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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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das musste diejenige sein, die mitten aus dem Platz ragte. Vom Treppenhaus her wehte kühle Luft aus der Tiefe, die diesen alten Geruch nach Stein- und Metallstaub mit sich brachte, doch weder Trugnebel noch wogende Dunkelheit. Trotzdem hatte Sally immer noch das Gefühl, beobachtet zu werden. Auch die Lords und ihre Leute, glaubte sie, verspürten diese unheimliche Ahnung. Immer wieder stockte ihre Unterhaltung, und sie schauten sich um, als erwarteten sie, hinter sich jemanden zu sehen. Doch da war nichts außer Staub, der sich im Sonnenlicht drehte. Die Lordleute lachten dann verlegen und nahmen ihr Gespräch wieder auf.
    Mit zunehmender Helligkeit stieg die Temperatur, es wurde heiß in der Nähe der Säule, wo die Mädchen auf Befehl der Lords reglos sitzen mussten. Sallys Nase nahm einen fauligen Gestank wahr, der ihr schier den Atem rauben wollte. Die Lordleute rochen ihn ebenfalls und begannen zu murren. Mariposa und zwei ihrer Frauen erhoben sich und schlenderten näher, hielten aber einen Sicherheitsabstand von ein paar Schritten, als hätten die kauernden Mädchen die Pest.
    »Mir ist noch was eingefallen«, begann die Lady. »Wart ihr nicht zu dritt? Waren es nicht drei Schweber, die ich von der Attala-Kuppel habe wegfliegen sehen?«
    »Carlita«, nickte Sally und kämpfte mit den Tränen. »Carlita, unsere Freundin, ist abgestürzt, glauben wir zumindest.«
    »So, so«, sagte Mariposa. »Schon wieder kommst du mit einer Absturzgeschichte, Sally Hayden. Du solltest dir eine neue ausdenken oder endlich mit der Wahrheit herausrücken!« Sie gab ihren Frauen einen Wink. Drohend machten die beiden einen Schritt auf die Mädchen zu, fuhren jedoch zurück, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
    »Es geht nicht, Mylady«, stöhnte eine. »Ich muss gleich kotzen!« Die andere nickte mit grünem Gesicht. »Wir sollten sie rausschicken zu den Hybriden, wie Padrino gesagt hat.«
    Auch Mariposa war bleich geworden, schüttelte aber den Kopf. »Das wäre ein Fehler«, murmelte sie. »Die beiden könnten uns noch nützlich sein. Doch gegen den Gestank müssen wir etwas unternehmen. Eben war er schon schlimm genug, aber jetzt in der Wärme ist er nicht mehr zum Aushalten. Packt sie«, herrschte sie ihre Untergebenen an, »und bringt sie in den Waschraum!«
    Da erst merkte Sally, dass der entsetzliche Gestank ihr eigener war, ihrer und Monnias, mitgebracht aus dem hybridenverseuchten Gefängnis. Vermischt mit ihrem Schweiß ergab das eine wahrhaft grauenvolle Mischung.
    Mariposas Frauen banden sich ihre Halstücher vors Gesicht, zerrten die Mädchen auf die Füße und trieben sie unter beifälligem Gejohle ihrer Kollegen im Laufschritt durch den Raum.
    Flüchtig konnte Sally einen Blick auf merkwürdige Dinge werfen, gläserne Schreine, vollgestopft mit Glitzersachen, Technikteilen, Schmuck, Figuren, bunten Schachteln und Kisten. Doch gleich schon bogen sie in einen dunklen Gang, die Frauen knipsten ihre Stirnlampen an, öffneten eine Tür und stießen die Mädchen in einen gefliesten, fensterlosen Raum. Weder Sally noch Monnia hatten je etwas Vergleichbares gesehen: mindestens zwanzig große Waschbecken in einer Reihe nebeneinander an der Wand. Spiegel darüber. Regale mit verstaubten Papierrollen und Plastikflaschen. Und gegenüber mindestens zwanzig Klos, jedes für sich in einer winzigen Zelle mit Tür. Wer baute so etwas? Warum? Hatten die Alten früher Partys in Waschräumen und Klos gefeiert?
    »Das Wasser läuft noch, irgendwo in der Nähe muss ein intaktes Reservoir sein«, erklärte eine der Frauen und drehte zum Beweis einen Hahn auf. Bräunliche Brühe floss heraus. »Trinken würd ich’s nicht, aber zum Waschen wird’s reichen. Die Klospülungen funktionieren ebenfalls. Dort«, sie zeigte auf die Flaschen in den Regalen, »findet ihr Seife, ein bisschen ausgeflockt, aber sonst in Ordnung. Ihr zieht jetzt diese stinkenden Klamotten aus und wascht euch von Kopf bis Fuß, Haare auch. Stiefel ebenfalls. Die könnt ihr behalten. Den Rest von euren Sachen werfen wir weg.«
    »Und was sollen wir dann anziehen?«, fragte Sally empört.
    »Wird sich schon was finden«, entgegnete die Frau, stellte ihre Stirnlampe auf die Spiegelkonsole und verließ mit der anderen den Raum.
    Sally drehte probeweise das Wasser an und hielt einen Finger darunter. Es war lauwarm. Und plötzlich konnte es ihr nicht schnell genug gehen. Sie riss sich die Kleider vom Leib, warf alles auf einen Haufen, schnappte sich eine

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