David Trevellyan 01 - Ohne Reue
ausgezahlt. Sie hatten Glück. Aber ich will nicht, dass Sie noch mal allein losziehen. Verstanden?«
Ich zuckte nur die Achseln.
» Haben Sie mich verstanden?«
» Das hängt ganz von denen ab«, nickte ich zu Weston und Lavine hinüber. » Ich hätte sie gestern gerne mitgenommen, aber sie mussten noch irgendwelche Formulare ausfüllen.«
Weston und Lavine trotteten wie zwei gehorsame Schüler hinter Varley her, um ihre Hausaufgaben zu erledigen, während ich zurückblieb und mich dem restlichen Kaffee widmete. Tanya sah mir einen Moment lang zu, entschuldigte sich dann und ging hinaus. Sie wirkte ein wenig nervös.
» Alles in Ordnung?«, fragte ich, als sie ein paar Minuten später zurückkam.
» Ich glaube, ich werde langsam paranoid«, gestand sie. » Gestern Abend hatte ich das Gefühl, als ob mich zwei Männer beobachten würden. Und heute Morgen schon wieder.«
» Wirklich? Wie sahen sie aus?«
» Na ja, Männer eben. Anfang zwanzig. Sie hatten nichts wirklich Auffälliges an sich.«
» Was ist mit ihrer Kleidung?«, fragte ich.
» Ich weiß es nicht mehr.«
» Größe? Figur?«
» Ich bin mir nicht sicher. Es war mehr ein Eindruck als ein klares Bild.«
» Okay, ich komme später mal vorbei, wenn du willst, und sehe nach dem Rechten.«
» Nein, mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich bin ich nur übermüdet. Ich habe nicht viel geschlafen.«
» Wegen Mansell?«
» Zum Teil. Und ich bin ein bisschen durcheinander, weil Hamad erschossen wurde. Ich habe ziemlich lange wach gelegen. Was ist mit dir?«
» Ich habe geschlafen wie ein Stein. Fast hätte ich das Frühstück verpasst.«
» Wie kannst du nach so etwas nur frühstücken? Direkt vor deinen Augen ist ein Mann gestorben. Wir haben buchstäblich gesehen, wie sein Blut im Boden versickert ist. Ich stand so dicht neben ihm, dass es mir fast auf die Schuhe gespritzt ist.«
» Tanya, er wollte sterben. Du hast doch gesehen, wie er gelächelt hat. Er wusste genau, dass sie ihn erschießen, wenn er in die Jackentasche greift. Selbstmord durch die Polizei nennt man so etwas. Ich würde es anders machen, aber er hat es so gewollt. Das musst du respektieren.«
» Respektieren? Du bist ja krank. Aber lass uns nicht mehr darüber reden. Ich will dieses Bild nicht den ganzen Tag im Kopf haben. Und wir sollten mit dieser GPS-Sache anfangen.«
» Warum?«
» Weil Varley es uns aufgetragen hat.«
» Und?«
» David, warum musst du immer Schwierigkeiten machen?«
» Das sind keine Schwierigkeiten. Von Varley angeschnauzt zu werden, ist wie der Angriff eines Gummibärchens.«
» Du bist so schwierig! Warum können wir nicht einfach unsere Aufgabe erfüllen? Willst du der Einzige sein, der nichts zu sagen hat?«
» Ich würde lieber etwas Nützliches sagen. Die Sache mit dem GPS ist Unsinn. Varley will uns nur aus dem Weg haben, während er die Sache auf seine Weise regelt.«
» Und selbst wenn es so ist, wäre das so schlimm?«
» Ja.«
» Warum? Weil er die Dinge anders regelt als du?«
» Nein. Weil er ein ganz anderes Ziel verfolgt. Er wickelt dich ein, Tanya. Ihn beschäftigt nur sein Eisenbahnfall. Er will sicher sein, dass er damit keinen Ärger mehr hat. Mansell zu finden, steht ziemlich weit unten auf seiner Liste. Und wenn wir nichts dagegen unternehmen, dann bleibt es auch dabei.«
» Vielleicht. Aber was können wir dagegen tun?«
» Wir können uns Taylor greifen.«
» Warum?«
» Weil es in dieser ganzen zum Himmel stinkenden Sache nur ein einziges Verbindungsglied gibt – die entlassenen Teams, die Toten, das Krankenhaus, in dem sie gearbeitet haben, und Hamad, der auf den Abzug gedrückt hat, alles weist direkt auf Tungsten hin. Sonst verbindet sie nichts.«
» Ich stimme dir zu. Aber um ihn zu verhaften, brauchen wir Beweise. Deshalb kümmern sie sich um den Durchsuchungsbefehl.«
» Der frühestens morgen da ist. Das ist zu spät. Bis dahin hat Taylor längst alles weggeschafft. Tanya, du musst dir selbst bezüglich Mansell eine Frage stellen: Ist es dir wirklich ernst damit?«
» Natürlich. Todernst. Ich weiß, dass du es für verrückt hältst, aber …«
» Dann müssen wir Taylor heute hochnehmen. Noch heute Morgen, jetzt gleich. Und weißt du was? Genau das werden wir auch tun.«
» Wie denn? Wir können ihn nicht zwingen.«
» Das müssen wir auch nicht«, sagte ich und nahm mein Telefon.
» Was hast du vor?«
» Ihn anrufen und um ein Treffen bitten.«
» Im Ernst?«
» Im Ernst.«
Taylor ging beim
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