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Das Winterhaus

Das Winterhaus

Titel: Das Winterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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auf. Rosenblätter taumelten, vom Regen losgerissen, ins Gras. Der Rasen war zu einem vielfarbigen Teppich geworden: rosa, aprikosenfarben, weiß und rot. Der Wind wirbelte die Blütenblätter in die Höhe und verstreute sie unter Bäumen und Büschen.
    Die Dienstboten waren gegangen; sie waren wieder allein.
    Maia sagte: »Wir können zu Bett gehen, wenn du möchtest, Hugh.«
    Mit trockenem Mund und klopfendem Herzen wartete sie auf seine Antwort. Sie sah ihn nicht an.
    Er sagte endlich: »Darum geht es mir nicht«, und sie wußte nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert war. Sie lächelte beinahe bei dem Gedanken, wie viele Männer sie in den vergangenen Jahren zurückgewiesen hatte, nur um jetzt erfahren zu müssen, daß der eine Mann, den sie in ihrem Bett ertragen könnte, sie nicht haben wollte. Dann fügte er hinzu: »Ich meine – natürlich wünsche ich es mir. Ich begehre dich mehr als alles auf der Welt, Maia. Aber du weißt, daß ich ein ziemlich konventioneller Mensch bin. Ich will keine heimliche Affäre. Ich möchte dich heiraten.«
    Er stand am Rand der Terrasse. Wasser, das von der Glyzinie herabtropfte, färbte sein Haar dunkel. »Hugh«, sagte sie, »komm doch rein. Du holst dir noch den Tod.« Ihre Stimme zitterte.
    Die Hände aneinandergepreßt, saß sie da und versuchte Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Er kam über die Terrasse zu ihr und kniete vor ihr nieder. Sie sagte leise: »Ich dachte, wir wären Freunde .«
    »Das waren wir. Ich wollte das nicht, Maia, aber es ist nun mal geschehen, und es gibt kein Zurück. Ich kann jetzt nicht mehr so tun, als wäre ich nur ein Freund von dir. Ich kann dich nicht täuschen. Ich könnte dich niemals täuschen.«
    Sie wandte sich ab, weil sie ihn ihre Augen nicht sehen lassen wollte. Sie hatte soviel Glück und Qual zugleich in den seinen gesehen. »Es hat sich nichts verändert«, flüsterte sie. »Alles kann bleiben, wie es war.«
    Er stand auf. Die Hände in den Hosentaschen, ging er wieder hinaus und blickte in den Regen. Sie konnte die Tropfen auf das Glasdach trommeln hören wie Schrotkörner.
    »Maia, was zwischen uns ist, kann entweder wachsen oder absterben – aber es kann nicht unverändert bleiben. Wir haben einen Wendepunkt erreicht. Wir können nichts ungesagt oder ungeschehen machen.«
    Sie erinnerte sich der Berührung seines Mundes, des salzigen Dufts seiner Haut.
    »Wenn du mich nicht willst, dann sag es. Ich werde keine Szene machen. Ich werde einfach wieder der alte Hugh Summerhayes werden, ein verknöcherter alter Schulmeister. Nur werde ich mir vielleicht einen Posten auf den Äußeren Hebriden suchen oder so. Aber ich würde dir niemals Schwierigkeiten bereiten.«
    Maia erinnerte sich, wie einsam sie sich gefühlt hatte, bevor Hugh in ihr Leben getreten war. Wie groß und leer ihr dieses Haus erschienen war. Wie ihre Träume sie gequält hatten, wie sie den Lebenden das Gesicht ihres toten Mannes aufgedrückt hatte. Sie schauderte bei der Vorstellung, dahin zurückzukehren.
    Die Radiomusik mischte sich mit dem Prasseln des Regens.
    »Ich kann nicht mehr der werden, der ich einmal war«, sagte er, »weil das Zusammensein mit dir mich verändert hat. Dich zu lieben – vielleicht ein klein wenig von dir geliebt zu werden – hat mich verändert. Wenn ich glauben könnte, daß du mich nur ein wenig liebst … du bist so schön, Maia, so stark. Wenn ich bei dir bin, bin auch ich stark.«
    Sie dachte, daß auch sie sich verändert hatte. Konnte sie der Mensch werden, für den er sie hielt? Sie erinnerte sich der Worte, die sie zu Liam Kavanagh gesagt hatte: Ich werde nie wieder heiraten.
    »Heiraten …« Sie lachte unsicher. »Ich habe kein Talent für die Ehe. Ich war Vernon keine gute Frau. Ich habe dir gesagt, daß ich ihn gehaßt habe, und es ist wahr. Aber eine Frau sollte ihren Mann nicht hassen, nicht wahr? Ich hatte Angst vor ihm, und ich hatte vorher eigentlich noch nie vor jemandem Angst gehabt. Er hat mich mißhandelt.«
    Er sagte: »Das dachte ich mir schon«, und sie sah ihn erstaunt an.
    »Du scheust vor jeder Berührung zurück«, erklärte er. »Es ist, als erwartest du von einer menschlichen Berührung Schmerz statt Trost.«
    »Ich habe Vernon seines Geldes wegen geheiratet, und er hat mich geheiratet, weil ich sehr jung und naiv war. Wir waren beide voneinander enttäuscht. Das Geld war mir nicht genug – und ich –« Maia stockte. »Ich war ihm nicht fügsam genug.«
    Sie konnte ihn nicht ansehen, aber sie

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