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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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erkannte, daß du ein Weichling bist, der sich nicht entscheiden kann. Du hast dir nie genügend Mühe gegeben. Für nichts. Du wirst nie ein Führer in der Flotte sein. Trotzdem …“ Ihre zitternden Hände streckten sich ihm entgegen. „Wenn du mit mir kommen willst – deine letzte Chance, Keth!“
    Mit feuchten Augen wartete sie.
    Er suchte nach Worten, fand nichts, was er sagen konnte. Es war richtig, daß er nie eine Flotte leiten würde. Das hatte er auch nie gewollt. Der Trieb, über andere zu herrschen, hatte ihn nie besessen. Vielleicht, weil er wußte, wie schmerzhaft es war, beherrscht zu werden. Es hatte ihm nie Freude bereitet, jemanden zu verletzen, aber jetzt konnte er ihren Gefühlen nicht helfen. Sie war schön und ihm immer noch lieb, aber sie war nicht Nera Nyin.
    „Das wär’s dann.“ Sie atmete schwer. „Ich hoffe … ich hoffe, daß es dir nie leid tut.“
    „Es tut mir jetzt schon leid.“
    Mit geballten Händen sah er ihr nach, wie die Türen sie verschluckten. Dann drehte er sich langsam um und blickte über die Reling zu der Hütte hinüber, wo sie sonst ihre Flitterwochen verbracht hätten, sortierte seine Gefühle auseinander.
    Er hatte sich nie danach gesehnt, ein Mächtiger auf der Brücke oder der Eigentümer einer Flotte zu werden. Sein ganzes Mitleid galt ihr. Sie hätte ebenso schön sein können wie Nera Nyin, dachte er, wenn sie frei aufgewachsen wäre. Es schien ihm, daß das Leben von Kai sie zu grausam beengt hatte, und das, obwohl sie einer der besten Familien angehörte. Die strengen Forderungen von Schiff und Schule, Flotte und Familie hatten sie für immer verkrüppelt – so wie es ihm auch hätte widerfahren können, erinnerte er sich, wären jene glücklichen Umstände nicht gewesen, die ihm den Mono-Pol und jene Nacht mit Nera Nyin beschert hatten.
    Am nächsten Morgen, als er von der Messe zum Unterrichtsgebäude ging, begegnete er ihr, als sie aus dem Büro des Kommandanten kam. Jetzt, da ihre Tränen versiegt waren und sie den Jumpsuit gegen ein gutgeschnittenes grünes Kostüm getauscht hatte, wirkte sie selbstbewußt und sicher. Er erinnerte sich an das eine Mal, wo sie einander nackt gesehen hatten, und empfand einen seltsamen kleinen Schmerz. In einer anderen Art von Welt hätte sie ihm so wunderbar wie Nera werden können.
    „Keth!“ Sie kam auf ihn zu, um ihm die Hand zu schütteln, und ihr Händedruck war warm und fest. „Ich wollte Lebewohl sagen. Ich will mit Zelyk auf der Darkside jagen, bis es Zeit ist, an Bord der Fortune zu gehen.“
    „Ich wünsche dir Glück, Chel.“ Seine Stimme klang steif und unnatürlich. „Dir und … wem auch sonst immer.“
    „Wenn du das tust …“ Ihr Gesicht zuckte und spannte sich dabei. „Wenn du das tust, bist du trotzdem ein Narr.“ Sie wandte sich langsam ab, drehte sich aber noch einmal um. „Du hättest …“ Dann brach ihre Stimme. „Es wird uns beiden leid tun!“ Damit ließ sie ihn stehen.
    Manchmal wünschte er sich beinahe in den leeren Tagen, die sich anschlössen, er wäre mit ihr nach Malili gegangen. Nichts kam von Cyra und seinem Vater oder von Nera Nyin. Ohne einen Flottenkontrakt konnte er sich nie für den Weltraum ausbilden lassen. Chelnis Zukunft würde vielleicht glanzvoller sein als die seine, dachte er, und das trotz ihres ekelhaften Vetters.
    Der Dämmertag kam, und das Holo zeigte den Navarchen auf Terradeck, der ersten Etappe des offiziellen Besuchs in der Zone. Die Reporter erwähnten nichts von Chelni, aber einmal sah er sie, wie sie über eine Rampe der Raumfähre hinaufging. Sie schritt weit und wirkte selbstbewußt. Oben an der Rampe angelangt, wandte sie sich einen Augenblick lang um und hob eine Hand mit einer seltsam langsamen Geste, ehe sie verschwand. Ob das Winken für ihn bestimmt war, fragte er sich mit einem Klumpen in der Kehle.
    Eines Abends saß er allein in seinem Zimmer. Er hatte für eine Prüfung in Astronavigation zu arbeiten und kam sich ein wenig verloren vor, weil er keine Hoffnung hatte, das, was er lernte, je einzusetzen, als eine Sondermeldung sein Tutorenband unterbrach.
    „Wichtige Meldung! Vorn Fortune verschollen!“
    Der Holokopf eines beunruhigten Reporters schob sich an die Stelle des Astronomen. Schiffsbeamte und leitende Persönlichkeiten der Flotte bestätigten, daß die Radioverbindung mit dem Raumschiff unerklärlicherweise unterbrochen sei. Alle Sendungen waren vor zwei Tagen abrupt abgerissen, als das Schiff die Fluchtgeschwindigkeit

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