Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Delfins, der scheinbar bewusst langsam an ihm vorbeischwamm. Es machte den Eindruck, als würde der Fisch den Gruppenleiter verstehen. Er schien förmlich auf Johns Hand zu warten. Als John sich richtig festhielt, startete der Fisch seinen inneren Motor. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zog er John durchs Wasser. Es spritzte links und rechts am Kopf des Delfins vorbei, er teilte förmlich die Wellen. Es war wie der Ritt auf einem Jetski. Doch John ließ nicht los. Er umarmte den Körper des Fisches mit allen Kräften. Dann tauchte er ab. John, der immer noch auf dem Rücken des Tieres saß, bekam etwas Angst, doch nach ungefähr fünf Metern unter Wasser änderte das Tier plötzlich seine Richtung und schwamm senkrecht auf die Wasseroberfläche zu. Kurz nach dem Durchdringen der Oberfläche vollführte das Mensch-Fisch-Duo einen Raketenstart in Richtung Himmel. Eine gewaltige Flutwelle bestehend aus Endorphinen und Adrenalin wurde John von seinem vor Freude fast zerspringenden Herzen durch die Adern gejagt.
John hatte noch nie in seinem Leben so laut geschrien. Er flog in hohem Bogen durch die Luft, konnte sich dabei am Delfin nicht mehr festhalten und landete mit einem großen Klatsch wie eine Bombe im Wasser. Ein unbeschreibliches Gefühl durchschoss ihn. Am liebsten wäre er direkt wieder auf den Delfin gestiegen und hätte das gleiche noch einmal erlebt. Doch die Fische verabschiedeten sich mit Geschnatter von ihm und zogen davon. Für John war es das unglaublichste Erlebnis, das er jemals in seinem Leben durchgestanden hatte. Noch nie war er auf einem Delfin geritten, geschweige denn wurde er von einem Fisch durch die Luft katapultiert. Ein schöneres Erlebnis konnte er sich im Moment nicht vorstellen. Langsam aber stetig verpuffte die Wirkung der Endorphin-Adrenalin-Explosion in seinem Körper. Erst jetzt merkte er, dass der Aufprall einige Schmerzen zwischen seinen Beinen verursacht hatte. Doch das erweckte momentan nicht sein geringstes Interesse.
Dieses Erlebnis nimmt mir keiner! Nur leider hat es keiner meiner Freunde gesehen.
An Bord des Schiffes klappte der Kapitän gerade das Visier seiner Videokamera zu. Er hatte das Delfinreiten erfolgreich eingefangen.
»Ich habe alles gefilmt. Du kannst es zuhause Deinen Eltern vorführen. Ich hoffe, es ist alles scharf geworden!«, rief der Kapitän ihm zu und zeigte mit dem zweiten Finger auf die Videokamera in der anderen Hand.
»Mein Freund, Du bist genial! Ich danke Dir! Du bist mit Geld nicht zu bezahlen«, rief John zurück und klatschte dabei in die Hände.
Erfrischt wie noch nie in seinem Leben kletterte John die Leiter am Tauchboot hoch, um wieder an Bord zu gelangen. Noch immer kribbelte seine Haut. Mittlerweile waren auch weitere Taucher, unter anderem Sally und Franklyn sowie seine Freundin Carla an die Reeling getreten. Sie hatten zwar von seinem Flug durch die Luft nichts mitbekommen, doch die Geräuschkulisse, die John verursacht hatte, als er durch die Luft flog, hatte gezwungenermaßen ihre Aufmerksamkeit erweckt.
»Hey, was machst Du so ein Gebrüll früh am Morgen?«, wollte Franklyn wissen.
»Hast Du nicht gesehen, was ich gerade erlebt habe?«, jubelte John zurück.
»Nein, habe ich nicht. Was war denn los?«
»Ich habe gerade den Führerschein im Delfinreiten bekommen - mit anschließendem Freiflug durch die Luft. Es war ein so unbeschreiblich herrliches Gefühl, das ich mit Worten gar nicht beschreiben kann. Einmalig, einfach traumhaft! Schade, dass Ihr es nicht gesehen habt. Ich bin bestimmt zehn Meter durch die Luft geflogen.«
»Na ja, jetzt übertreibe mal nicht«, sagte der Kapitän und lachte. »Aber, und das muss man dir lassen, Du bist ganz gut geflogen, das muss ich schon zugeben. Das hat vor Dir noch keiner geschafft. Ich habe Deine Aktion erfolgreich gefilmt.« Währenddessen streichelte er John ruppig über die Haare. »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch Johns Flug direkt auf dem Monitor ansehen. Alle Achtung, er hat wirklich eine glänzende Flugaktion hingelegt! Absolut sehenswert!«
»Cool!«, sprühte Carla heraus und gab auf diese Weise ihrem Erstaunen freien Lauf. »Zeig her! Bei dem Gebrüll, das er von sich gegeben hat, muss er ganz schön weit geflogen sein!«
»Ich schließe gleich die Kamera am Monitor an. Ihr könnt das Video anschließend im Aufenthaltsraum sehen. Aber zuerst gibt es ein ausgewachsenes, leckeres Frühstück mit Fisch und Früchten als Nachtisch. Ohne dieses könnt Ihr den Film nicht
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