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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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Gedanken noch in Deutschland sagte ich mitfühlend zu der Kassiererin: »Sie Arme, dass Sie ausgerechnet am Feiertag arbeiten müssen.«
    Darauf entgegnete sie: »Oh, das macht mir nichts aus. Heute ist es wenigstens nicht so stressig wie sonst, und außerdem bekommen wir fünfzig Prozent Feiertagszuschlag.«
    Lächelnd wünschte sie uns noch einen schönen Tag.
    Es ist gerade diese freundliche, entspannte und hilfsbereite Einstellung, die ich in den USA schätze. Obwohl die Menschen dort viel mehr arbeiten müssen und nicht wenige davon im Niedriglohnsektor beschäftigt sind, ändert das scheinbar nichts an ihrer positiven Einstellung zur Arbeit.
    In Deutschland lässt diese positive Einstellung sehr oft zu wünschen übrig, und man landet als Kunde eben in der Servicewüste. Genau dorthin fühlte auch ich mich versetzt, als ich vor kurzem in ein Fotogeschäft ging, um ein neues Ladegerät für meine Digitalkamera zu kaufen. Das alte hatte mein Mann in einem Hotelzimmer vergessen. Ich hatte die Kamera samt Batterien dabei, um dem Verkäufer zeigen zu können, für welches Gerät ich das Ersatzteil brauche. Als ich dem älteren Mann hinter der Verkaufstheke die Kamera gab und erklärte, was ich wollte, schien er damit etwas überfordert zu sein.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das Ladegerät verloren haben? Es ist nämlich nicht leicht, ein neues zu beschaffen.«
    Darauf erwiderte ich: »Ich habe schon das ganze Haus auf den Kopf gestellt, und sogar im Hotel habe ich angerufen, aber die können es auch nicht finden.«
    »Tja«, meinte der Verkäufer, »wenn ich wirklich ein Ersatzgerät für Sie bestellen soll, brauche ich dafür die Gebrauchsanleitung mit der Artikelnummer. Und wahrscheinlich wird es ziemlich teuer und kann lange dauern.«
    Da ich keine Lust hatte, dafür extra noch mal in das Geschäft zu kommen, fragte ich: »Kann ich Ihnen die Artikelnummer auch telefonisch durchgeben?«
    »Nein, das geht nicht. Ich brauche die Gebrauchsanleitung. Außerdem müssen Sie eine Vorauszahlung leisten.«
    Also schleppte ich mich samt Kamera und Gebrauchsanleitung noch einmal in das Fotogeschäft mit dem älteren Fachverkäufer. Konfus blätterte der Mann durch die Gebrauchsanweisung. Dabei verwünschte er immer wieder den Kamerahersteller.
    Nach fünf Minuten drehte er sich plötzlich zu einem Regal um und zog einen Katalog heraus, in dem die Seriennummern von Kamerazubehör aufgelistet waren. Aha! Darin stand also die Information, die er brauchte, und nicht in meiner Gebrauchsanweisung! Ich verlor kein weiteres Wort, sondernzog lediglich meine Geldbörse heraus, um die Anzahlung zu leisten. Schließlich wollte ich ein Ladegerät, und kein Theater mit diesem Mann.
    Natürlich kann man auch in anderen Geschäften in der Servicewüste landen, zum Beispiel im Baumarkt. Dort suchte ich einmal einen Verkäufer, der mir weiterhelfen konnte. Als ich endlich jemanden traf, bekam ich die klassische Aussage »Tut mir leid, aber für diese Abteilung bin ich nicht zuständig« zu hören. Ich stellte meine Frage trotzdem und wurde direkt an einen Kollegen verwiesen, der irgendwo im Laden unterwegs war. Zehn Minuten später hatte ich dann endlich den entsprechenden Mitarbeiter gefunden und … er fühlte sich ebenfalls nicht zuständig und verwies mich an den Kollegen, der mich zuvor zu ihm geschickt hatte. Und das Gerenne ging von vorne los.
    Ähnliche Situationen habe ich hier schon oft erlebt. Offenbar bin ich mit meinen Erfahrungen nicht allein. Umfragen belegen, dass etwa zwei Drittel der Deutschen mit dem Servicepersonal in ihrem Land nicht zufrieden sind, da es oft unfreundlich ist.
    Interessant finde ich, dass manche Geschäfte ihre Kunden dafür mit niedrigen Preisen zu locken versuchen. Dahinter steckt wohl die Einschätzung, dass der Kunde über unfreundliches Personal und lange Warteschlangen hinwegsieht, solange die Sachen nur billig sind. Dennoch frage ich mich, ob der günstige Preis alles wettmacht, zumal die kleineren Einzelhändler in Umfragen wesentlich besser abschneiden. Mag sein, dass ich dort mehr für meine Einkäufe bezahle als im Discounter, aber dafür bekomme ich etwas, das ich in den Billigläden nicht erwarten kann, nämlich ein Lächeln und freundliche Beratung. Ganz umsonst.
    Ganz umsonst kann man sich in vielen deutschen Geschäf-ten auch die Klagen der Mitarbeiter anhören, die sich oft lautstark und in Anwesenheit von Kunden über vermeintlicheUngerechtigkeiten in ihrem Job beschweren:

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