Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
Vom Netzwerk:
Schiffswache bewegt sich hier unten nur ungern zu Fuß.“
    Obwohl er keine Fragen stellte, war sein Blick manchmal so scharf, daß Keth beunruhigt war.
    „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir“, murmelte er einmal. „Es gibt hier unten zwar viele Gesetzlose, aber ich weiß, wie man ihnen aus dem Weg geht. Es beruhigt Sie vielleicht, Sir, wenn ich Ihnen sage, daß das Gesetz des Schiffes auch hierher reicht. Sie sehen zwar keine Gesetzesbeamten, aber viele Schiffsratten sind bezahlte Informanten. Manche lassen sich für Lügen bezahlen, die sie über ihre Freunde verbreiten. Böse Männer, Sir.“ Er spuckte aus. „Schlimmer als die Gesetzlosen.“
    Sie traten auf einen ausgetretenen Pfad, der sich zwischen Abfallhügeln von den Wohnhöhlen hindurchwand, links und rechts von sich Haufen von übelriechendem Unrat und verrostendem Schrottmetall. An einer Tunneldecke blieb der Junge stehen und sah sich um.
    „Ihr Freund ist ohne Zweifel in Sicherheit, Sir. Die Bilgen bieten uns viele Möglichkeiten, uns am Leben zu halten. Da gibt es zum Beispiel die Sozialstationen der Brücke, wo man sich anstellen kann, um Preßwürfel aus Düngerscheiße gegen Quotenmünzen zu tauschen. Dann sind da die Abfallager der Flotte, wo halbverdorbene Lebensmittel und beschädigte Waren aller Art sehr billig verkauft werden. Und die Wohlfahrtsstationen, wo man häufig gebrauchte Kleider und Bänder umsonst bekommt. Ich selbst war in einer Wohlfahrtsschule.“
    „Du mußt ein sehr guter Schüler gewesen sein.“
    „Danke, Sir. Ich habe mir das Lesen selbst aus Flachdruckklassikern beigebracht, die ich in einer Abfalltonne fand. Ich hatte einmal gehofft, daß ich die Prüfung zum Schiffsmann schaffen würde. Das ging früher einmal, wenn man lesen konnte und genügend Punkte für die Gebühren und kleinen Aufmerksamkeiten für die Prüfer hatte.“
    „Ging?“ Keth runzelte die Stirn. „Jetzt nicht mehr?“
    „Es gibt jetzt keine Schiffsleute mehr“, sagte ihm der Junge ernsthaft. „Keine Oberdeckklassen oder Arbeiterklassen oder Schiffsränge. Die Humanoiden sind ja gekommen, um allen gleichermaßen zu dienen.“
    Keth entschied sich dafür, darauf nicht einzugehen.
    Der Junge schien sich zwar auszukennen, aber sie brauchten doch länger, als er erwartet hatte. Ein paarmal machten sie halt, zweimal, um Melonade in Flaschen zu kaufen, die von abgehärmten Frauen feilgeboten wurde, die dem Jungen freundlich zulächelten und Keth seltsam musterten. Und einmal, um eine Handvoll Sonnenpflaumen zu kaufen, die nur ein wenig überreif waren. Und dann noch einmal, um einen Teller mit einer Brühe zu kaufen, den ein Verkäufer mit einer fettigen Schürze als Mutochseneintopf bezeichnete. In Wirklichkeit schmeckte das Zeug bitter wie die Erbsensuppe in Greenpeak an den Tagen, wenn der Koch sie hatte anbrennen lassen.
    „Sollten wir nicht schon da sein?“ fragte Keth zuletzt. „Ich habe die Kreuzungen gezählt, und wir müßten doch eigentlich weit genug gegangen sein.“
    „Nein, noch nicht Sir!“ Der Junge musterte ihn leicht beleidigt. „Ich würde Sie niemals in die Irre führen, Sir. Ich sehe nur, daß Sie sehr müde sind, und Sie scheinen die Entfernung falsch eingeschätzt zu haben. Das Raumdeck liegt noch ein paar Kilometer entfernt. Wir müssen einen Ort finden, an dem Sie ein wenig schlafen können.“
    Der Ort, den sie fanden, nannten sich „Begs Betten.“ Der Name war in großen Lettern in Leuchtfarbe über die Tunnelwand gepinselt, und dahinter gab es eine Reihe von aus dem Felsgestein gehauenen Höhlen. Beg selbst war ein kräftig gebauter, beinloser Schwarzbart in einer Art Hängematte, die sich an einem Kabel entlang bewegte, das vor den Höhlen gespannt war.
    „Sie werden hier gut schlafen, Sir“, versprach ihm der Junge. „Beg ist mein Freund. Und ich selbst werde vorn am Eingang liegen und aufpassen.“
    Obwohl er eigentlich widersprechen und ragen wollte, daß er die Entfernung schon richtig einzuschätzen vermochte, war er plötzlich zu müde, um noch weiterzugehen. Zehn Münzen schienen ihm für das übelriechende Loch im Felsen ein viel zu hoher Preis, aber der Junge erklärte, er sei angemessen. Etwas beunruhigt kroch er hinein. Das Bettzeug selbst roch wie verfaultes Heu, aber er spürte wenigstens keine Insekten. Vielleicht sollte er dem Jungen wirklich nicht mißtrauen …
     
    „Aufwachen, Schiffsmann!“ schrie Beg von seiner Hängematte aus. „Alles raus!“
    Keth setzte sich auf und stieß

Weitere Kostenlose Bücher