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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wäre noch Hannah Shapero zu nennen, die nicht nur meine bevorzugte Illustratorin für Darkover-Bücher ist, sondern auch einen Roman verfaßt und in Umlauf gebracht hat, wie ich bei der Darkover-Convention 1992 herausfand. Vielleicht glaube ich aber nur, sie seien Ausnahmen, weil ich selbst so gar kein zeichnerisches Talent besitze?
    Ob es nun selten vorkommt oder nicht, sei dahingestellt; jedenfalls besteht kein Zweifel, daß Cindy über beide Talente verfügt. Wie schon gesagt, habe ich eine ihrer Geschichten in dem ersten Darkover-Band abgedruckt, und auch die handelte von einem Chieri. Gerade dieses Thema wird von anderen Autoren nur selten besonders geglückt dargestellt. Aber Cindy (die übrigens zur Zeit bei mir lebt und, wie ich unumwunden zugebe, mindestens ebenso gut kocht wie ich – auch das gehört zu ihren zahlreichen Talenten) ist es meiner Meinung nach gelungen. Aber urteilen Sie selbst!
     
     
     
    Auf unerklärliche Weise war Chiaryl tieftraurig, als er Merilys dabei beobachtete, wie sie, trittsicher wie ein Reh, den Abhang hinunterlief. Es erschien ihm noch gar nicht so lange her, daß er das Menschenkind einsam und verlassen im tiefen Wald, der sein Zuhause war, gefunden hatte. Die Eltern des Mädchens waren beide tot. Es war töricht und leichtsinnig von ihnen gewesen, sich, ganz ohne Begleitschutz, so tief in die Wildnis vorzuwagen; aber soviel er von dem Mädchen erfahren hatte, die damals neun oder zehn Jahre alt war, hatten ihre Eltern aus Angst vor den eigenen Verwandten Zuflucht in den unwegsamen Wäldern der Berge gesucht. Sie hatten alles auf eine Karte gesetzt und verloren; und auch das Kind wäre verloren gewesen, wenn nicht Chiaryl eingegriffen hätte. Aber inzwischen war der Chieri drauf und dran, seinen Entschluß zu bereuen, das fremde Kind angenommen zu haben.
    Chiaryls Volk war einst mächtig und lebenstüchtig gewesen, aber mit den Jahren waren die wenigen Überlebenden immer trübsinniger geworden. Zurückgezogen und vereinzelt beklagten sie das Los ihrer untergehenden Rasse und Welt. Sie waren Zwitterwesen – einem männlichen Zyklus folgte ein weiblicher, und dann ein dritter, während dem sie völlig geschlechtslos blieben. Im Laufe der Zeit waren sie immer weniger geworden, da auch ihr Paarungstrieb ständig nachgelassen hatte, bis schließlich überhaupt keine Kinder mehr geboren wurden. Vielleicht war es diese unstillbare Sehnsucht nach einem eigenen Kind, die Chiaryl – damals gerade in einem weiblichen Zyklus – dazu bewogen hatte, Merilys anzunehmen. Womöglich wäre dem Kind viel erspart geblieben, wenn es damals im Schnee umgekommen wäre, oder wenn der Chieri, da es sich zur Rettung verpflichtet gefühlt hatte, das Mädchen wenigstens zu den Menschen zurückgebracht hätte. Aber das ließ sich jetzt alles nicht mehr ungeschehen machen. Sie hatte Merilys in ihr Herz geschlossen, und er mußte jetzt die Konsequenzen tragen.
    »Schau, Chiaryl, was Chacka zum Essen gefunden hat«, sprudelte Merilys glücklich hervor, als sie den Abhang wieder herauf kam. Sie hielt ihm einen riesigen, braunen Pilz hin. »Da hinten unter den Bäumen gibt’s noch mehr davon.«
    Das Kyrri zockelte dem Mädchen hinterher. Seine Rasse hatte mit den Chieri einige Gemeinsamkeiten, war aber längst nicht so hoch entwickelt. Chacka hatte nun schon fast sechs Jahre lang auf Merilys aufgepaßt; auf Chiaryls Geheiß folgte er dem Mädchen überall hin und war ihr dabei gleichzeitig Spielkamerad und Beschützer.
    »Was für ein alter Brummbär du doch bist«, hänselte sie ihn und zerzauste dabei das Fell des Kyrri, das sich so ganz anders als die seidig glatte Haut der Chieri anfühlte. Überhaupt unterschieden sich die beiden in ihrer äußeren Erscheinung völlig. Chiaryl war groß gewachsen, elfenhaft schlank und wirkte mit seinem langen, silberweißen Haar und den grauen Augen selbst in seiner männlichen Phase eher zerbrechlich. Chacka hingegen war stämmig gebaut und besaß einen struppigen weißen Pelz sowie dunkle, stechende Augen.
    Du solltest zu deinem Gefährten etwas freundlicher sein. Chiaryls milder Tadel blieb unausgesprochen. Er ist in mancher Hinsicht nicht so gewandt wie du.
    »Es tut mir leid«, erwiderte Merilys, die Chiaryls Gedanken auch unausgesprochen erfassen konnte. »Ich bin nur so aufgeregt! Ich habe schon so lange keine Menschen mehr gesehen.«
    Bist du denn so unglücklich hier, meine Kleine? Der Chieri senkte seine Frage sanft wie eine Feder in die Gedanken des

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