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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dabeisein wollen. Einen einzigen Streifenwagen schicken die mir.«
    Decker sprang aus dem Bett, klemmte den Hörer unters Kinn und zog seine Hose an. »Hast du ein ungutes Gefühl?«
    »Der Parkplatz ist leer, Pete, bis auf einen einsamen Mercedes 450 SL. Die Klinik ist dunkel, die Eingangstür zu, aber nicht abgeschlossen. Ich hab gegen die Tür gehämmert. Bin auf die Rückseite gegangen und hab da ebenfalls an die Tür gehämmert. Nichts. Ich will aber nicht einfach in fremdes Terrain eindringen.«
    »Da hast du recht.«
    »Abgesehen von dem Auto und der unverschlossenen Tür, hab ich auf dem Asphalt eine hübsche Spur gefunden. Im Schein der Taschenlampe sieht sie verdammt nach Blut aus.«
    Decker knöpfte sein Hemd zu. »Freddy hat doch gesagt, das wär eine Abtreibungsfabrik. Frauen bluten nach Abtreibungen.«
    »Yeah, die Tatsache allein hätte mich auch nicht weiter stutzig gemacht. Aber zusammen mit allem anderen …«
    »Ich bin gleich da.«
    »Ich warte auf dich.«
     
    Viertel vor fünf in der Früh und auf dem Freeway herrschte immer noch Verkehr. Die Stadt mochte zwar manchmal schlafen, aber die großen Straßen nie. Die Nacht war kühl und klar, der Mond schwebte über den Gipfeln der Berge, während Decker über den Asphalt fegte. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Plymouth sprang in den Overdrive.
    Die Adresse, die Marge ihm gegeben hatte, war ein schlecht beleuchtetes, verputztes Bürogebäude an einer Ecke, das von hohen Palmen und Eukalyptusbäumen umgeben war. Vor dem Gebäude war ein gepflasterter Parkplatz, auf dem Einstellplätze für zehn Autos markiert waren. Decker fuhr den Plymouth zwischen Marges Honda und einen Streifenwagen von Burbank, schaltete den Motor aus und stieg aus. Die Hände in die Hüften gestützt, sah er sich rasch um. Neben der Klinik war ein freies, von Unkraut überwuchertes Grundstück. An den anderen drei Ecken der Kreuzung lagen ein Taco Bell, das Gerippe eines verlassenen Gebäudes und das Lagerhaus einer Discount-Lebensmittelkette. Marge kam zu ihm herüber.
    »Nicht gerade zentral gelegen.«
    »Das ist plausibel«, antwortete Decker. »Wenn man eine Abtreibungsklinik führt, will man eine gewisse Abgeschiedenheit. Warum sollte man den Spinnern ein leichtes Ziel für ihre Brandbomben geben?«
    »Spinner?« Marge lächelte. »Du sympathisierst nicht mit den Abtreibungsgegnern?«
    »Ich sympathisiere nicht mit Leuten, die Brandbomben schmeißen.«
    »Hört, hört!« Marge führte ihn zu einem uniformierten Beamten, der gegen seinen Streifenwagen lehnte. »Sergeant Decker, Officer Loomis.«
    Der Polizist streckte eine Hand mit spinnenartigen Fingern aus. Er war groß und schlank und so jung, daß Decker sich fragte, ob er die Pubertät schon hinter sich hatte. Sein Milchgesicht sah jedenfalls nicht so aus, als ob er sich schon rasieren müßte.
    Decker schüttelte ihm die Hand. »Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten, daß wir uns für sein Entgegenkommen bedanken.«
    »Kein Problem, Sergeant.« Loomis’ Stimme steckte noch voll jugendlicher Erwartung. »Ehrlich gesagt, für mich ist es eine Abwechslung vom üblichen Trott.«
    »Ziemlich ruhig hier in der Gegend?«
    »Yeah, ist halt ein Industriegebiet. Ich krieg ’ne Menge Fehlalarme. Manchmal gibt’s auch tatsächlich Einbrüche. Womit wir häufig zu tun haben, sind Handgreiflichkeiten in den Bars mit Nachtkonzession. Die Arschlöcher lassen sich vollaufen, und dann müssen wir kommen und aufräumen.« Er schüttelte den Kopf. »Immer der gleiche Mist.«
    Marge reichte Decker ein Paar Handschuhe, dann zog sie sich selbst welche über.
    »Kommen Sie mit rein, Officer?« fragte Decker.
    »Na klar.«
    »Fassen Sie nichts an, und passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
    »Ist doch logo.«
    Decker streifte seine Handschuhe über. »Möchtest du Frontmann spielen, Detective Dunn?«
    »Frontfrau. Nein, ich übernehme die Nachhut.«
    Decker wandte sich zu Loomis. »Fahren Sie oft hier vorbei?«
    »Ein- bis zweimal pro Nacht.«
    »Haben Sie dieses Auto schon mal so früh am Morgen hier stehen sehen?«
    Der junge Streifenpolizist starrte auf den Mercedes und schüttelte den Kopf.
    »Oder irgendein anderes Auto?« fragte Marge.
    Erneutes Kopfschütteln. »Ich glaube nicht. Aber ganz bestimmt nicht so ein schickes Gefährt wie einen 450er SL. Daran würd ich mich erinnern.«
    Decker nickte. Sie gingen zusammen zur Haustür. Der Strahl der Taschenlampe fiel auf einen Blutfleck rechts von der Schwelle.
    Sie sahen sich an.

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