »Ich hatte gehofft, ich könnte die Sache in der Familie halten, aber wenn du nicht kannst …« Sie ließ den Satz in der Schwebe; sie wusste, er würde nicht widerstehen können.
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte er. »Aber ich habe viel zu tun, und ich kann dir nichts versprechen, ehe ich mit meinen Leuten geredet habe.«
    Miriam legte auf. »Aufgeblasener Trottel«, schimpfte sie. Sie nahm Jake den Teebecher ab und ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen.
    »Keinen Erfolg gehabt?« Jake lehnte am Schrank und hielt einen dampfenden Becher in der Hand.
    Miriam lachte, und in ihrer Wange erschien ein Grübchen. »Wetten doch?« Sie fuhr sich durch das dichte graue Haar. »Der wird schon kommen. Wenn Ralph Geld wittert, ist er nicht zu halten.«
    Jake verlagerte die schmalen Hüften. »Fiona hat gesagt, sie wird morgen irgendwann hier eintreffen. Wahrscheinlich am späten Nachmittag. Ich ziehe wohl besser aus und überlasse Sie Ihrer Familie.«
    Sie verbarg ihre Freude über die Nachricht von Fionas bevorstehender Ankunft hinter der gewohnten Schroffheit. »Sie werden nichts dergleichen tun! Ich habe Ihnen die Geschichte meiner Eltern noch nicht zu Ende erzählt. Und Sie müssen sie vollständig kennen, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, etwas aus all dem zu machen.«
    »Aber das ist vielleicht nicht so einfach.« Jake stellte den Becher ab. »Erinnerungen können uns täuschen. Manchmal sind wir felsenfest von etwas überzeugt und irren uns trotzdem.«Sein Gesicht war ernst. »Ich würde mir keine allzu großen Hoffnungen machen, Mim. Wir können auch auf die Nase fallen.«
    Sie musterte ihn streng, ohne sich anmerken zu lassen, wie bestürzt sie über seine pessimistische Sichtweise war. »Sie glauben also nicht, dass ich eine Chance habe?«
    »Eigentlich nicht«, gestand er. »Nicht nach dem, was Sie mir bis jetzt erzählt haben.«
    »Dann wird es Zeit, dass ich Ihnen den nächsten Teil der Geschichte erzähle. Mal sehen, was Sie dann sagen.«
    Sie stemmte sich vom Stuhl hoch und nahm ein Röhrchen vom Regal neben dem Herd. Sie schluckte zwei Tabletten daraus mit Wasser und wischte sich mit dem Handrücken über den

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