DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Ballon trieb er heraus. Sein Körper ausgestreckt, die Arme eng an die Seiten gepresst. Steifgefroren sah er aus, wie Fleisch in der Gefriertruhe. Sein Gesicht war zu einer furchteinflößenden, leblosen Maske erstarrt wie das berühmte katatonische Starren von Bela Lugosi.
Und da fiel George auf – wie den anderen auch –, dass Fabrini transparent war. Sie konnten durch ihn hindurchsehen. Sie hatten es nicht länger mit Fabrini zu tun, sondern eher mit so etwas wie einer Reflexion von Fabrini. Als sei er von seinem ätherischen, außerdimensionalen Geist ersetzt worden.
Menhaus murmelte leise etwas und streckte die Hand nach Fabrini aus. Als er den Mann berührte, schrie er auf, die Finger erfroren, als hätte er Trockeneis angefasst. An der Stelle, wo seine Fingerspitzen ihn berührt hatten, flackerte und erzitterte Fabrinis Abbild, dann begann es sich aufzulösen und verschwand vollständig. Das Seil zuckte in der Luft, nun nirgendwo mehr angebunden, soweit sie es sehen konnten, und fiel schlaff zu Boden.
Menhaus stieß ein ersticktes Keuchen aus und schnappte nach Luft. »Er war massiv, aber aus Gas ... er war massiv ... ich konnte ihn fühlen ... aber kalt, so kalt ...«
Und dann hörten sie Fabrini von der anderen Seite des Feldes um Hilfe rufen. Nein, er rief nicht nur, er schrie, bettelte, flehte darum, herausgezogen zu werden. Er schrie sich die Seele aus dem Leib, und das wurde für die Umstehenden beinahe zu viel. Selbst Saks schien am Rande einer Ohnmacht zu stehen.
Obwohl Cushing wusste, dass es keinen Sinn hatte, schnappte er sich einen Bootshaken und ging hinein in den Lichtfluss. Elizabeth schrie ihn an, er solle sofort wieder herauskommen, doch er schob den Haken durch das summende Feld und angelte auf der anderen Seite nach irgendwas oder irgendwem. Doch der Bootshaken war nicht lang genug, um etwas zu erwischen, falls es dort überhaupt etwas zu packen gab.
Menhaus hob das Seil auf und schnitt die Schlinge ab. Dann schraubte er den Metallhaken am Ende eines der anderen Bootshaken ab und band ihn am Seil fest. Er trat in den Lichtstrahl, wirbelte den Haken über seinem Kopf wie ein Cowboy sein Lasso und schleuderte ihn durch das Feld. Dann zog er ihn am Seil zurück. Er warf ihn und zog ihn zurück. Immer wieder.
»Er ist weg«, sagte Saks.
Ja, er war weg – und auch nicht weg. Man konnte ihn immer noch von Zeit zu Zeit um Hilfe rufen hören. Mal erklang die Stimme so laut, dass einem das Blut gefror, dann wieder so leise wie ein Hilferuf aus einem mehrere Straßen entfernten Haus in der Stille der Nacht.
George dachte: Als ob wir im Fluss nach einem Ertrunkenen fischen.
Und nichts anderes taten sie.
Cushing blieb zusammen mit Menhaus im Lichtfluss und wechselte sich mit ihm ab. Gute zehn Minuten lang schleuderten sie den Haken, bis sie endlich etwas erwischten. Mit stroboskopisch abgehackten Kopfbewegungen sahen sie sich an. Langsam holten sie ein, was sie gefangen hatten. Sie traten aus dem Strahl heraus, und George half ihnen, die Beute zu bergen.
»Ihr ... ihr solltet das lieber nicht tun«, stammelte Saks.
Und damit hatte er wohl recht.
Aber sie zogen weiter, bis sie etwas durch das Feld in den blauen Strahl zerrten, etwas, das wie ein Haufen staubiger, schmuddeliger Lumpen aussah.
»Oh mein Gott«, keuchte Menhaus und wandte sich ab.
Es war Fabrini.
Oder das, was von Fabrini übrig geblieben war.
Was sie sahen, wirkte verschrumpelt und ausgedörrt, staubig und eingeschrumpft wie eine Mumie aus einem ägyptischen Grabmal. Ein Mensch, ja, aber versteinert wie prähistorisches Holz. Die Haut in runzliges, rissiges Leder verwandelt, zerfurcht und schrundig und uralt. Zwei spindeldürre Hände hielt das Ding wie skelettartige braune Klauen vors Gesicht, als wollte es einen Angriff abwehren. Und das Gesicht – verzerrt, grotesk, beinahe clownhaft in seiner grotesken Übertreibung. Es gab keine Augen mehr, nur noch schwarze Vertiefungen, weit und entsetzt. Der Mund stand offen, als sei er in einem verzweifelten Schrei erstarrt – der linke Mundwinkel fast bis zum linken Auge hochgezogen, als bestehe das ausgemergelte Gesicht aus weichem Kitt, den man zu einer Schreckensmaske geknetet hatte, um Kinder damit Angst einzuflößen.
Und tatsächlich jagte der Anblick allen einen Höllenschrecken ein.
Aber sie sahen hin und starrten, und ein absolutes, fast kosmisches Grauen erfüllte sie. Dieser grinsende Mund mit seinen Zahnstummeln – graue, bröckelige Zähne wie alte
Weitere Kostenlose Bücher