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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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durchstreift und dabei diesen schäbigen, kleinen Zufluchtsort, in dem sie sich jetzt aufhielten, entdeckt. Carlita hatte Angst vor den Tunnels, es war so dunkel dort unten, dass das Licht der Lampen fast verschluckt wurde. Noch mehr aber fürchtete sie sich davor, alleine zurückgelassen zu werden. Sie kam also mit und strapazierte die Nerven der anderen mit Erzählungen von Spuckvipern und Gorgonen, die in der Nähe finsterer Röhren hausten. Erst als Sausalito drohte, ihr den Mund zuzukleben, gab sie Ruhe. Nicht weil sie glaubte, dass er das tatsächlich tun würde, sondern weil sie sich dem Aufenthaltsort der Lords bereits genähert hatten und sie vorsichtig sein mussten. Die anderen nämlich hatten ihr erklärt, dass zwischen den beiden Hallen, der oberen und der unteren, nur eine Treppe war, keine Tür oder Wand. Leise huschten sie durch das letzte Stück, erreichten endlich das graue Zwielicht der unteren Halle, in der Sally in der Nacht zuvor die bekritzelte Säule entdeckt und ihre erste Begegnung mit dem Trugnebel gehabt hatte. Und da war es passiert: Aus dem Nichts war ein Nebel herangebraust und hatte sie ganz und gar eingehüllt.
    »Und diese Kleine«, rief Sausalito, »hat mit ihm geredet! Zum Glück nicht allzu laut, sonst hätten wir Probleme bekommen, die Lords waren nur eine Treppe höher! Wir haben sie miteinander zanken gehört.«
    »Hast du ein Gesicht gesehen?«, fragte Sally.
    »Viele«, sagte Carlita. »Sie haben immerzu gewechselt, ganz schnell. Aber eins ist dann geblieben.«
    »Wie hat es ausgesehen?«
    »So halb wie der Hausvorsteher, der mich und Elsa und Marie rausgeschmissen hat, und halb wie Captain Nataniel, der mir immer Bonbons gibt, wenn er zu den Frauen kommt.«
    »Was hat es gesagt?«
    Carlita überlegte. »Dass ich rein bin. Komisch, oder? Vielleicht weil ich mich gerade gewaschen hatte. Und dann noch, dass ich mich vor dem Windmann hüten soll, weil der böse ist.«
    »Falsch«, verbesserte Sally.
    »Stimmt«, nickte Carlita, »falsch hat er gesagt. Hast du ihn auch gesehen?«
    »Und ob!«, bestätigte Sally grimmig. »Mein Gesicht war ebenfalls gemischt, aber anders. Halb wie mein Großvater und halb wie ein Bild aus einem unserer Bücher, ich dachte immer, dass es Gott darstellt. Und das hat er auch behauptet zu sein – Gott!«
    »Puh!« Ein Schaudern durchlief die Zuhörer.
    »Du machst keine halben Sachen, Sally Hayden«, sagte Caleb eher anerkennend als skeptisch. »Von wegen Hausvorsteher oder Kunde in einem schäbigen Bordell, dir erscheint gleich der Höchste persönlich!«
    »Und wenn er es nun war?«, fragte Monnia zaghaft. »Gott, meine ich?«
    »Nie im Leben!«, rief Sally. »Wenn das Gott ist, dann glaub ich ab sofort an gar nichts mehr!«
    »Ich auch nicht«, sagte Carlita. »Wenn das Gott ist, dann …«
    »Still!«, unterbrach Monnia sie und sah sich furchtsam um. »Da ist jemand! Spürt ihr es nicht?«
    Es war wieder da. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Alle spürten es. Sally glaubte sogar, aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrzunehmen, aber als sie herumfuhr, war da nichts. Die jungen Männer stürzten zu ihrer Barrikade, zerrten ein paar Bretter zur Seite, rannten mit gezückten Messern zu den Tunnels hinunter, kehrten aber bald schulterzuckend zurück.
    »Nichts«, erklärte Caleb nervös, als die Barrikade wieder errichtet war und alle Platz genommen hatten.
    Nach dem Wolken-Trugnebel war der Hybriden-Trugnebel gekommen, erzählten die Männer weiter, in der unteren Halle genau wie in der oberen.
    »Wir haben gekreischt wie die Spuckvipern«, gestand Sausalito, »aber zum Glück für uns haben die Lordleute lauter gekreischt.«
    »Ich hab nicht gekreischt«, stellte Carlita richtig. »Ich hab gleich gesehen, dass es nur ein Trugnebel war.«
    Danach hatten sie von der Treppe aus mit angehört, wie der »Hexenprozess« eröffnet worden war, der mit dem Todesurteil für die Mädchen und dem grausigen Durcheinander an der Drehtür geendet hatte. Die jungen Männer hatten verzweifelt überlegt, wie sie den Mädchen beistehen könnten, waren schon ein Stück die Treppe hinaufgerannt, um sich mit ihren Messern in einen Kampf gegen die zahlenmäßig weit überlegenen und besser bewaffneten Lordleute zu stürzen, als sie den Helikopter hörten und sich erleichtert durch den Tunnel zurückzogen, um auf die anderen zu warten.
    »Danke«, sagte Monnia, »dass ihr so viel für uns riskiert habt. Auch wenn ich absolut keine Ahnung habe, was wir nun machen

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