Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Grinsen zu sehen und der süße Kerl blickte völlig verstört in meine Augen. Ich wollte ihm sagen, dass es okay war, doch natürlich ging es nicht.
Benommen hörte ich leise, wie die Sirenen von weiter Ferne näher kamen. Ebenso beobachtete ich, wie die Flammen von meinem Zimmer hinüber zu dem Pflaumenbaum sprangen und dort ein neues Feuer entfachte.
Ich hörte dumpfe Schreie meiner erwachten Nachbarn. Ein weißer Nebel zog sich über meine Augen. Die Welt schien mir unnatürlich und computersimuliert. Jedoch wusste ich, dass es kein Computerspiel war. Es war mein Leben, das jetzt die letzten Sekunden andauerte.
Genauer gesagt, in diesem Moment würde es erlöschen. Denn Tess wurde mit einer Wucht nach hinten gerissen und zog dabei meinen Kopf mit einem Ruck nach hinten. Leise hörte ich sie schreien. Es war ein Schrei von Trauer und Selbsthass. Aber doch war es größtenteils Entsetzen.
Vor meinen Augen wurde alles schwarz und ich sackte zuerst auf die Knie und danach auf meinen Bauch. So reglos, als hätte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
Maik
Etwas weckte ihn. Ein schreckliches Gefühl. So, als wollte ihn jemand von innen zerreißen. Es war schrecklich. Keuchend setzte er sich auf. Der harte Boden unter seinem Po gab ihm einen Halt.
"Spürst du das auch?", flüsterte ihm jemand zu. Dieser jemand war natürlich Isabell. Rose würde nicht ihre Schwäche zeigen oder auch nur sagen, was sie spürte.
"Ja und es ist nicht angenehm."
"Nein. Es schmerzt. Weißt du, was der Grund sein könnte."
Doch er wusste es. Er hatte es sofort gewusst. Nur nicht richtig wahrgenommen.
"San!"
Schon war er auf seinen Beinen. Dabei hielt er sich den Bauch. Musste San solche Angst haben?
"Kommt schnell. Es ist San. Sie braucht unsere Hilfe."
"Ufff."
Kommt schon. Schneller. Die Angst wurde zu Hass. Maik wurde es übel. Mussten ihre Gefühle so stark sein?
"Rose!"
"Ja, ja. Ich komme schon."
Ihr rotes Haar hatte sie sich eilig zu einem Zopf gebunden. Rose war echt seltsam. Ihre Verwandlung hatte sie gelassen hingenommen und auch sonst erzählte sie nichts von ihrem menschlichen Leben.
Maik hatte durch die Aufregung total vergessen, wo sie Rose gefunden hatten. Er wusste nur noch, dass Rose der Meinung war, ihr Leben sei so nicht mehr Lebenswert.
Das Gefühl im Magen wurde stärker und der Schmerz wurde grausig. Der Vampir konnte nicht einordnen, was Sandy gerade fühlte. Er wusste, sie mussten sich schleunigst beeilen.
Zusammen traten sie hinaus, in das schreckliche, unangenehme Dunkel. Der Schmerz zog sich ein wenig zurück und wurde von der eigenen Angst verdrängt. Ihm war die Nacht nicht mehr geheuer, seit Sandy von den Nightvamps geredet hatte.
Doch nicht er, sondern San war in Gefahr. Also sollten sie sich gefälligst beeilen. Die kühle Nachtluft schlug ihnen ins Gesicht, als sie losliefen. Sie hielten sich immer mehr im Licht der Straßenlaternen auf. Bei den Strecken, in denen keine Beleuchtung war, rannten sie besonders schnell.
Eine Weile waren sie schon im Dunklen und ihre Angst, wurde von dem drängenden Gefühl um San überwältigt. Es konnte nicht mehr weit sein. Das Ziehen wurde immer stärker und grausamer. Konnte sie nicht ihre Gefühle ein wenig zügeln?
Maik hob den Kopf und blickte die blinkenden Sterne an. Früher hatte er sich ein wenig mit den Sternen und Sternbildern beschäftigt. Doch heute konnte er überhaupt nichts mehr damit anfangen. Nichts war hängen geblieben in seinem...
Wumm!
Plötzlich hielt er ein kleines Mädchen in den Armen. Ein Menschenmädchen. Vor Angst hatte sie ihre Augen weit aufgerissen und starrte ihn entsetzt an. Schnell zog sie ihre Arme zurück.
Eigentlich wollte sich jetzt keiner mit einem kleinen Kind herumschlagen, während dieses Gefühl ihnen Magenschmerzen bereitete. Jedoch bemerkte er ihr ängstliches Zittern. Rose und Isabell waren hinter ihm stehengeblieben.
"Hey, Kleine. Wo läufst du denn hin? Wo ist deine Mutter?"
Sie wich noch einen Schritt zurück.
"Du bist auch so heiß."
Von was sprach sie? Heiß? Ach, ja. Seine Körpertemperatur war bei seiner Verwandlung radikal gestiegen.
"Auch?"
Sie nickte wachsam.
"Meine Schwester. Sie ist ein Vampir. Nein, eine Vampirin. Sie heißt San."
Tränen liefen ihr über die Wangen und ihre Augen färbten sich rot.
"Du bist auch einer. Nicht war? Ein Vampir."
Was sollte Maik sagen. Sollte er sie anlügen? Nein, sie war Sans Schwester. Es ging nicht. Jemand musste sich um sie kümmern und
Weitere Kostenlose Bücher