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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sicherheit brachte, eine weitere Befolgung des Befehls überflüssig machte. Verzweifelt ergriff er die Flucht, rannte mit einer Wildheit davon, die der Wüstheit seiner Flüche entsprach.
    Etwas später schlossen sich über ihm die Felswände des Cañons, bildeten einen Tunnel. Aber der Lichtschein hinter Covenant und die Helligkeit am anderen Ende gestatteten es ihm, mit unverminderter Schnelligkeit weiterzulaufen. Das laute Getrampel seiner Stiefel übertönte alle Geräusche einer etwaigen fortgesetzten Verfolgung. Als er einen Blick nach hinten warf, erspähte er Hohl, der das Tempo ohne Anstrengung mithielt.
    In einiger Entfernung trat er im ausgetrockneten Flußbett des Mithil hinaus in den Sonnenschein. Er verharrte, rang ungleichmäßig um Atem, stützte sich ans Ufer. Sobald er seine Atmung gedämpft hatte, lauschte er in den Felstunnel; doch er hörte nichts. Fünf Leichen waren womöglich genug, um den blindwütigen Grimm der Holzheimer zu mäßigen. Wut schäumte in seinem Herzen, als er sich an Hohl wandte. »Hör zu«, schnauzte er. »Ganz egal, wie übel die Sache stehen kann – wenn du jemals wieder so etwas machst, bringe ich dich, das schwöre ich bei Gott, dorthin zurück, wo ich dich aufgegabelt habe, und du kannst dort mitsamt deinem verdammten geheimen Zweck verschimmeln! « Der Dämondim-Abkömmling jedoch blieb so ungerührt wie Stein. Er stand mit leicht angewinkelten Ellbogen da, die Augen blicklos, und ließ sich nicht einmal anmerken, ob er Covenants Gegenwart zur Kenntnis nahm. »Blödsinniger Scheißkerl«, murmelte Covenant. Schroff kehrte er Hohl den Rücken zu. Unter Aufbietung aller Willenskraft kanalisierte er seinen Zorn um, verwandelte ihn in Kraft für das, was er tun mußte. Dann erstieg er das Nordufer des Mithil. Der Brotbeutel und der Schlauch mit dem Metheglin behinderten ihn, erschwerten ihm den Aufstieg; aber als er die Böschung überwunden hatte und wie angewurzelt stehenblieb, geschah es nicht etwa aus Ermattung. Der Effekt, den die Sonne der Dürre auf die monströse Vegetation hatte, machte ihn betroffen.
    Das Flußbett war trocken. Diese Tatsache war ihm schon vorhin aufgefallen, doch er hatte keinen Gedanken daran verschwendet. Nun allerdings sah er sich dazu gezwungen. Soweit das Auge reichte, sah er Gras, so hoch wie Häuser, Sträucher in der Größe von Erdhügeln, Wälder aus Farnkraut und Bäume, die sich in den Himmel zu bohren schienen, bereits zu einer brandigen grauen Masse verkommen, deren Schicht kniehoch alle Konturen des Geländes überzog. Die bräunlich umkränzte Sonne ließ jede Art pflanzlicher Faser zergehen, dörrte ihnen jeden Tropfen Saft und Feuchtigkeit aus, brachte jedes Gewächs zum Verwelken. Alles Holz, jedes Grün, sämtlicher Pflanzenwuchs zerlief in sich selbst wie Geronnenes, das abtaute, und auf dem Untergrund entstanden verquollene Lachen, die das Sonnenübel aufsaugte, als atme die Luft die Brühe ein. Als Covenant mitten in die Maische trat, um festzustellen, ob er unter diesen Umständen weiterziehen könne, merkte er, daß die Dicke der zähflüssigen Schicht abnahm. Sie hinterließ an seinen Hosenbeinen einen leblos-grauen Belag.
    Der Matsch widerte ihn an. Widerwillig wartete er ab. Um seine Kehle zu erfrischen, trank er etwas vom Metheglin , verzehrte dann, indem er langsam kaute, einen halben Laib ungesäuerten Brotes, während er zusah, wie sich die Brühe allmählich zersetzte. Aber der Druck, der in ihm herrschte, ließ nicht zu, daß er lange wartete. Als die Pampe bis zur halben Höhe seiner Waden abgesunken war, nahm er einen letzten Schluck Metheglin , verschloß den Schlauch und begann nordwestwärts zu stapfen, nach Schwelgenstein, das noch elfmal zwanzig Längen entfernt lag.
    Die Hitze war fürchterlich. Ungefähr um die Mitte des Vormittags war der Erdboden entblößt und begann knochentrocken zu werden; der Horizont hatte zu gleißen angefangen, umlohte Covenant, als brächte die Sonne der Dürre die Welt zum Schrumpfen. Nun konnte nichts mehr Covenants Marsch durch die Ödnis der Mittlandebene aufhalten – nichts außer Helligkeit, die wie Feuer brannte, und Luft, die aus seinem Fleisch die Körperflüssigkeit wrang, und dem Flimmern der Glut, nichts außer dem Sonnenübel.
    Covenant hielt das Gesicht in die Richtung Schwelgensteins gewandt und schritt aus, als hätten weder Sonne noch Wildnis die Macht, ihn zu hemmen. Trockenheit und Staub jedoch verdorrten ihm die Kehle. Gegen Mittag hatte er den ledernen

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