Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
an seinen Besitz gestellt?«, fragte Franklyn verwundert.
»Nein, er hat mich einfach mit dem Kind sitzen lassen. Er war weg und hat sich nie wieder gemeldet. Als ich über einen Anwalt versucht hatte, Unterhalt von ihm zu erstreiten, erfuhr ich bloß, er sei angeblich arbeitslos. Dabei hat er eine Menge Geld. Ich bin mir dessen sicher. Das weiß ich so genau, weil wir nie in ärmlichen Verhältnissen gelebt haben. Er hat sich eine raffinierte Gemeinheit einfallen lassen, um sein Geld in Sicherheit zu bringen.«
»Und bist du sehr traurig, dass er weg ist?«
»Nein, Franklyn, ich war am Anfang sicher ziemlich fertig mit der Welt, weil ich gar nicht wusste, was ich tun sollte. Ich stand allein mit dem Kind da und musste plötzlich alles völlig auf mich gestellt organisieren. Doch ich habe es gelernt. Und jetzt bin ich froh, dass ich ihn nie wieder gesehen habe. Sicher kannst du dir vorstellen, dass ich auch dir gegenüber sehr vorsichtig war. Ich musste dich erst ziemlich intensiv studieren, um meinen Gefühlen freien Lauf lassen zu können.«
»Langsam lerne ich deine Situation ein wenig besser einzuschätzen. Das ist also der Grund, warum du dein Kind vor mir so vehement abgeschottet hast.«
»Ja, das ist richtig. Das ist der Grund. Und mittlerweile hat es mein Anwalt hinbekommen, dass der Erzeuger doch zahlen muss. Aber wie gesagt, er lässt sich nicht mehr bei mir blicken. Und er ruft auch schon lange nicht mehr an. Sein Kind interessiert ihn nicht im Geringsten. Bis auf sein Geld kann ich dankend auf ihn verzichten«, sagte sie entschlossen und tat so, als würde sie geradewegs auf ihn spucken.
Franklyn nahm sie liebevoll und zärtlich in den Arm und hielt sie fest. Sie fühlte seine Zuneigung und erwiderte sie von Herzen. Sie musste ihm nun wirklich nichts vorspielen, denn sie war sich sicher, dass Franklyn es ernst mit ihr meint. Er war kein Schauspieler, der Frauen nur deshalb um den Finger wickelt, um eine heiße Nacht mit ihnen zu verbringen. Nein, bei ihm hatte sie wirklich das sichere Gefühl, dass er sie liebte.
Franklyn fiel ein Stein vom Herzen, als er erfuhr, dass sein anfänglich mulmiges Gefühl im Bauch sich in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Seine Angst, als er auf die Wohnung von Sally zuging, war völlig unbegründet.
Sally ging ins Nachbarzimmer und kam nach kurzer Zeit mit ihrem Baby wieder zurück. Sie schlief. Die kleine Sarah war hübscher als die schönste Puppe der Welt. Sie hatte schwarze lange Haare und dunkelbraune Augen. Sie war einfach traumhaft süß. So ein traumhaft schönes Kind hatte Franklyn noch nie zuvor gesehen. Er konnte seine Augen gar nicht mehr von ihr abwenden. Die Welt um ihn herum verschwamm. Sally war hübsch, sehr hübsch. Aber dieses Kind raubte ihm den Atem.
»Oh, sie ist wunderschön, ich glaube ich habe noch nie so ein unglaublich schönes Baby gesehen. Sie sieht aus, wie ein italienischer Engel. Ich hoffe, ich habe Recht, dass italienische Engel schwarze Haare haben?«
»Der Erzeuger des Kindes sah sehr gut aus. Er hat alle seine guten Gene an mein Baby weitergegeben. Ich hoffe, die schlechten hat er behalten.«
»Darf ich sie auf dem Arm halten?«
»Ja, darfst du. Hier, nimm sie, aber sei vorsichtig, ab und zu steckt in ihr der Teufel. Dann beißt sie dich und sabbert dich voll!«, sagte Sally scherzhaft und reichte Franklyn liebevoll ihre Tochter.
»Hallo meine Süße, du bist ja wirklich schön wie eine Göttin. Aber hoffentlich ist es die Göttin der Liebe, der du ähnelst, und nicht die Göttin Eris.«
»Wer ist die Göttin Eris?«
»Das sag ich dir lieber nicht. Aber sie sieht nicht aus wie Eris. Eher wie Aphrodite.«
»Hey, du Schlaumeier, lass mich hier nicht im Dunkeln stehen. Was meinst du mit Eris und Aphrodite? Wer sind diese Frauen?«, fragte Sally neugierig und knuffte ihn gegen die Schulter.
»Also, Eris ist die Göttin des Kampfes und der Zwietracht. Aber Aphrodite ist die Göttin der Liebe und mit großem Abstand die schönste Göttin, die es in Griechenland je gegeben hatte. Sie war die Tochter von Zeus, und ihre Mutter hieß Dione. Sicher hast du diese Namen schon mal gehört. Ich wollte dich jetzt auch nicht in die griechische Mythologie einführen, sondern eigentlich nur ein Kompliment loswerden. Vielleicht war ich wieder zu ausschweifend.«
»Nein, es war süß von dir. Ich weiß ja, wie du es meinst.« Sally streichelte ihm die Wange.
Franklyn hielt das Baby mit dem Gesicht zu ihm gedreht und wusste anfangs nicht genau,
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