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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einer nach dem anderen weggingen.
    Doch unsere Familie bediente sich noch lange Zeit der Kochhütte und verbrachte dort jeden Sommer sorgenfreie Wochen, bis auch meine Kinder erwachsen waren und ihre eigenen Wege gingen. Für Menschen, die sich wirklich erholen wollten, war es ein idealer Ort. Das Lager befand sich in der Hafenbucht, wo das Meer wunderbar ruhig war und man herrlich baden und mit Netzen fischen konnte. Die Ozeanseite war von wilder, ungezähmter Schönheit. Sandstrand reihte sich an Sandstrand, eingefaßt mit Felsen, und es war eine Wonne, sich von dem schaumgekrönten Brechern überrollen zu lassen.
    Das ganze Jahr über freuten wir uns auf Te Maika. Kam dann der Tag, an dem wir uns endlich auf den Weg nach Kawhia machten, dann war die Aufregung groß. Unser uralter Wagen, beladen mit den verrücktesten Gepäckstücken, war ein Anblick für sich. Wir waren jedesmal heilfroh, wenn er die Fahrt zum Kai unbeschadet überstanden hatte. Dort bestiegen wir dann das Motorboot, das für die Fahrt zu unserem Strand gemietet worden war. Seine Ladung war meist noch abenteuerlicher als die unseres Wagens, und oft genug befand sich auch noch eine höchst seltsame Auswahl von Tieren darauf. »Es gab niemanden, der sich um die Hunde kümmern könnte. Wir konnten nichts anderes tun, als sie mitnehmen«, hieß es dann lakonisch. Sie wurden auf die einfachste Weise ausgeladen, indem man sie schlicht ins Wasser warf, worauf sie dann zum Strand schwammen. Doch diese Methode bewährte sich nicht immer. Einmal geschah es, daß ein junger Hund den Kopf verlor und aufs offene Meer hinausschwamm. Das Motorboot jagte ihm nach, und jemandem gelang es, ihn mit einem Seil einzufangen und an Bord zu ziehen. Sein Besitzer wagte es später nie mehr, ihn auf diese Weise auszuladen.
    Sobald uns der Besitzer des Motorbootes an unserem Strand abgesetzt hatte, pflegte er in höchster Eile zurückzufahren, um die Flut nicht zu versäumen. In wenigen Minuten sah dann der stille friedliche Strand aus, als wäre ein Auswandererschiff gestrandet. Überall lagen riesige Bündel herum, Zelte wurden aufgestellt, Bettzeug gesucht, gefunden und sortiert, Vorräte ausgepackt und auf den Wandbrettern eingeordnet und eine Mahlzeit für alle zubereitet. Dann kam der schönste Augenblick, wenn man todmüde, aber selig zu Bett ging, das leise Murmeln des Meeres in den Ohren, mit der wunderbaren Aussicht auf viele Tage, an denen keine Kuh gemolken, kein Herd geheizt, kein Geflügel gefüttert, keine Schafe ausgemustert, keine Schulaufgaben gemacht werden mußten; wo man nichts zu tun brauchte, als die Stunden zu genießen.
    Obwohl in den ersten Jahren, in welchen wir das Lagerleben mit unseren Freunden dort teilten, oft fünfundzwanzig oder gar dreißig Menschen da waren, hatte man nie das Gefühl, einander im Wege zu sein. Der meilenweite Strand und die vielen Hügel gaben genug Auslauf, und man konnte mit anderen oder allein sein, ganz wie es einem behagte. Auch die Zubereitung der Mahlzeiten stellte kaum eine Schwierigkeit dar, weil wir uns paarweise darin abwechselten, so daß jeder höchstens jeden fünften Tag an der Reihe war. Meine kleine Quäker-Freundin und ich waren meist Partner; doch eigentlich kam es mir immer so vor, als ob die meiste Arbeit von den Männern erledigt würde, die es übernommen hatten, die tägliche Fischration zu braten. Es gab noch eine zweite Feuerstelle neben der großen, und vor ihr pflegte so gut wie immer irgendeiner der Junggesellen zu sitzen und unermüdlich in einer riesigen Bratpfanne Fische zu braten, offenbar niemals gelangweilt und ganz gewiß, ohne sich jemals zu beklagen. Hin und wieder variierten wir die Speisekarte, indem wir einen besonderes großen Snapper füllten und im Herd buken, aber im allgemeinen waren Flundern das beliebteste Gericht.
    Jedes Jahr fand ein Wettessen unter den jungen Leuten statt. Ich muß errötend berichten, daß meine sechzehnjährige Tochter und ihre Freundin, die ebenso ätherisch aussah, einen Rekord aufstellten. Ich glaube, sie brachten es bis auf acht Flundern, und ich weiß, daß dieser Rekord nie überboten wurde. Glücklicherweise war der freundliche Fischkoch so vorsichtig gewesen, die kleineren Flundern auszuwählen, und die Mädchen hatten in weiser Voraussicht vorher gefastet.
    Zu den begehrtesten Vergnügen gehörte das Einziehen der Netze. Ich erinnere mich, daß manchmal bis zu vierzehn Meeräschen mit einem Zug gefangen wurden. Einmal gingen zwei von den Jungens

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