Das Wing 4 Syndrom
Atem nach Bier roch, zupfte an seinem Ärmel, versuchte, ihn in eine Bar zu drängen. Er wischte ihre Hand weg und trottete weiter, um eine Gruppe von Arbeitsleuten herum, die an einer Tunnelkreuzung unter einem Nachrichtenholo standen.
„… Vorbereitungen, sie zu empfangen.“
Panik erfaßte ihn, als er die hallende Stimme hörte und die blauen Augen des Navarchen sah, die ihn direkt anzustarren schienen. Das Herz stockte ihm bis ihm klar wurde, daß das Holobild nicht sehen konnte.
„Jetzt oder nie. Wir müssen unsere Wahl treffen!“
Die Menschen blieben mit offenem Mund stehen, die Rhodo-Energie unter der weißmähnigen Maske nahm sie gefangen.
„Ich spreche für das Leben von ganz Kai.“ Die übermenschliche Stimme hallte durch die Tunnels. „Wenn wir uns für das Leben entscheiden, müssen wir einige wichtige Schritte tun. Die Brücke muß sich formell für die Annahme des Humanoidendienstes aussprechen und ein entsprechendes Gesetz erlassen. Die Flotten müssen geeignete Landeflächen für ihre Transportschiffe vorbereiten. Am dringendsten ist aber, daß die Schiffswache die paar wenigen wahnsinnigen Terroristen aufspürt, die sich ihnen widersetzen.
Sobald sie einmal angekommen sind, wird es keinen Terror mehr geben. Keine Gewalt mehr, keinen Krieg mehr, keine Krawalle und keine Streiks, denn dann wird es keine Ungerechtigkeit mehr geben, die den einen gegen den anderen treibt. Die Humanoiden versprechen jedem menschlichen Wesen totales Glück, aber das kann erst dann beginnen, wenn diese verbrecherischen Wahnsinnigen vernichtet sind.“
„Wahrscheinlich Flottenleute.“ Ein Mann im Rudergängergrün schob sich vor Keth. „Die brauchen keine Humanoiden, die haben ja uns, um sie zu bedienen.“
„… zuallererst drei der gefährlichsten Terroristen“, hallte die gestohlene Stimme des Navarchen, „Mitglieder des unseligen Schutztrupps. Ryn Kyroni und Cyra Sair sind die Anführer der Bande. Mörder sind das, Schiffsleute! Ungeheuerliche Killer!“ Der Rudermaat hielt ihm eine offene Flasche hin. Als Keth den Kopf schüttelte, hob er sie selbst an die Lippen, vergaß dann aber zu trinken.
„Erst heute haben sie vier Angehörige meines eigenen Stabes, denen ich vertraute und die ich liebte, ermordet.“ Das Abbild des Navarchen hielt inne und senkte die Augen, als empfände es Leid. „Leute, die ich ausgesandt hatte, um ihnen die erstaunliche Nachricht zu überbringen. Sie lockten sie in der Röhrenbahn in eine Falle und töteten sie mit einer geheimen Waffe.“
„Diese Schweinehunde!“ Dem Rudermaat war die Flasche entfallen, ihr Inhalt gluckerte vor seinen Füßen heraus. „Die Bäuche würde ich ihnen aufschlitzen wie tollwütigen Mutochsen!“
Keth drehte sich um und beugte sich zur Seite, um seine Befriedigung nicht zu zeigen. Jene geheime Waffe mußte ein Mono-Pol gewesen sein. Cyra und sein Vater mußten ihn eingesetzt haben, um die maskierten Maschinen unschädlich zu machen, die man ausgesandt hatte, um sie gefangenzunehmen. Vielleicht befanden sie sich immer noch in Freiheit.
„Das dritte Mitglied der Bande ist noch gefährlicher.“ Wieder hallte die Stimme von den Tunnelwänden. „Keth Kyrone, Sohn jenes Mörders und Meister derselben monströsen Kunst.“
Der Rudermaat starrte das Holo mit aufgerissenem Mund an und packte Keth am Arm.
„Hüten Sie sich vor ihm, Schiffsleute! Er verbirgt sich irgendwo unter Ihnen, wäscht vielleicht in diesem Augenblick das unschuldige Blut eines jungen Mädchens von seinen schmutzigen Händen. Die Verbrechen, die er begangen hat, sind unaussprechlich – so scheußlich, daß niemand sie glauben würde. Halten Sie Ausschau nach ihm, Schiffsleute! Töten Sie ihn, wenn Sie ihn sehen!“
„Wir werdend dem Schweinehund schon besorgen!“ Der Rudermaat zerrte wild an seinem Arm. „Nicht wahr, Maat?“
Keth zwang sich zu nicken.
„Sie werden es mir nicht glauben, Schiffsleute. Dieser Keth Kyrone hat sich als unmenschliches Geschöpf erwiesen – ein gnadenloses Ungeheuer, das sich als Mensch ausgibt. Heute nacht, während wir glücklich die Ankunft der Humanoiden feierten, erzwang er sich Zugang zu Vara Vorn.
Dort fand er ein hilfloses Opfer, allein und ungeschützt: Flottenmaat Chelni Vorn, die junge, schöne Cousine von Kommodore Vorn. Sie war mit uns an Bord der Fortune und die ganze Schiffsbesatzung liebte sie. Ich selbst hatte gewünscht, sie wäre meine Tochter.“
Die Maschine schneuzte sich und gab dabei ein leises,
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