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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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etwas daraus entsteht? Ich habe mich verhört und nur Unheil damit angerichtet.«
    Tilman Velte strich seiner Frau über den Rücken. »Bei diesem Unheil hatten mehrere Menschen ihre Hand im Spiel.«
    »Meinst du mich?«, fragte Beate Angermeier. »Hätte ich mit meiner Affäre mit Fritz etwa hausieren gehen sollen?«
    »Du hättest von Anfang an die Finger von Theresas Mann lassen sollen«, sagte Nadja Lischka sehr bestimmt.
    »So«, meldete ich mich zu Wort. »Ich schlage vor, wir schließen hier und vertagen uns.«
    »Bis wann?«, fragten drei von ihnen wie aus einem Mund.
    »Bis es neue Anhaltspunkte gibt. Sie hören von mir.«

12
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« Ich umarmte Arne und drückte ihm links und rechts einen Kuss auf die Wangen. Sein herbes Rasierwasser stieg mir in die Nase. Es passte zu ihm, genauso wie das weiße, maßgeschneiderte Hemd, die schwarzen Designerjeans und die sündhaft teure Armbanduhr, die ungefähr so viel gekostet haben musste wie ein Kleinwagen. Er trug sie mit einer Lässigkeit, die nicht einmal einen Hauch von Protz aufkommen ließ.
    Nach einer ausgiebigen Umarmung hielt er mich ein Stück von sich und betrachtete mich. Ich trug meine Haare offen über einem kurzen, tief ausgeschnittenen Wickelkleid mit blauem Paisleymuster und High Heels. »Noch so eine Augenweide.« Er grinste bis über beide Ohren, sodass sein Gesicht sich in tiefe Falten legte.
    »Finde ich auch«, sagte Simon und hielt seinem Freund eine Rotweinflasche entgegen. »Auf die nächsten fünfundvierzig Jahre!«
    Arne schaute aufs Etikett. »Mein Geburtsjahrgang, ich fasse es nicht! Mensch, Simon … danke! Die hebe ich für einen besonderen Anlass auf.«
    »Ist heute etwa kein besonderer Anlass?« Henrike kam dazu und legte den Arm um Arne. Sie sah umwerfend aus in dem kunterbuntem Spaghettiträgerkleid, das ihr bis zu den nackten Füßen reichte. Als Schmuck trug sie nur ihre Kreolenohrringe. Ihr unverwechselbarer Moschusduft verbreitete sich im Raum.
    Arne küsste sie auf den Mund. »Ein besonderer Tag wird sein, wenn du es ein Jahr lang mit mir ausgehalten hast.«
    Die beiden sahen sich an und vergaßen für Sekunden die Welt um sie herum. Dann war der Moment vorbei, und Arne lud Simon ein, mit ihm zu kochen. Für die nächste halbe Stunde würden die beiden beschäftigt sein.
    Henrike holte uns zwei Gläser Prosecco und lotste mich Richtung Terrasse. Wir durchquerten Arnes Lebensraum, wie er ihn nannte. Es war eine Mischung aus Wohn-, Ess- und Lesezimmer. Ich hatte kaum jemals eine großzügigere Raumaufteilung gesehen als in Arnes Haus. Er hatte es sich nach eigenen Vorstellungen von einem Architekten bauen und von einer Innenarchitektin einrichten lassen. Es war wunderschön und wirkte trotz der Größe gemütlich.
    Auf der Terrasse sanken Henrike und ich in die weichen Polster von zwei Korbsesseln. Es war ein lauer Spätsommerabend, und es war still. Bis auf das leise Rauschen der Würm, das Zirpen einer Grille und Rosas Rascheln im Unterholz auf der Suche nach Mäusen war nichts zu hören. Die Rosen, die in großen Kübeln den Rand der Terrasse säumten, verströmten einen betörenden Duft. Ich blickte in den riesigen, naturbelassenen Garten mit meterhohen Eschen, durch den die Würm floss. Eine kleine Holzbrücke verband beide Teile des Gartens.
    »Dieses Grundstück hat für mich immer wieder etwas von einem Paradies«, sagte ich.
    »Es ist romantisch.«
    »Das Grundstück oder Arne?«
    Henrike antwortete nicht, sondern zündete sich eine Zigarette an. Sie blies den Rauch in die Luft und sah zu, wie er sich auflöste.
    »Ist es für dich tatsächlich eine reine Bettgeschichte?«
    »Nein.«
    »Du sagst das, als wäre es ein Unglück.«
    Die eine Hälfte ihres Gesichts lag im Schatten, die andere wurde von flackerndem Kerzenlicht beleuchtet. Sie sah mich an, aber schien durch mich hindurchzublicken. In ihrem Blick lag Schmerz. Näher war ich Henrikes Vergangenheit vermutlich nie gekommen.
    »Für Arne würde ich die Hand ins Feuer legen«, sagte ich leise. »Ich kann dir nicht sagen, warum, aber ich bin mir sicher, dass du mit ihm keine bösen Überraschungen erleben wirst.«
    In Henrikes Augenwinkel glitzerte eine Träne. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort. »Entschuldige. Geburtstage machen mich immer sentimental.«
    Ich hob mein Glas in ihre Richtung. »Ich hoffe, dass ihr Simons Flasche nächstes Jahr zusammen trinken könnt.«
    Sie beugte sich vor und stieß mit mir an.
    »Ich

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