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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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macht sie, ähm … Töne .«
    Virko hielt das Instrument einigermaßen richtig, und obwohl es unter seinem breiten Kiefer lächerlich winzig wirkte, konnten seine großen Hände den Bogen ganz gut bedienen. Zuzana war aufgefallen, dass viele der Chimären menschliche Hände hatten – zumindest mehr oder weniger menschlich –, selbst wenn der Rest ihres Körpers ganz und gar bestialisch war. Der reichhaltigen Auswahl von Schwertern, Äxten, Dolchen, Bögen und anderen Tötungs- und Verstümmelungswerkzeugen, die sie bei sich trugen, entnahm sie, dass ihre Fingerfertigkeit einem ganz bestimmten Zweck diente.
    Um euch besser töten zu können, meine Lieben.
    Trotzdem – trotz der Waffen, Klauen, Zähne und Ähnlichem – waren sie nicht besonders furchteinflößend. Sicher, sie sahen schon gruselig aus, aber ihr Benehmen war nicht bedrohlich. Vielleicht lag das daran, dass Zuzana und Mik draußen zuerst auf Bast getroffen waren, die Chimäre, die erst unlebendig und dann sehr lebendig auf Karous Boden gelegen hatte. Bast hatte ihrer Pantomime sofort entnommen, dass sie Hunger hatten, und sie zum Essen in einen großen Saal geführt. Dort hatte sie den anderen das Pärchen allerdings in einer Sprache vorgestellt, von der Zuzana und Mik kein Wort verstanden.
    »Wollt ihr diese Menschen lieber gebraten oder zu Hackfleisch verarbeitet?«, hatte Mik leise übersetzt, aber Zuzana konnte sehen, dass er eher fasziniert als verängstigt war. Die Chimären wirkten in erster Linie neugierig. Okay, vielleicht auch ein bisschen argwöhnisch, und ein paar von ihnen starrten sie auf eine Art an, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ – von denen hielt sie sich lieber fern. Aber im Großen und Ganzen war ihre Einführung in die Welt der Chimären reibungslos verlaufen. Das Essen schmeckte etwas fade, aber auch nicht schlimmer als in der Touristenfalle in Marrakesch, in der sie auf dem Weg hierher gegessen hatten, und sie hatten sogar ein paar Wörter Chimärisch gelernt: Essen, köstlich, winzig, das letzte – und hoffentlich nur das letzte – natürlich in Bezug auf Zuzana. Die Chimären fanden Zuzana offensichtlich äußerst faszinierend, und sie ließ sich von ihnen mit für sie ganz untypischer Geduld den Kopf tätscheln.
    Doch jetzt hatten die Chimären sich im Hof um sie herum versammelt, und ihre Faszination galt Miks Geige. Virko entlockte ihr noch ein paar schrille Schreie und ein sägendes Geräusch, bevor ein anderer Chimärensoldat ihn schubste und etwas grollte, was wohl gib sie zurück hieß, denn Virko reichte Mik die Geige zurück und bedeutete ihm mit einer Handbewegung zu spielen, was er prompt tat. Inzwischen konnte Zuzana die Melodien, die er am häufigsten zum Besten gab, mühelos erkennen, und was er jetzt spielte, war das Stück von Mendelssohn, bei dem es sie immer im Nacken kribbelte und das sie irgendwie gleichzeitig traurig und glücklich machte. Es war mächtig und kompliziert, irgendwie … süß an manchen Stellen, an anderen monumental, aber vor allem war es herzzerreißend. Zuzana konnte sehen, welche Veränderung es in den Chimären um sie herum hervorrief.
    Zuerst waren sie überrascht, verblüfft. Wie war es möglich, dass dasselbe Instrument, dem Virko dieses entsetzliche Kreischen abgerungen hatte, auch so klingen konnte? Blicke wurden gewechselt, ein paar leise Worte, aber bald verebbte all das, und es blieben nur noch Erstaunen und Stille, Musik und Sterne. Manche der Soldaten gingen in die Hocke oder lehnten sich an Hauswände, aber die meisten standen reglos da. Aus Türen und Fenstern strömten immer mehr Chimären, unter ihnen auch die gebückten Gestalten der beiden Küchenfrauen, und kamen langsam näher.
    Selbst der weiße Hähnchenschenkel sah plötzlich ganz anders aus, wie er in all seiner seltsam abstoßenden Schönheit stockstill dastand, mit einem Ausdruck tiefer, schrecklicher Sehnsucht im Gesicht. Einen kurzen Augenblick fragte sich Zuzana, ob sie ihn vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte, aber sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Jemand, der sich wie er ständig ganz in Weiß kleidete, hatte ganz offensichtlich ernsthafte Probleme. Immer wenn sie ihn ansah, wünschte sie sich plötzlich, sie hätte ein Paintball-Gewehr dabei, aber verdammt nochmal, man konnte sich doch nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten.
    ***
    Karou schüttelte staunend den Kopf. Noch vor wenigen Wochen hätte sie sich die Szene, die sich ihr unten im Hof bot, niemals vorstellen

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