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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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der Flaschen mit der flüssigen Seife, hielt den Kopf unter den Hahn und begann zu schrubben. Die uralte Seife brannte wie Scheuersand, doch Sally achtete nicht darauf, wusch sich mit Hingabe, und erst als sie ihre Stiefel unter den Wasserstrahl hielt, bemerkte sie, dass Monnia immer noch dastand wie eben, angezogen, dreckig, stinkig, die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht verfinstert.
    »Ich wasch mich nicht!«, erklärte sie trotzig, als sie Sallys fragenden Blick bemerkte.
    »Also, das glaub ich jetzt nicht!« Mariposa war mit einer Reisetasche in der Hand zurückgekehrt. Sally flitzte in die Deckung einer offenen Klotür.
    »Wir machen keinen Spaß, Mädchen«, warnte Mariposa. »Padrino schon gar nicht. Er wird dich rausschmeißen, wenn du weiter stinkst!«
    »Wenn ich stinke, lässt er mich in Ruhe!«, fauchte Monnia.
    »Padrino?«
    »Nee«, Monnia schüttelte den Kopf, »der andere.«
    »Ah, Lord Baldur.« Plötzliches Verständnis schwang in Mariposas Stimme. »Du fürchtest, er könnte zudringlich werden.«
    »Ich weiß es«, sagte Monnia. »Er ist es schon geworden. Als er bei uns war, auf der Farm.« Ihre aufgesetzt trotzige Haltung begann zu zerbrechen, sie lehnte sich gegen eines der Becken und sprach mit zittriger Stimme weiter: »Immerzu hat er mich verfolgt, überallhin. Sogar zum Stall. Und dort hat er mich gegen die Wand gedrückt, dass ich mich nicht mehr rühren konnte und mich …« Sie brach ab.
    »Und dich?«
    »Angefasst«, sagte Monnia.
    Sally ging ein Licht auf. »Deshalb hast du dich freiwillig gemeldet, als Padrino einen Führer brauchte. Du wolltest weg von Baldur.«
    »Ja«, gab Monnia zu, »aber nicht nur. Ich wollte wirklich meinen Paul wiedersehen. Je mehr dieser schmierige …«, sie suchte nach einem Wort, das Mariposa nicht erzürnen würde »… Lord hinter mir her war, umso mehr hab ich mich nach Paul gesehnt. Und dann komme ich bei euch an und erfahre, dass er mit diesem blöden Flugdings auf und davon ist, weil ihm ein Biest namens Josie den Kopf verdreht hat. Er denkt nicht an mich, er erkennt mich nicht mal mehr, er hätte mich heute Nacht mit diesem bescheuerten Helikopter fast umgebracht!« Die letzten Worte hatte sie verzweifelt herausgeschrien, nun ließ sie sich zu Boden sinken und brach in Tränen aus.
    »Oh, oh«, sagte Mariposa. »Das ist ja schlimmer, als ich dachte.« Sie schien zu überlegen, kam zu einem Schluss.
    »Hör auf zu heulen, Kind, wasch dich jetzt!«, befahl sie, jedoch mit so weicher Stimme, dass Sally sich fragte, wo die Blutsaugerin und Fürstin der Dunkelheit geblieben war. »Hier drin«, sie warf die Tasche auf den Boden, »findet ihr was zum Anziehen und ein paar Toilettensachen. Stopft eure schmutzigen Kleider in die leere Tasche, wir werfen dann alles weg. Und um Baldur«, fügte sie hinzu, »brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Den übernehme ich. Unglaublich«, grummelte sie, als sie sich zum Gehen wandte, »jetzt macht er sich schon an Farmermädchen ran!«
    Während Monnia sich endlich wusch, untersuchte Sally den Inhalt der Tasche. Neben Kamm und Bürste enthielt sie doch tatsächlich Pflaster und Verbandsmull. Nicht zu fassen, wie fürsorglich diese Lady plötzlich geworden war. Außerdem gab es Kleidung, zwei Hemden, zwei Hosen, vermutlich Spenden der mit Mariposa reisenden Frauen, ausgebleicht und abgetragen, doch leidlich sauber und – Sally schnüffelte daran – geruchsneutral. Sie würden darin nicht wie Königinnen wirken, aber auch nicht mehr wie Mistkäfer.
    »Unsere Lady ist die Güte in Person«, flötete eine Frau, die draußen vor der Tür Wache gestanden hatte, als die Mädchen sauber, gekämmt und Sally mit einem frischen Pflaster auf der Stirn den Waschraum verließen. »Jedenfalls an manchen Tagen. An anderen hingegen …« Sie sog scharf die Luft ein, wedelte mit den Fingern, als hätte sie sich verbrannt, und ließ den Satz unvollendet.
    Die große Halle war mittlerweile von Tageslicht und Wärme erfüllt. Nur der Korridor und die Treppe jenseits des Durchgangs lagen noch in düsterem Zwielicht. Unterdrückte, doch unverkennbar zornige Stimmen drangen von dort herüber. Was sie sagten, blieb unverständlich.
    »Dicke Luft«, raunte die Frau. »Die Lordschaften streiten sich.«
    »Worüber?«, fragte Sally.
    »Immer ums Gleiche«, antwortete die Frau. »Dass der Helikopter weg ist. Wer daran Schuld hat. Dass Lord Baldur aufhören soll, jedem Mädchen im Land an die Wäsche zu gehen. Schließlich ist er

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