Das Wing 4 Syndrom
erreicht hatte. Die Nachricht war auf Bitten der Behörden verzögert worden, die immer noch erklärten, sie sähen keinen Anlaß für Unruhe.
Die Fortune die sich auf ihrer Jungfernfahrt befand, wurde von Kommodore Zelyk Zoor befehligt und war mit allen nur vorstellbaren Sicherheitseinrichtungen ausgerüstet. Sämtliche Systeme waren gründlich erprobt worden, ehe der Navarch sich an Bord begab. Und es gab keinerlei Hinweise auf Defekte. Die Beobachter auf den Satellitenstationen von Kai und Malili hatten nichts Ungewöhnliches gesichtet.
Die Schiffsbehörden dementierten jede mögliche Verbindung mit dem nie aufgeklärten Verschwinden des Sternenschiffs Kyrone vor einem Dutzend Jahren. Sie wiesen alle Andeutungen, daß die Humanoiden dafür verantwortlich sein könnten, indigniert zurück. Die Kyrone war auf einem langen, gefährlichen Flug zu den unerforschten Welten des Drachen verlorengegangen. Hier, zu Hause sozusagen, sah sich die Fortune keinerlei Gefahren dieser Art ausgesetzt. Man rechnete bald mit der Nachricht ihrer sicheren Ankunft im Malili-Orbit. Jedenfalls bestand keinerlei Notwendigkeit, den beinahe in Vergessenheit geratenen Schutztrupp wieder ins Leben zu rufen.
„Nennt sie doch den Verbrechertrupp!“ Ein sarkastisch wirkender Mann der Schiffswache blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Holokamera. „Eine Bande raffinierter Erpresser, die ein fünfhundert Jahre altes Gangstergeschäft betreiben. Jetzt sind sie in den Untergrund gegangen, weil sie vom Schiff nicht mehr unterstützt werden, spielen aber immer noch dasselbe alte Spiel. Du mußt bezahlen, sagen sie einem, sonst erwischen dich die Humanoiden. Ihr augenblicklicher Anführer ist ein Gangster, der sich Ryn Kyrone nennt und diesem guten, alten Namen Unehre macht. Im Augenblick versteckt er sich vor einer Mordanklage, tönt aber immer noch von der Humanoiden-Gefahr.“
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Tachyonen-Kompass Ein Gerät, um entfernte rhodomagnetische Strahlungsquellen durch Felddifferentialeffekte an einem Rhodo-Mono-Pol zu entdecken.
Der dröhnenden Zuversicht jener Sprecher des Schiffes zum Trotz erreichte die Vorn Vortune Malili niemals. Suchfahrzeuge fanden kein Wrack, keinerlei Hinweise auf Sonnenausbrüche, Meteorströme oder sonstige Gefahren des Raumverkehrs, auch keine Humanoiden. Die Brücke versammelte sich, um den verschollenen Navarchen durch einen provisorischen Regenten zu ersetzen, und Vorn Voyagers setzten ein Jahr mit der Dividendenzahlung aus.
Detektive der Schiffswache suchten Keth noch zweimal auf, um ihn Cyras und seines Vaters wegen zu verhören, aber er hatte ihnen nichts zu sagen. Sein letztes Jahr auf der Akademie schleppte sich dahin. Er besuchte seine Vorlesungen, träumte manchmal von Nera Nyin und erwachte einmal des Nachts, als ihn ein Alptraum von Humanoiden plagte, die Chelni Vorn verfolgten.
Die Abschlußfeier lag nur noch wenige Tage in der Zukunft, als eine Tonkarte für ihn eintraf. In der Hoffnung, daß sie von Cyra und seinem Vater war, vielleicht sogar von Nera, schob er sie hastig mit der falschen Seite voran in das Lesegerät. Als er sie schließlich richtig eingeführt hatte, hörte er Schwester Vesh.
Ihre zitternde Stimme sagte, sie habe ihn stets geliebt. Sie bettelte förmlich darum, sie zu besuchen, ehe es zu spät sei. Sie hatte eine Fahrkarte in der Röhrenbahn für ihn gekauft und gab ihm eine Adresse in Terratown an.
Die Fahrt nahm nur eine Stunde in Anspruch. Er fand ihren Tunnel in einer ziemlich schäbigen unteren Etage. Obwohl er aus ihrer Nachricht geschlossen hatte, sie schwer krank vorzufinden, schien sie überraschend munter und huschte in ihrer winzigen Wohnung herum, um ihm einen Topf Eislianentisane zu kochen.
„Die Humanoiden!“ Ihre Tasse klapperte auf der Untertasse, als sie sich ihm gegenübersetzte, und ihr verschrumpeltes Gesicht zeigte die Angst, an die er sich erinnerte. „Dein Vater sagte, daß sie gekommen sind.“ Ihre alte Stimme wurde schärfer. „Ich hab’ das ja immer gewußt.“
Sein Vater wolle ihn sehen, sagte sie, aber sie müßten vorsichtig sein. Als seine Tasse geleert war, sah sie durch eine Versorgungsluke hinaus, um sicherzugehen, daß niemand ihm in den Tunnel gefolgt war, und erwischte ihn dann mit einer plötzlichen, verzweifelten Umarmung, ehe sie ihn hinausließ.
Er fand Cyra und seinen Vater in einem kleinen Einkaufsviertel auf der anderen Seite der Stadt und noch eine ganze Anzahl von Etagen tiefer, noch schäbiger. Undeutlich zu
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