Das Wing 4 Syndrom
Malili viel schwierigere Probleme bot als nur die Erzeugung von Erdreich.
„Die werden wir alle lösen“, versprach sie. „Der neue Perimeter wird das Areal der Zone verdreifachen. Die UV- und Laserschirme sind bereits eingerichtet, und die Neutronensprengungen haben wir hinter uns. Wir warten jetzt nur noch, um ganz sicher zu sein, daß das ganze Areal wirklich steril ist. “
Der Eifer brachte ihr von den Strahlen gebräuntes Gesicht zum Leuchten.
„Der Admiral beabsichtigt, aus der Eröffnung ein besonderes Fest zu machen. Der Navarch kommt auf der Vorn Fortune zu uns – das ist unser neues Flaggschiff. Ich habe Plätze für uns reserviert, aber die Raumfähren starten erst am Dämmertag. Wir werden den Rest der Sonnenzeit hier verbringen.“
Sie wollte die Hütte, die ihr Onkel am Seeufer besaß, wohnlich einrichten. Sie versuchte, sie ihm zu zeigen. Er fand den grünen Punkt, wo sie stand, ein Vorsprung an der schwarzen Kraterwand, aber das Gebäude selbst war zu weit entfernt, als daß er es hätte sehen können. Sie könnten auf dem See segeln und sich in den Garten legen, sagte sie, und so die schönste Jahreszeit von Kai genießen.
„Ich hatte schon immer vor, dich zu heiraten, seit wir damals in Greenpeak gemeinsam Schwabber waren.“ Sie hatte sich von der Reling zu ihm herumgedreht, und ihre Augen waren von ihren Gefühlen ganz dunkel. „Ich weiß, daß du mich immer gemocht hast …“
Sie hatte sein Gesicht gesehen, und ihre Stimme begann zu stocken.
„Ich … ich liebe dich, Chel.“ Seine Stimme zitterte. „Aber ich kann dich nicht heiraten.“
„Bist du immer noch verrückt?“ Die Verärgerung ließ sie unter der Bräune erbleichen. „Wegen der Humanoiden?“
Er konnte nicht von dem Mono-Pol sprechen.
„Sie haben deinen Vater getötet, Chel. Ich hoffe, ich kann meinem eigenen Vater dabei helfen, sie unserem Planeten fernzuhalten.“
„Du bist nicht bei Sinnen.“ Sie wandte sich einen Augenblick lang ab, bückte zum See hinaus, und ihr kantig wirkendes Kinn zitterte. „Aber ich bin einen weiten Weg gekommen, um dich zu sehen, Keth.“ Jetzt sah sie ihn wieder an. „Wir werden nie erfahren, was aus meinem Vater geworden ist. Wir müssen unser eigenes Leben leben. Hör mir bitte zu.“
Von Mitleid gepeinigt, konnte er nur nicken.
„Du hast Zelyk kennengelernt, meinen dicken Vetter. Jetzt ist er Flottenkommodore – er wird die Fortune befehligen. Er will mich heiraten. Aber ich … ich verabscheue ihn, Keth. Er ist ein egoistisches Ekel. Meine beiden Tanten wollten immer, daß wir heiraten, um so die Flotte zusammenzuhalten. Das war einer der Gründe, weshalb ich in die Zone ging – um ihm nicht nahe sein zu müssen, ihm und seiner klebrigen Art von Liebe.“
Ihre Finger griffen nach seinem Arm.
„Der Admiral mag dich, Keth. Er hat mich dazu ermutigt hierherzukommen und möchte uns auf Malili haben – es ist ihm egal, wenn wir meine Tanten unglücklich machen.“ Ihre feuchten Augen suchten wieder sein Gesicht, und ihre Stimme begann jetzt zu zittern. „Ich habe dich immer geliebt, Keth. Aber die Familie, die Familie …“
Sie brachte kein Wort mehr heraus und wandte den Blick ab.
„Ich glaube … ich glaube, ich muß es dir sagen, Chel.“
Seine Stimme stockte. „Ich habe … ein Leleyo-Mädchen kennengelernt. Sie studiert hier. Ich habe mich verliebt …“
„In Nyin?“ Ihre Hand zuckte von seinem Arm zurück. „Die Spionin?“
„Wenn sie eine Spionin war.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe über die Zone mit ihr gesprochen. Sie … ihre Leute wollen uns nicht auf ihrer Welt, wo wir ihre Art von Leben töten, damit wir sie verdrängen können …“
„Diese Dschungelschlampe!“ Ihre ganze Verachtung platzte aus ihr heraus. „Jeden Mann, den sie sieht, ködert sie mit ihrer stinkenden Nacktheit. Mein Onkel hat mir gesagt, wie sie sich an ihm vorbeigeschlichen, die Akademie düpiert und die Schiffswache an der Nase herumgeführt hat und wie sie schließlich entkam. Ich hoffe … ich hoffe, du hattest Spaß an ihr!“
Sein eigener Zorn ließ ihn stumm bleiben.
„Was für ein Idiot du doch bist!“ Sie trat einen Schritt von ihm zurück, die Arme über der Brust gefaltet. So lieblich wirkte sie in ihrem Groll und doch so tief verletzt, daß er sich danach sehnte, sie in die Arme nehmen zu dürfen.
„Chel“, flüsterte er, „Chel …“
„Vielleicht bin ich der Narr“, murmelte sie bitter, „daß ich dich liebe – wo ich doch immer
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