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Das weiße Mädchen

Das weiße Mädchen

Titel: Das weiße Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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beschließen?«, schlug er augenzwinkernd vor.
     
    Sie fuhren nach Verchow zurück und feierten gebührend ihren Abschied. Die Aussicht auf Trennung, selbst wenn sie nur wenige Tage dauern würde, lenkte Lea endlich von ihren Gedanken ab und weckte ihre Leidenschaft. Danach lagen sie lange auf dem Bett und schwiegen, bis Kai sich schließlich erhob und nach seinen Kleidern griff.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus   … Rudi fühlt sich besser, wenn ich oben schlafe.«
    Lea erschrak, denn sie dachte an den Einbrecher in der vergangenen Nacht. Erneut erwog sie, ihm davon zu erzählen, entschied sich jedoch dagegen, um die romantische Stimmung nicht zu zerstören, und ließ ihn gehen, ohne sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen. Nachdem Kai fort war, verriegelte sie sorgfältig alle Fenster undTüren, zog die Vorhänge zu und griff nach ihrem Handy, um ein weiteres Mal David anzurufen. Dieser jedoch war ihr bereits mit einer SMS zuvorgekommen:
     
    Hi, Mum. Habe ein Date. Bitte nicht anrufen und keine Sorgen machen, alles in Ordnung.
     
    Lea schmunzelte. Das »Date«, bei dem kein mütterlicher Anruf stören durfte, hatte ohne Zweifel mit Maja zu tun. Offenbar war Lea nicht die Einzige, die den Abend der Liebe gewidmet hatte. Einigermaßen beruhigt legte sie das Handy beiseite und streckte sich auf dem Bett aus. Es war bereits nach Mitternacht, als sie einschlief.

Samstag
    Wieder war es Iris, Leas Jugendfreundin, die ihr im Traum begegnete. Beide standen auf der Lichtung, wo sich das verfallene Haus befand.
    Ich muss mal,
hörte Lea sich sagen.
Warum bloß gibt es hier keine Toilette?
    Iris wandte sich ihr zu, das Gesicht ausdruckslos und starr.
    Abwasserentsorgung ist in dieser Region ein echtes Problem
, sagte sie mit Rudolf Zirners viel zu tiefer Stimme .
Es gibt keine flächendeckende Kanalisation, und auf vielen abgelegenen Grundstücken müssen eigene Sammelbecken gebaut werden.
     
    Als Lea erwachte, war es bereits spät – fast elf Uhr.
    Wie kann man so lange schlafen?,
fragte sie sich kopfschüttelnd, als sie aufstand und sich anzog. Ihrem Traum maß sie keine besondere Bedeutung bei – wahrscheinlich hatte ihr Unterbewusstsein den kritischen Füllzustand ihrer Blase registriert.
    Unter der Wohnungstür fand Lea eine Nachricht von Kai vor:
Schlaf gut, meine Schöne! Bin schon mit Rudi losgefahren. Würde mich freuen, wenn ich dich nachher noch antreffe. Sag Bescheid, wenn du losfährst!
Darunter hatte er seine Handynummer notiert. Am liebsten hätte Lea ihnsofort angerufen, erinnerte sich jedoch, welchem Zweck der Ausflug dienen sollte, und hielt es am Ende für besser, die beiden Männer nicht zu stören. Stattdessen duschte sie ausgiebig, gönnte sich ein ebenso verspätetes wie üppiges Frühstück und begann schließlich, ihre Reisetasche zu packen.
    Der Klingelton des Handys unterbrach sie, als sie eben den Kleiderschrank ausräumte.
    »Hi, Mum!«
    »David!« Lea ließ sich mit dem Telefon auf die Bettkante sinken. »Wie geht es dir? Alles in Ordnung?«
    »Natürlich. Jetzt hör endlich auf, dir dauernd Sorgen zu machen! Ich rufe nur an, weil ich eine brandheiße Neuigkeit für dich habe.«
    »Tatsächlich?«
    »Halt dich fest! Ich weiß, wer dein anonymer Informant ist!«
    »Was?« Lea konnte es kaum glauben. »Sag bloß, Justin hat die I P-Adresse entschlüsselt?«
    »Nee«, wehrte David lachend ab. »Manchmal ist Justin ein ganz schöner Angeber. Anfangs hat er groß getönt, dass er so was könne, aber dann war es wohl doch schwieriger, als er angenommen hatte.«
    »Aber woher weißt du dann   …«
    »Es ist Maja!«, platzte David heraus. »Sie hat es mir gestern Abend gebeichtet.«
    »Maja?« Lea konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. »Deine Maja?«
    »Ich hätte es wissen müssen«, meinte David. »Sie ist ja ein großer Fan von diesem Thanatar und macht auch bei den Internetdiskussionen mit, wo es um versteckte Botschaften in seinen Comics geht. Der Name
Verchow
war ihr aufgefallen, weil er praktisch in jedem Comic irgendwo erscheint, und außerdem der Sichelmond, der wie einC aussieht. Sie hat im Internet recherchiert und ist auf dieses Geister-Forum gestoßen, wo es um die Erscheinung an der Landstraße in Verchow ging. Seitdem war sie überzeugt, dass Thanatar auf das verschwundene Mädchen anspielt.«
    »Aber wieso hat sie dann
mir
geschrieben? Sie kennt mich doch gar nicht.«
    »Na ja   … sie wusste, dass die Polizei sie nicht ernst nehmen würde, und dachte, dass

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