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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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hatte er das Format einer kleinen Zeitung. Es gab unzählige davon. Natürlich hat der Moloch alle vernichtet, die er finden konnte, aber …«
    »Wer?«
    »Das, was ihr als Trugnebel wahrnehmt. Ich nenne es Moloch, ein Begriff aus einer uralten, längst vergessenen Sprache. Er bezeichnet einen grausamen, alles verschlingenden Gott, vielleicht auch einen Dämon oder Teufel. Passend, wie ich finde, denn der Moloch hat alles vernichtet, was mir teuer war, und stattdessen eine Hölle geschaffen.« Er schwieg und schloss die Augen.
    »Einige wenige dieser Dinger«, fuhr er nach kurzer Zeit fort und wedelte mit dem Tüchlein, »sind dem Moloch jedoch entgangen, weil sie inaktiv irgendwo herumlagen. Dein Vater, Sally, hat ein vollständiges in einer Kiste gefunden, dort unten in der alten Ladenpassage, zusammen mit den Discs. Als er es ins Licht hielt, aktivierte es sich und begann zu sprechen. Die Comics, all diese vielen kleinen Bilder, erwachten zum Leben und erzählten ihm eine Geschichte, die er vermutlich nicht einmal ansatzweise verstand, die jedoch genügte, um ihn zweifeln zu lassen.«
    »An was?«, flüsterte Sally.
    »An allem. An der Welt, wie er sie kannte. Die Aktivierung rief den Moloch auf den Plan. Normalerweise mischt er sich nicht aktiv ein, er manipuliert lieber, diesmal aber wich er von seinem Grundsatz ab, die Gefahr schien ihm zu groß. Alles hier«, Carlitas kleine Hand vollführte eine umfassende Geste, »funktioniert nur dann so reibungslos nach Plan, wenn niemand weiß, dass es einen Plan gibt. Er setzte den Comic in Brand. Er bestand aus Kunststoff und vielen winzigen Leitungen und Datenträgern, die sofort verschmorten. Dieser Rest hier«, er schwenkte den kleinen Fetzen, »ist alles, was dein Vater retten konnte.«
    »Warst du dabei?«, fragte Sally und merkte selbst, wie hart ihre Stimme klang.
    »Nur ein winziger Teil von mir, Sally, winziger als ein Sandkorn. Ich konnte ihm nicht helfen. Es war vollkommen windstill, schon die Beobachtung aus der Ferne stellte ein großes Risiko dar. Außerdem waren dein Vater und ich nicht kompatibel, er hat mich nie wahrgenommen.«
    »Und dann? Hat er meinen Vater umgebracht, dieser Moloch?«
    »Ja, letztlich hat er das. In seiner Gestalt als Trugnebel versuchte er, seinen Geist zu verwirren, doch dein Vater war stark. Viele Stunden lang widerstand er ihm, erst in der Nacht floh er von hier. Der Moloch aber folgte ihm, glaubte immer noch, er könnte ihn in die Irre treiben, sodass er den Weg im Ödland verlor. Aber dein Vater hielt an seinem Kurs fest. Irgendwann muss ihm jedoch klar geworden sein, dass er es mit einem übermächtigen Gegner zu tun hatte, und es gelang ihm, die Disc und den winzigen Fetzen, der von dem Comic übrig geblieben war, unbemerkt in seinem Stiefel zu verstecken.«
    »Und dann hat der Moloch ihn umgebracht«, sagte Sally tonlos.
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Er ließ ihn gegen eine Felswand prallen.«
    »Wo mein Vater verunglückt ist, gibt es keine Felswand.«
    Windmann seufzte. »Er hat eine hergestellt. Das ist die zweite Seite des Molochs. Er löscht nicht nur aus, er erschafft auch. Erschafft und vernichtet in Windeseile, viel schneller als der Wind. Normalerweise, ich sagte es schon, hält er sich akribisch an den Plan des Spiels, aber manchmal …«
    »Des Spiels?«, riefen Monnia und Caleb im Chor.
    »Was faselst du immerzu von einem Spiel?«, hakte Caleb wütend nach.
    »Das erwähnte ich ebenfalls schon.« Auch Carlitas Stimme war jetzt eine gewisse Gereiztheit anzuhören. »Deadline 24 war ein Spiel. Es war noch nicht herausgekommen, als es geschah, doch da seine Vorgänger, Deadline 23 und 22, solche Riesenerfolge waren, wurde die neue Version fieberhaft erwartet, auf der ganzen Welt. Deshalb findet man überall diese Graffiti, an Mauern, Wänden, in Gefängniszellen, auch auf dem Aufzug unten in der alten Station. Aufzüge«, erklärte er auf die verständnislosen Blicke der jungen Leute hin, »waren ein vertikales Beförderungssystem. Man fuhr damit zu der Einkaufsebene unter dem Platz, tiefer zur U-Bahn-Station und umgekehrt.«
    »Die Säulen«, sagte Monnia. »Deshalb sind sie so dick. Da saßen Leute drin.«
    »Sie standen drin«, verbesserte Windmann. »In einem Aufzug saß man nicht.«
    Unwillkürlich reckten sie sich, um einen Blick nach draußen zur Säule zu werfen. Alles war unverändert. Immer noch standen die Gefährten an das vertikale Beförderungssystem gefesselt, immer noch bewachten sie die Lords und ihre

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