Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
meine Angst zu verbergen. Langsam ging ich auf den Eingang zu, eine kleine Lücke zwischen zwei Riesen.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich musste meine Arme nicht einmal ausstrecken um die Container auf beiden Seiten zu berühren. Platzangst. Genau das hatte ich, seitdem ich in einem Bus beinahe von zwei muskelbepackten Männern tot gedrückt worden wäre. Uhh, daran wollte ich mich nicht erinnern.
Langsam und wachsam schlich ich weiter. Ich wäre nicht überrascht, wenn plötzlich ein Kerl mit einem Messer, vom Dach eines Containers springen und mich angreifen würde. Bei dem kleinsten Rascheln zuckte ich vor Angst zusammen.
Vor allem musste ich jetzt darauf achten, keinen Anfall zu bekommen. Es wäre hier wirklich schlecht, wenn ich plötzlich keine Luft mehr bekam. Niemand würde mich hier finden und dann wäre es aus.
Okay, Sandy keine Panik, es passiert schon nichts. Dachte ich und schüttelte den Kopf.
Es dauerte nicht lange, da trat ich auf eine Lichtung. Zuerst atmete ich erleichtert auf, als ich feststellte, nicht von den Containern erdrückt worden zu sein. Ein kalter Luftzug brachte mich wieder zu Besinnung. Die Temperatur war mindestens um fünf Grad gesunken. Meine Knie fingen an zu schlottern. Was war das hier für ein Ort.
Ich wollte schon gehen und mich lieber in meinem Bett verkriechen, als hier zu stehen und zu warten. Ja, w arten auf was?
Plötzlich sah ich zwei rote Punkte, nicht weit von hier aufleuchteten. Meine Gefühle stolperten übereinander vor Angst.
Rennen wollte ich. Egal wohin. Nur einfach fort von hier. Weit weg und am besten nie wieder hierher zurück kehren.
Doch ich konnte es nicht. Meine Beine wollten sich nicht bewegen und meine Augen ließen die roten Punkte nicht einmal aus dem Blick. Mein Herz pochte laut und fest gegen meine Rippen. Es schmerzte und ich bekam kaum noch Luft.
Ich hörte einen zischenden Laut und Worte, ganz normale Worte. Wie jeder sie sprach und doch nicht menschenähnlich. Geschmeidig und glatt war die Stimme. Trotzdem war sie mir sehr bekannt.
"Was tust du hier?"
Tess! Sie flüsterte und doch kamen mir die Laute wie Schreie vor. Nein, was tat sie hier? Sie war nicht in der Schule und auch nicht bei ihrer Tante und...
Mir fielen die zwei roten Kreise wieder ein. Es mussten ihre Augen sein, aber warum … ?
"Trägst du Kontaktlinsen?"
"Nein, äh doch. Geh Sandy, geh einfach, bitte."
"Aber..."
Nein, sie trug keine Kontaktlinsen, dass wusste ich. Zu Halloween trug sie blaue und ihre Augen wurden rot und trocken. Sie vertrug keine Kontaktlinsen. Aber das hieß, dass ich recht hatte mit meinen Vermutungen. Dass es doch andere Wesen gab, die wir bisher nicht kannten.
Stopp, nicht gleich übertreiben, San. Vielleicht wurde auch Tess verrückt, nicht nur ich.
"Geh jetzt. Ich komme zu dir. Ich verspreche es. Aber verschwinde, schnell."
Die roten Augen wanderten einmal hierhin und einmal dorthin. In ihrer Stimme hörte ich, dass sie Angst hatte. Aber vor was oder wem hatte sie Angst?
"Verschwinde!"
An die Strecke, die mich zu meinem Auto führte, konnte ich mich nicht mehr erinnern. Es war, als wäre die Welt auf einmal schwarz geworden. Mehrere Sekunden lang. Und doch, ich saß plötzlich im Auto und brauste heimwärts die Straße entlang.
Aber ruckartig drehte ich ab und fuhr zum nächsten Park. Oft lief ich dorthin, der Weg war nicht besonders weit. Dort parkte ich am Straßenrand und stieg aus.
Noch immer pochte mein Herz rasend schnell und der Schweiß auf meiner Stirn war noch nicht getrocknet.
Kapitel 6
Chaos
Sandy
Die Sonne war hinter den Wolken versteckt und doch war es wie ein Zauber. Der Park schillerte und roch zärtlich nach wilder Natur.
Nicht oft kamen Menschen hierher. Immer wieder fragte ich mich, wie sie das aushielten. In all dem Stress und Lärm. Jeder brauchte doch etwas Ruhe, oder nicht?
Also, ich fand es praktisch, dass nur selten jemand in den Park kam. So blieb er sauber und die Luft war nicht mit unruhigen Gesprächen erfüllt. Ein Brunnen war etwa in der Mitte postiert und gleich daneben stand eine Bank. Ganz alleine, ohne einem Tisch oder einen Mülleimer an der Seite.
Meine Bank. Ich saß oft dort und genoss die Ruhe und das Singen der Vögel. Nur ab und zu hörte ich ein Auto, das die Straße entlang fuhr.
Meine Augen hingen noch immer an dem Brunnen. Früher war es ein Springbrunnen gewesen, doch nun wurde er nicht mehr angeschalten. Ich fand es schade. Das Wasser war ein wenig trüb und sollte
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