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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tränen kämpfen. Warum ließ sie es zu, dass der Mann ihr so unter die Haut ging? Sie wandte den Blick ab, schaute durch die beschlagenen Scheiben hinaus auf die Straßen der Stadt, wo der Verkehr durch die Pfützen rollte und die Wolkenkratzer aussahen, als könnten sie die Bäuche der düsteren Wolken ritzen, die tief am Himmel hingen.
    Sie fühlte sich kalt und körperlos, als ob all dieses tragische Tamtam jemand anderem widerführe.
    Aber so ist es nicht, Cissy. Es ist dein Leben.
    Mit dem Finger malte sie ein kleines Herz auf die beschlagende Scheibe, wischte es jedoch, erstaunt über sich selbst, rasch wieder fort, als der Wagen vor ihrem Haus anhielt.
    »Mach dich auf alles gefasst«, sagte Jack. »Jetzt geht’s los.«
    »Ja«, sagte sie, stieg aus und überließ es Jack, den Chauffeur zu entlohnen. Sie straffte die Schultern und trat in das Haus, das sie und Jack erst vor ein paar Jahren gekauft hatten.
    Viele von den Gästen, die nicht an den Feierlichkeiten auf dem Friedhof teilgenommen hatten, waren bereits da, und zum ersten Mal kamen Cissy Bedenken, ob es wirklich klug gewesen war, ihr Heim zum Versammlungsort zu bestimmen. Die Zimmer waren jetzt schon gedrängt voll, obwohl die Leute, die dem kurzen Gottesdienst auf dem Friedhof beigewohnt hatten, noch nicht einmal eingetroffen waren. Es würde sehr eng werden. Eugenias Haus auf dem Mt. Sutro hätte die Trauergäste mit Leichtigkeit aufgenommen.
    Dennoch, vielleicht zwang diese Enge die Gäste, sich früher zu verabschieden, was ihr nur recht sein konnte.
    Sie setzte ein Lächeln auf, das sich so falsch anfühlte, wie es war, und ließ die üblichen Floskeln über sich ergehen. »Tut mir so leid wegen deiner Großmutter« und »wenn ich irgendetwas für dich tun kann, melde dich« oder »Eugenia, sie war eine so starke Persönlichkeit. Ich weiß noch, wie sie einmal …«
    Als sie schließlich das Wohnzimmer hinter sich gelassen hatte und im Esszimmer angelangt war, hatte sie das Gefühl, Bloomingdale’s am letzten Wochenende vor Weihnachten überstanden zu haben.
    Diedre und Rachelle arbeiteten in der Küche, zogen Platten voller Horsd’œuvres aus Kühlschrank, Mikrowelle und Backofen, um sie dann auf Silbertabletts zu arrangieren. Beejay hielt ein Schläfchen, Tanya trug die gefüllten Tabletts ins Wohnzimmer und brachte die leeren zurück in die Küche, während sich Rosa und Paloma unter die Gäste mischten und Wein, Servietten und Häppchen anboten. Kekse, Kuchen und Torten standen auf einer Anrichte bereit. Scharen von Frauen hatten Leckereien gebracht. Diese Frauen hatten sofort die Schürzen umgebunden und für die Trauergäste zu backen und zu kochen begonnen, sobald sie von dem Todesfall in der Familie erfahren hatten. Das Angebot war umwerfend, es reichte von feinen Pralinen aus der Konfiserie bis zu selbstgebackenem Apfelkuchen und mächtigen, hohen Torten.
    »Weißt du nicht, dass du allein vom Anschauen fünf Pfund zunimmst«, sagte eine leise Stimme zu Cissy.
    Sie drehte sich um und sah Gwen, ihre Personal-Trainerin, die gerade aus ihrer knielangen, schwarzen Strickweste schlüpfte. Gwen war es zu verdanken, dass Cissy nach der Schwangerschaft die überflüssigen Pfunde wieder losgeworden war. Ihr Haar war dunkel, stufig und zottig geschnitten, ihr durchtrainierter Körper steckte in einem hautengen schwarzen Kleid, ihre Miene war nüchtern. »Ich habe dich schon lange nicht mehr beim Sport gesehen, aber du siehst toll aus. Wenn ich es mir recht überlege, darfst du dir wohl doch ein Stück Torte gönnen. Anscheinend hast du abgenommen.«
    »Ein bisschen. Aber ich habe keinen Hunger. Vielleicht später.«
    »Und wie geht es dir?« Gwens dunkle Augen waren voller Mitgefühl.
    »Ich lebe.«
    »Das wird wieder besser«, sagte Gwen und tätschelte ihre Schulter. »Geh nur, unterhalte dich mit deinen Gästen. Wir sprechen uns später.«
    »Danke.«
    Gwen umarmte sie kurz und tröstlich, griff sich ein Shrimpkanapee und entdeckte Jack, der neben dem Tisch mit den Fotos und Trophäen stand, einer Dokumentation des Lebens ihrer Großmutter. Sie ging zielstrebig auf ihn zu. Im Schein der Kerzen vor diesem Ehrentisch, den Cissy und Deborah in der vergangenen Woche so hastig zusammengestellt hatten, begann Gwen ein Gespräch mit Jack, und ihr eben noch so ernster Gesichtsausdruck machte einer beinahe fröhlichen Miene Platz.
    Kannte Jack Gwen überhaupt? Cissy war nicht sicher. Sie besuchte das Fitnessstudio, in dem Gwen sonst arbeitete. Aber

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