Davide
Luft.
„Was
passieren kann? Dass ich dir so auf die Nerven gehe, dass du mir die Pest an
den Hals wünschst, das kann passieren!“
Nun
lachte er schallend los.
„Na
und? Was glaubst du, wie oft du mich noch verwünschen wirst?! Das ist
doch völlig normal! Ich jedenfalls für mein Teil will auf gar keinen Fall, dass
du so schnell wieder aus meinem Leben verschwindest und jetzt ist erst mal
Schluss mit diesen fruchtlosen Diskussionen, hörst du? Ich will es versuchen
und das gefällt mir!“
Emma
hatte endlich eingelenkt, aber Davide gestand sich ein, dass sie eine harte
Nuss für ihn werden konnte und das behagte ihm nicht. Er war sich keineswegs
sicher, dass er dieser Anforderung gewachsen sein würde.
Wie
sehr sich die ganze Situation gewandelt hatte, und das binnen so kurzer Zeit!
Nicht dass ihm die Rolle der Eroberers und Verführers fremd gewesen wäre, das
ja nun nicht gerade. Aber dass er darum bangen musste, nicht abserviert zu
werden, das war ihm fremd. Dass er eine Frau dazu bringen musste, mit ihm
zusammenbleiben zu wollen, nicht sofort wieder von seiner Seite zu verschwinden
und in ihre Anonymität abzutauchen – das war ihm noch nicht untergekommen, das
hätte er niemals erwartet und er fand es nicht einfach, damit umzugehen. In den
letzten Jahren hatten sie sich ihm nur noch so an den Hals geworfen, er hatte
es geschehen lassen und es natürlich auch weidlich genossen und ausgenutzt.
Aber
dass er eine Frau ernsthaft umwerben musste, sie von sich überzeugen musste und
der Ausgang dieses Manövers auch noch lange offen bleiben würde, das war neu
für ihn. Und das machte sie für ihn nur noch umso begehrenswerter.
Wie
hatte sie ihm vorgerechnet? Fünfzig gemeinsame Stunden hatten sie verbracht,
davon zwanzig jenseits erotischer Tätigkeiten! Er grinste unwillkürlich bei
diesem Gedanken - das war nicht gerade viel. Und trotzdem kam es ihm fast so
vor, als kenne er sie schon ewig. Einerseits. Andererseits gestand er sich ein,
dass sie für ihn ein Mysterium war. Sie unterschied sich gewaltig von allen
anderen Frauen, die er in den letzten Jahren gekannt oder besessen hatte, wenn
man großzügigerweise gelten ließ, dass er seine ganzen schnellen und
oberflächlichen Eroberungen auch tatsächlich gekannt hatte. Und eigentlich
konnte er das ja nun nicht gerade behaupten.
In
dieser Kategorie hatte Emma sowieso nichts zu suchen, sie reihte sich da für
ihn eher in die Riege seiner Ehefrauen ein, was das Kaliber betraf.
Seit
er vor fast fünf Jahren wieder einmal geschieden worden war, hatte er sich
nicht mehr ernsthaft mit dem Thema „Frau“ auseinandergesetzt, sondern er hatte
sie nur noch konsumiert, das war viel einfacher gewesen. Seine drei Ehen war er
schließlich immerhin jedes Mal mit guten Vorsätzen und vor allen Dingen mit
ernstzunehmenden Partnerinnen eingegangen. Alles andere wäre ihm gar nicht erst
in den Sinn gekommen. Ob Managerin, Universitätsprofessorin oder Ärztin, alle
drei waren intelligente und emanzipierte Vertreterinnen ihres Geschlechts
gewesen, die ihm auf Augenhöhe begegnet waren. Mit weniger konnte er sich in
einer festen Beziehung nicht zufrieden geben.
Dass
alle seine Ehen gescheitert waren, hatte jedes Mal an anderen Gründen gelegen,
aber er hatte seinen Anteil an Schuld durchaus auf sich genommen. Außer bei der
Ärztin, die ihn betrogen und wegen eines jüngeren Mannes verlassen hatte, waren
die Ursachen gleichmäßig verteilt gewesen. Er und seine Managerkollegin hatten
sich wegen zu harter Arbeit und zu weniger Gemeinsamkeiten auseinander gelebt
und friedlich getrennt. Die Professorin hatte schließlich, nachdem sie seinen
Kinderwunsch immer wieder vertröstet hatte, eine Dozentenstelle im Ausland
angenommen und war danach einfach nicht mehr zurückgekommen. Immer waren die
Trennungen korrekt, verschwiegen und diskret abgelaufen, für alles andere waren
alle Beteiligten stets zu intelligent gewesen.
Seit
er Emma kannte, fragte er sich allerdings, ob er überhaupt jemals gelebt hatte.
Hätte ihm früher jemand diese Frage gestellt, hätte er sie bisher mit einem
überzeugten „JA!“ beantwortet, aber nun war er sich da nicht mehr so sicher. Was
die sexuelle Anziehungskraft betraf, so fand er sie einfach phänomenal, sie übertraf
alles, was er bisher erlebt hatte, und er hatte viel erlebt. Nein, korrigiert
er sich, er hatte viel konsumiert, erleben war wohl was anderes, das lernte er
jetzt allmählich mit ihr kennen. Mit seiner neuen
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