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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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das der Grund, weshalb Davida nicht wollte, daß sie es erfährt«, sagte Decker. »Denn wenn sie wüßte, was man ihr da verschwiegen hat, würden mehr als nur ein paar Funken fliegen.«
    »Aber warum hat Davida es ihr überhaupt verschwiegen?«
    »Manchmal empfinden Adoptiveltern die biologischen Eltern als Bedrohung. Das ist zwar albern, aber …«
    »Sprichst du aus eigener Erfahrung, Pete?« fragte Marge.
    »Vielleicht ein bißchen.«
     
    Im offiziellen Telefonbuch gab es keinen Eintrag unter Greta Millstein, aber bei den nicht verzeichneten Fernsprechteilnehmern fand Decker eine Nummer für G. Millstein. Er wählte sie, ließ das Telefon zehnmal klingeln und hängte dann ein.
    Er massierte seine schlimme Schulter, schluckte ein Advil und sah auf die Wanduhr im Dienstzimmer. Fünf vor fünf. Jetzt hatte er fast vierzehn Stunden ununterbrochen gearbeitet. Es wurde Zeit, Schluß zu machen.
    Doch statt dessen nahm er sich einen Stapel Fotokopien von Merritts monatlichen Visa-Abrechnungen und ging die einzelnen Positionen mit einem Bleistift durch. Nichts schien ungewöhnlich, außer daß Merritt einen teuren Geschmack hatte – Bally-Schuhe, die Herrenabteilung von Neiman Marcus, Scotland House of Cashmere, Gucci, Dunhill, Hermès, Aristocrates. Der Mann brauchte dringend Geld für seine Forschungen, trotzdem gab er reichlich Kohle für Klamotten aus.
    Allerdings wäre ein schäbig gekleideter Gynäkologe in Palos Verdes nicht gerade der Hit.
    Trotz dieser exklusiven Einkäufe war Merritt mit seinen Zahlungen nicht im Rückstand, sondern hatte das Visa-Konto jeden Monat ausgeglichen. Im Kästchen für Überziehungsgebühren stand stets $ 0.00.
    Weiter mit American Express. Auch hier kein Hinweis auf überfällige Rechnungen oder Überziehungsgebühren. Und Merritt benutzte auch nicht die eine Kreditkarte, um die andere auszugleichen. Decker hatte gerade die MasterCard-Abrechnungen zur Hälfte durchgesehen, da stürmte Lilah in den Raum. Der Klang ihrer Stimme versetzte ihm einen heftigen Stich in den Magen. Er legte die Papiere hin und blickte auf.
    Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid, dessen Saum gut acht Zentimeter über ihren Knien endete. Ihre langen Beine waren so braun wie ihre Arme und ebenfalls unbedeckt. An den Füßen trug sie lederne Riemchenschuhe, deren Sohlen bei jedem Schritt auf den Fußboden klatschten. Ihr langes Haar war offen und wehte wie ein goldenes Vlies über ihren gebräunten Schultern.
    Während Decker sich ein weiteres Advil in den Mund steckte, sah er, wie Marge Lilah entgegenging, um sie aufzuhalten. Sie trafen etwa sechs Meter vor seinem Schreibtisch aufeinander. Lilah versuchte, sich an Marge vorbeizudrängeln, doch Marge war größer und kräftiger und wirkte wie eine Mauer. Dennoch bekam jeder im Büro die Konfrontation sofort mit, und alle waren bereit, wenn nötig einzugreifen. Obwohl sie rot vor Zorn war, spürte Lilah die Feindseligkeit, die ihr entgegenschlug. Sie zog ihr Kleid zurecht und stellte sich kerzengerade hin.
    »Ich möchte bitte mit Sergeant Decker reden«, sagte sie mit leiser Stimme. »Würden Sie freundlicherweise zur Seite treten?«
    »Miss Brecht, ich muß Sie leider bitten, draußen zu warten«, sagte Marge. »Ich werde Ihre Nachricht weitergeben …«
    »Er sitzt doch da!« Lilahs Stimme wurde lauter, und sie zeigte auf Decker.
    »Warten Sie bitte draußen, Miss Brecht. Ich komme sofort zu Ihnen …«
    »Das ist ja unerhört … einfach …«
    Lilah brach in Tränen aus und begrub ihr Gesicht in den Händen. Marge legte einen Arm um die schluchzende Frau und steuerte mit ihr auf ein leeres Vernehmungszimmer zu. Auf dem Weg drehte sie sich zu Decker um und deutete ihm mit einer Kopfbewegung an, ihnen zu folgen. Decker streckte zwei Finger in die Luft – zwei Minuten.
    Marge führte Lilah in das Zimmer und schloß die Tür. Als Decker kam, hatte Lilah sich gerade einigermaßen beruhigt. Aus ihren Augen schossen blaue Blitze.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß Kingston etwas zugestoßen ist!« Sie stöhnte. »Und zwar was Schlimmes! Ich habe prophetische Kräfte! Ich weiß diese Dinge!«
    »Wer hat denn Ihren Bruder umgebracht?« fragte Marge.
    »Woher soll ich das denn wissen?« Lilah sackte auf dem Stuhl zusammen. »Warum passieren mir nur so furchtbare Dinge? Warum? Warum?«
    Decker wartete einen Augenblick ab, dann sagte er: »Lilah, worüber haben Sie mit King gesprochen, als er Sie gestern anrief?«
    »Gestern …« Sie trocknete sich die Augen

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