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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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die Dunkelheit. Er lief hinter den Pavillon und suchte Deckung. In geduckter Haltung, die Waffe nach vorn gerichtet, suchte er krampfhaft nach dem Täter. Die Schwärze der Nacht ließ nur ein paar Meter unzureichende Sicht zu, so dass Nettgen nicht die geringste Chance hatte, ihn aufzuspüren.
    Er wartete, ließ nicht von seiner Waffe ab, lauschte, hörte aber nur die Totenstille der Nacht. Nach einigen Minuten griff er nach seinem Diensthandy und alarmierte den Notarzt sowie seine Kollegen. Dann legte er sich auf den Boden und robbte sich Zentimeter für Zentimeter auf El-Dhamosis zu. Unzählige Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er musste damit rechnen, dass ihn der Täter mit einem Nachtsicht-Zielfernrohr noch immer im Visier hatte und jeden Moment seinen tödlichen Pfeil abschießen konnte. Als er in greifbarer Nähe von El-Dhamosis angelangt war, fühlte er zuerst den Puls. Er konnte nichts mehr für ihn tun.
    Seine Hand glitt in die Jacke und er tastete die Innentaschen nach Papieren oder anderen Anhaltspunkten ab. Er spürte einen Umschlag an seinen Fingern, zog ihn heraus und steckte ihn in seine Hosentasche. In einer weiteren Tasche ertastete er einen knochenharten Gegenstand, den er ebenfalls herausnahm und einsteckte. Dann wartete er, indem er wieder hinter den Pavillon kroch. Von weitem waren schon die Sirenen der Einsatzkräfte zu vernehmen. Dann rollten die ersten Fahrzeuge ein. Zuerst kam der Rettungswagen auf der Wegkreuzung zum Stillstand. Es folgten die Kollegen des Streifendienstes, dann der Einsatzwagen der Spurensicherung. Auch Thomas und Burscheidt befanden sich unter den Kollegen. Man hatte sie aus dem Bett geklingelt, nachdem Nettgen den Mord gemeldet hatte. Burscheidt war nicht sehr erfreut, zu so früher Stunde schon wieder in den Dienst zu müssen.
    „Was ist hier los?“ , fragte er und näherte sich Nettgen.
    Nettgen war ihm inzwischen aus seinem sicheren Schutz entgegen gekommen und steckte seine Waffe zurück.
    „Herr Burscheidt, das war ein Bogenschütze. Er wollte mir wichtige Informationen im Fall der Mordserie mitteilen . “
    „Wer, der Bogenschütze? Mitten in der Nacht hier im Wald? Was machen S ie hier? Und wer ist das?“ Burscheidt deutete auf El Dhamosis.
    „Ich erhielt heute Nacht einen Anruf. Bei dem Opfer handelt es sich um einen gewissen El-Dhamosis, stellvertretender Leiter des Expeditionsteams von Jack Crampton. Er wollte mir mitteilen, wer hinter der ganzen Sache steckt. Leider ist es nicht dazu gekommen . “
    Der Boss wirkte verärgert und zeigte dies auch deutlich.
    „Nettgen, ihre Einzelgänge im Bezug auf die Ermittlungen gehen mir so langsam an die Substanz. Warum haben S ie nicht im Vorfeld agiert und die Kollegen, vor allem mich, hinzugezogen? Vielleicht wäre es dann nicht so weit gekommen und wir hätten den Schützen und die Information . “
    „Sie können mir jetzt Vorwürfe machen, wie S ie wollen!“ entgegnete Nettgen, dessen Puls auf hundertachtzig war. „Das klingt ja fast so, als hätte ich mit der Sache zutun! Wissen S ie was? Ich werde mich jetzt verpissen und I hnen morgen früh meinen Bericht auf dem Schreibtisch präsentieren!“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Nettgen wutempört den Schauplatz. Seinen hinter ihm her rufenden Chef beachtete er nicht mehr. Von unterwegs bestellte er sich ein Taxi und fuhr nach Hause. Daheim war sein erster Gedanke der Umschlag, den er bei El-Dhamosis gefunden hatte. Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und holte ihn hervor. Lange richtete er unschlüssig seinen Blick darauf, bevor er ihn öffnete. Er war gespannt auf den Inhalt, hatte jedoch Angst, es könne etwas Unwichtiges sein, das ihn keinen Schritt weiter brachte. Schließlich öffnete er ihn. Nettgens Blick fiel auf ein Stück Papier, das auf den ersten Blick unzusammenhängendes Gekritzel darstellte. Das Blatt war auf beiden Seiten mit einem Text in einer Fremdsprache versehen. Die Schrift erinnerte ihn an arabisch, denn das Geschnörkel und Bruchteile von Wörtern hatte er in Ägypten gesehen.
    Ein Beizettel , der sich gefaltet dahinter befand, erregte seine Aufmerksamkeit. Schnell wurde ihm klar, dass dies die Übersetzung des herausgerissenen Papiers war, denn der Beizettel war mit einem persönlichen Vermerk von El Dhamosis versehen. Nettgen las: Den Wächtern der Kammer entgeht kein Eindringling, der die Stätte entweiht. Alle Augen sehen den Feind, der den Tod findet und der da geht in die Unterwelt.
    Nettgen traute seinen

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