Das Wispern der Schatten - Roman
von einem Dämon leiten!«
Torpeth sprang von seinem Felsen herab und stürzte sich auf den Prediger.
» Nur zu, Heide!«, kreischte der Prediger und stemmte sich gegen den Anprall des Windes und den anstürmenden Heiden. Aber sein Mantel flatterte um ihn auf, und die Luft hob ihn beinahe vom Boden hoch. Seine Fußballen schleiften über den Pfad, als er rückwärts auf den Abgrund zugerissen wurde. Jetzt stand er auf den Zehenspitzen und wankte auf der Kante. Erst sackte ihm das Herz in die Hose, dann drehte sich ihm der Magen um. Er schrie den Erlösern zu, einzugreifen und ihm das Leben zu retten.
Torpeth stieß mit den Beinen des Predigers zusammen und schlang die Arme eng darum. » Mächtiger Wandar, vergib ihm! Er weiß nicht, was er sagt. Er stammt aus einer anderen Welt als der unseren. Sein Verstand ist von einem hochmütigen Reich geformt worden, das das Volk dem Geas entwunden hat! Ihn zu töten wird ihm keine Lehre sein.«
» Lass mich los, du rotznäsiger Heide! Ich brauche die Vergebung deiner Dämonen nicht. Mein Glaube wird mich aufrecht halten. Wandar also, Heide? Er sollte besser Wenn-denn-überhaupt-da heißen!«
Der heulende Wind warf sie zu Boden, riss sie dann wieder hoch und schleuderte sie weit in die Luft empor. Der Prediger landete unbeholfen auf Torpeth, dem es den Atem verschlug, als die Luft aus ihm herausgepresst wurde. Der Wind peitschte wieder auf den Prediger ein, drückte ihn grausam nieder und rammte seinen Ellbogen in Torpeths Rippen.
» Bitte ihn um Vergebung, du Narr, sonst sind wir beide todgeweiht!«, hustete Torpeth gequält. » Ich kann das nicht mehr viel länger aushalten. Wen kümmert es schon, ob er Gott oder Dämon ist! Kannst du Wandars Kraft nicht sehen?«
» Was, soll ich etwa eine vorübergehende Bö anbeten?«, schrie der Prediger über den pfeifenden Wind hinweg. » Es ist nichts als ein Zufall, dass sie gerade jetzt aufkommt, da wir von den Manifestationen des Chaos sprechen. Solches Wetter ist hier oben bestimmt keine Ausnahme, also war es recht vorhersehbar…«
» Starrköpfiger Kerl!«, jaulte Torpeth. » Wenn du weißt, dass es nichts mit Wandar zu tun hat, dann weißt du auch, dass alle Worte, die du aufsagst, um Vergebung zu erbitten, so leer wie der Wind sind. Du vergibst dir nichts und begehst an nichts Verrat, gewinnst aber vielleicht viel.«
» Verrat an nichts außer meinen Prinzipien und meinem Glauben!«
» Ich gebe keinen geilen Bock um deine Prinzipien! Leere Worte sind nicht zu viel verlangt, wenn sie gegen unser Leben eingetauscht werden.«
» Die einzigen leeren Worte sind die, die ihr Heiden sprecht. Im Reich gibt es keine leeren Worte. Worte, die leer sein mögen, wenn ein Heide sie sagt, gewinnen an Gewicht und Bedeutung, wenn jemand aus dem Volk des Reichs sie äußert.«
Torpeth war ein wenig erleichtert, dass der Wind mittlerweile so laut heulte, dass er einen Großteil der hohlen Rhetorik des Predigers übertönte, aber er geriet erneut in Panik, als der Flachländer von ihm herab und auf eine Klippe zu gerissen wurde. Wolken begannen sich zu sammeln und aufzutürmen. Torpeth machte einen Satz auf den Prediger zu und verfehlte ihn.
Der Prediger wurde auf den Bauch gerollt und über einen Felsen geschleift, sodass er sich an Händen und Wange die Haut aufschürfte. Seine Beine hingen über dem Abgrund, und seine Hüften glitten ihnen nach.
» Hilfe! Mein Freund… hilf mir!«, stammelte der Prediger.
Torpeth sprang wieder auf ihn zu, schoss beinahe über das Ziel hinaus und packte Praxis beim Kragen seines Mantels. Der Prediger ergriff Torpeths Bart und zog kräftig daran.
» Aua! Lass los, damit ich zurücktreten und dich an den Händen und Armen heraufziehen kann!«
» Hilfe, Hilfe, Hilfe!«, schrie der Prediger hysterisch und trat wild um sich.
» Lass los! Du bringst uns noch beide um!«
Der Wind kreischte vor Entzücken, peitschte auf sie ein und hätte Torpeth beinahe einen Purzelbaum über den Prediger schlagen und ins Tal tief unter ihnen stürzen lassen.
» Lass mich nicht fallen! Schon gut, schon gut! Wenn ich den Wind gekränkt habe, bitte ich ihn um Verzeihung!«
Sofort legte sich der Wind, sodass es Torpeth gelang, rückwärts zu kriechen. Dann zog er, Hand über Hand, den Prediger an der Rückseite seines Mantels empor. Der Prediger wälzte sich auf den Felsen und rollte sich schwer atmend auf den Rücken.
» Komm schon, Flachländer. Wir müssen weg von hier, bevor der launische Wind es sich anders
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