Das Vortex Fiasko
beide gemeinsam könnten die Logistik besser bewältigen.«
Chilgers konnte die Eiseskälte spüren, die über die Leitung kam.
»Es ist Ihr Geld«, sagte Scalia schließlich. »Aber ich vertraue Trench nicht. Er denkt zuviel. Er hat Das Spiel auf zu vielen Seiten gespielt.«
»Und Sie?«
»Geld hat keine Seite, Colonel.«
»Das Timing morgen wird sehr kompliziert werden. Sie beide gemeinsam sollten garantieren können, daß nichts schiefgehen wird.«
»Ein schneller Anschlag gegen Bane erschiene mir logischer.«
»Die Dinge haben sich darüber hinaus entwickelt.«
»Wie Sie wollen.« Dann: »Sie sind sich völlig sicher, was die Information in Banes Akte betrifft?«
Chilgers spielte mit den Rändern des Aktenordners. »Völlig sicher.«
»Wir sprechen uns morgen, Colonel.«
Scalia hing auf. Als erster.
Chilgers haßte ihn und schätzte sich glücklich, daß sie sich niemals begegnen mußten. Der Colonel schätzte das Gefühl nicht, beherrscht zu werden, sich eingestehen zu müssen, daß dieser Killer die Oberhand hatte. Scalia war lediglich ein Ausbesserer, der gerufen wurde, wenn etwas schiefgegangen war. Er beseitigte das Problem, kassierte sein Honorar und ging seines Weges. So banal. So unbedeutend. Und doch hatte er fordernd und unverschämt mit Chilgers gesprochen. Chilgers kochte vor Wut und lächelte kurz über den Gedanken, Trench auf Scalia anzusetzen, wenn diese Sache vorüber war; dann überlegte er es sich jedoch schnell anders. Mit Scalia die Klingen zu kreuzen, würde ihn viel kosten und ihm wenig einbringen.
An der Tür seines geräumigen, holzgetäfelten Büros erklang ein Klopfen.
Chilgers zündete seine Pfeife an und paffte daran. »Kommen Sie herein, Teke.«
Der Doktor trat ein und nahm auf einem Stuhl direkt vor Chilgers' Schreibtisch Platz.
»Ich habe Sie hergebeten, Doktor, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen. Ich möchte, daß Sie mir ehrlich und präzise antworten, und zwar rückhaltlos.«
Teke nickte; sein kahler Schädel zeigte an beiden Seiten Eintagesstoppeln.
Chilgers nahm die Pfeife aus dem Mund. »Hat Projekt Placebo einen Punkt erreicht, an dem Professor Metzencroys Zuwendungen nicht mehr erforderlich sind?«
Teke zögerte nicht. »Absolut.«
»Dann kann ich davon ausgehen, Doktor, daß der Professor für den Abschluß von Vortex nicht mehr erforderlich ist und daß die Operation auch ohne ihn abgeschlossen werden kann?«
»Auf jeden Fall.« Erneut nicht das geringste Zögern.
»Bei Ihren Antworten haben Sie persönliche Gefühle außer acht gelassen, Teke?«
»Meine Antworten waren strikt berufsmäßig, Colonel.«
Chilgers lächelte und vergaß Scalia völlig. Wortlos griff er zum Telefon.
Der Colonel entschloß sich, den Abend über in der Basis zu bleiben. Das war nicht ungewöhnlich für ihn, so daß er damit keine ungeziemende Aufmerksamkeit erregen würde. Das Risiko würde es auf jeden Fall wert sein; er wollte hier sein, wenn die Nachricht von Metzencroys Tod eintraf. Die Sache mußte so taktvoll gehandhabt werden, daß sie nicht die geringsten Auswirkungen haben würde. Chilgers konnte sich in diesem Stadium kein Aufsehen leisten.
Es würden natürlich Fragen gestellt werden, aber darauf würden sich Antworten finden lassen. Er hatte arrangiert, daß die medizinischen Unterlagen des Professors eine Reihe von Herzanfällen enthielten. So würde der letzte Herzanfall, der bald sein Leben fordern würde, ein Minimum an Argwohn erregen, vielleicht sogar überhaupt keins. Die Droge, die Verwendung finden würde, war sehr subtil; es war nur eine kleine Menge nötig, um den Tod herbeizuführen, und sie ließ sich zwei Stunden später selbst bei der strengsten Autopsie nicht mehr feststellen. Chilgers wußte dies genau.
Die Droge war von COBRA entwickelt worden.
Der Colonel schlief den ganzen Abend über keine Minute. Er mußte Pläne ausarbeiten, Details verändern. Metzencroy war ein brillanter Mann, und man würde ihn in gewissen Abteilungen zweifellos vermissen. Verdammt, überlegte Chilgers, hätte es den Professor nicht gegeben, gäbe es auch kein Vortex oder Projekt Placebo. Zwanzig Jahre geduldiger Forschungen und Versuche hatten die Vereinigten Staaten auf die Schwelle der unumstrittenen Weltherrschaft geführt, dank eines Mannes, der seinen Triumph nicht mehr erleben würde.
Chilgers verspürte eine gewisse Reue über die Notwendigkeit des Dahinscheidens des Professors, wenngleich er sie auch nicht zeigte. Metzencroy hatte sich einwandfrei als
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