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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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auf.
    »Zurück – sofort!«, schrie der Soldat.
    Bugatti starrte in die Gewehrmündung und sah zugleich, dass dem Soldaten der Schweiß übers Gesicht lief. Mit aller Kraft, die ihm geblieben war, schob er sich nach hinten, nahm sein Handy und gab noch einmal Wesleys Nummer ein. Nach einer ganzen Weile, während die Menge hinter ihm immer stärker vorwärtsdrängte und die Rufe immer lauter wurden, antwortete endlich eine Frauenstimme. »Ich bin unterwegs zu den Absperrungen, Mr. Bugatti, es dauert nur noch einen Moment. Wir haben dem Kontrollposten Bescheid gegeben.«
    Wesleys Sekretärin Eleanor Poppins holte ihn ab und führte ihn auf einem Weg rund ums Weiße Haus, von dem er zwar wusste, den er aber noch nie gegangen war. Sie entschuldigte den Umweg mit Tumult an den Checkpoints und an der Schleuse, an der man sich identifizieren musste. Er hörte die Rufe der Menschen, konnte aber nicht verstehen, was geschrien wurde. Er registrierte nur die explosive Atmosphäre. Die Wiese zwischen der Ellipse und dem Weißen Haus war schwarz von Menschen, Sicherheitsbeamten, aber niemandcheckte Bugatti und seine Begleitung. Die Aufmerksamkeit der grau und schwarz gekleideten Männer war ganz und gar auf die Volksmenge ausgerichtet, die sich vom Zaun bis weit hinter das Washington Monument erstreckte. Auch der Lafayette Square war voller Menschen, Tausende befanden sich auf der Straße. Das Weiße Haus war förmlich umzingelt.
    John wurde in den Westflügel geführt, die Sekretärin ging vorweg, zwei Sicherheitsbeamte folgten ihnen. Dort empfing ihn Wesley, der abgekämpft wirkte. Bugatti beneidete ihn nicht. Was war ein Pressesprecher wert, der nicht sagen durfte, was die Menschen wissen wollten? Der nur über Dinge sprechen durfte, die keinen interessierten?
    Wesley ging mit ihm am Oval Office, am Roosevelt Room und dem Büro des Stabschefs vorbei und betrat schließlich den Raum von Sunderlands Sekretärin. Dort nahm Wesley den ID-Chip von der Brust, legte ihn auf den Tisch und bedeutete Bugatti, dasselbe mit seinem Gäste-Chip zu tun. Daraufhin gab er Bugatti durch ein Zeichen zu verstehen, ihm zu folgen, und öffnete eine schmale Tür am Ende des Raums.
    Sie betraten ein überfülltes Archivzimmer, von dessen Existenz Bugatti nichts geahnt hatte.
    »Was hast du dir vorgestellt, Wesley, mit wem ich sprechen soll? Und warum sind wir hier und nicht in deinem Büro?«, fragte er, aber Wesley legte ihm die Hand auf den Mund.
    »Das Büro des Sekretärs des Vizepräsidenten ist jetzt mein Büro«, sagte er und drückte die Tür zu.
    »Was soll das heißen? Arbeitest du jetzt auch Sunderland zu?«
    Wesley nickte. Bugatti stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Man hat mir ein Büro in der Nähe von Sunderland gegeben und jede Menge Sekretariatsarbeit zusätzlich zu meinen eigentlichen Aufgaben.«
    »Und was ist mit Sunderlands alter Sekretärin, Margaret, wo ist die?«
    »Gekündigt.«
    »Das gibt’s doch gar nicht! Und warum stehen wir hier in diesem Schrank? Gab es den Raum schon immer?«
    »Das ist mein Archiv. Die Trennwand wurde letzte Woche gezogen, als sie mich hierher versetzten. Wir stehen hier, weil uns niemand hören soll. Aber wir müssen leise sprechen.«
    »Wird dein Büro abgehört?«
    »Alle Büros werden abgehört.«
    »Und warum haben wir uns dann nicht in der Stadt getroffen?«
    »Ich und ein Gutteil meiner Kollegen können uns nirgendwohin bewegen ohne Sicherheitsbeamte und auf keinen Fall ohne ID-Chip.«
    »Und?«
    »Im Chip ist ein Mikrofon. Ich werde abgehört, wo ich gehe und stehe.«
    »Das ist ja der helle Wahnsinn. Und bei dir zu Hause? Könnten wir uns nicht dort treffen?«
    Wesleys kläglicher Versuch eines Lächelns war für Bugatti Antwort genug.
    »John, du wirst nicht mit dem Präsidenten sprechen können«, fuhr Wesley fort. »Er steht nicht mehr zur Verfügung. Seit Tagen habe ich nicht unter vier Augen mit ihm gesprochen. Er gibt keine Interviews, nicht einmal dir.«
    »Was soll das alles? Ist er verrückt geworden? Ist es das, was du mir damit sagen willst?«
    »Nein.«
    »Na ja, nach der Ermordung von zwei Ehefrauen wäre das schon verständlich.«
    »Ich weiß nicht, ob er verrückt ist, und woher sollte ich’s auch wissen? Bin doch kein Psychiater. Du vielleicht?«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ob ich verrückt geworden bin? Kurz davor!« Er strich sich über die Stirn. Bugatti hatte ihn noch nie so mutlos gesehen.
    »Nein, ich will wissen, ob ich dich interviewen kann. Natürlich ohne deinen

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