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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sollte; man schien in solchen Fällen immer nur zu wissen, wen man zu beschuldigen hatte), die Mautstelle auf dem Saw Mill Parkway geschlossen und damit das schlimmste aller Nadelöhre abgeschafft.
    Aber bald danach kam die Henry Hudson Bridge und davor lange, lange Schlangen derer, die keine Münzen oder Dauerkarten hatten.
    Kate saß machtlos in ihrem Auto und fühlte, wie ihre Frustration wuchs. Banny, die ihre Anspannung spürte, wachte auf und leckte ihr das Gesicht. Es ist diese Passivität, dachte Kate, die Ohnmacht, der völlige Mangel an Kontrolle, die Bevormundung. Immer verur-sachten Schlangen in Kate ein solches Gefühl – das war auch der Grund, warum sie schon seit langem nicht mehr ins Kino ging oder in Restaurants, die gerade in Mode waren. Die erzwungene Passivität.
    Aber welchem Gefühl hatte Kate sich hingegeben, seit Reed entführt worden war, wenn nicht Passivität? Zuerst war sie in eine Art Trance verfallen, dann war sie zu Leslie gerannt, um sich trösten zu lassen, dann hatte sie die ganze Sache an Toni und Harriet übergeben. Sie hatte sich einen Hund andrehen lassen – wie reizend auch immer – und den Hund benutzt für die Aktivitäten, die sie ihr gelassen hatten.
    Reed war entführt worden, und es war Zeit, es war wirklich Zeit, dachte sie, während sie mit dem Auto dahinschlich, daß sie für sich selbst zu denken begann, vielleicht auch für sich selbst zu handeln.
    Sie war so überwältigt von dieser Einsicht, daß sie vergaß weiterzufahren, woraufhin ihr Hintermann gereizt hupte. Sie fühlte sich besser und streichelte Banny, die wieder einschlief. Jetzt würde sie ihren Verstand für diese Sache einsetzen, das war weitaus besser als ihre Gefühle oder ihre Ängste. Sicher war es jedoch klüger, wenn sie sich mit jemandem beriet, um ihre Überlegungen einem Korrektiv zu unterziehen. Ja, beschloß sie, sie würde Leslie anrufen und sich mit ihr besprechen. Und zur Hölle (bis zu einem gewissen Punkt) mit Tonis und Harriets Anordnungen. Fast wünschte sie, sie hätte ein Telephon im Wagen, ein Luxus, den sie immer für den Gipfel an Dämlichkeit gehalten hatte, sinnvoll höchstens für Firmenanwälte und für Leute, die in Kalifornien lebten und ein Drittel ihres Lebens auf dem einen oder anderen Highway zubrachten.
    Als Kate die Mautstelle schließlich hinter sich gebracht, ihre Garage erreicht, das Auto abgeschlossen hatte und mit Banny nach Hause gegangen war – mit diversen Zwischenstopps, damit Banny, jetzt mit Halsband und Leine, bewundert, gelobt und gestreichelt werden konnte –, fühlte sie sich ganz und gar auf Aktivität einge-stellt. Welcher Art diese sein würde, wußte sie bis jetzt noch nicht, aber sie war entschlossen, ihre passive Verzweiflung, die man ihr als erste Reaktion nachsehen mochte, die aber schon viel zu lange angehalten hatte, aufzugeben.
    Zuerst rief Kate Leslie an, um ihr zu sagen, daß es ihr besser ging und daß die Dinge sich ein wenig zu klären begannen. »Ich habe genug vom Herumsitzen, Angsthaben und Nichtstun«, sagte Kate.
    »Aber ich will auch nicht blindlings losstürzen. Was meinst du?«
    Leslie sagte, daß sie verdammt froh war, das zu hören, und stimmte ihr zu, daß es an der Zeit war, der Situation Herr zu werden.
    Sie berichtete, ihre beiden Enkel seien wieder nach Hause zurückgekehrt und sie stehe, wann immer Kate sie brauche, zu ihrer Verfü-
    gung.
    »Ich wollte einfach nur die Bestätigung durch eine Freundin, daß ich nicht den Verstand verloren habe«, sagte Kate.
    »Die hast du«, antwortete Leslie, »voll und ganz.« Kate versprach, bald wieder anzurufen, hängte ein, nahm dann den Hörer sofort wieder auf und rief Harriet und Toni an.
    »Ich weiß, du sagtest, ich solle nicht telephonieren«, erklärte Ka-te einer aufgebrachten Harriet, »aber ich habe beschlossen, diese Anordnung nicht zu befolgen. Ihr arbeitet für mich, du und Toni, und ich möchte euch heute abend sehen. Hier. Es ist mir egal, ob mich jemand beobachtet oder ob sie sehen, daß ihr mich besucht oder ob sie sich fragen, ob ihr als Freundinnen oder als Ermittlerinnen kommt. Wir müssen uns unterhalten. Ich erwarte euch hier um sechs zu einem Drink.« Und sie hängte mitten im Protestgeschrei von Harriet ein. Bis sechs war es nicht mal mehr eine Stunde, und Kate hatte konzentriert über einiges nachzudenken.
    Nachdem Harriet eingetroffen war – sie sah aus, als wollte sie die Wände hochgehen, wie man in Kates und wahrscheinlich auch in Harriets Kindheit

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