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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sich, als er Selbstmord beging?«
    »Nein, Vaters sämtliche Papiere waren bei einem alten, treuen Freund. Der schickte mir die Memoiren, als ich achtzehn wurde. Das versiegelte Päckchen wurde mir persönlich übergeben, und die Verpackung war völlig unversehrt. Vaters Wünsche wurden mir von dem Freund in einem separaten Begleitbrief mitgeteilt.«
    »Dann wußte aber doch der Freund Ihres Vaters, daß die Memoiren existieren.«
    »Oskar ist vor sechs Jahren gestorben. Also bevor Freddy den Mund aufgemacht hat. Der arme Oskar hat nichts mit dem Diebstahl der Papiere zu tun, falls Sie das meinen.«
    Decker klopfte mit dem Stift auf seinen Block. »War der Begleitbrief in Englisch geschrieben, oder können Sie Deutsch lesen?«
    Lilahs angestrengtes Lächeln ließ Ungeduld erkennen. »Sowohl der Brief als auch die Memoiren waren auf Englisch geschrieben. Sie waren mir gewidmet, Peter, und Vater wollte offensichtlich, daß ich sie verstehe. Vater sprach fünf Sprachen fließend.«
    »Warum bekamen Sie die Memoiren und nicht Ihr Bruder, Miss Brecht?«
    »Der arme Freddy …« Lilah seufzte. »Immer zu kurz gekommen. Er fühlte sich so vernachlässigt.« Ihr Gesicht wurde verdrießlich. »Das tat Mutter allerdings auch. Als sie das mit den Memoiren herausfand, war sie absolut schockiert, stinksauer. Diese Hexe hat tatsächlich darauf bestanden, daß ich mich über die Wünsche meines Vaters hinwegsetze und die Memoiren öffne. Vermutlich wollte sie wissen, was er über sie geschrieben hatte. Als ob Vater seine Zeit damit verschwenden würde, ihre albernen Streitereien aufzuzeichnen!«
    Lilah wirkte plötzlich sehr ungeduldig.
    »Sie haben mich gar nicht meine Angreifer zu Ende beschreiben lassen. Wollen Sie denn keine nützlichen Informationen?«
    »Ich dachte, wir warten damit, bis der Polizeizeichner kommt.«
    »Taugt Ihr Zeichner denn was?«
    »Er ist der beste.« Decker blickte von seinem Block auf. »Lilah, wie lange haben Sie jeden der beiden Männer sehen können?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie jeden von ihnen dreißig Sekunden lang gesehen? Eine Minute?«
    »Ich habe sie so lange gesehen, wie ich das wollte.«
    »Wie meinen Sie das? Sie hatten doch die Augen verbunden.«
    »Sobald sie mich angefaßt hatten, war ich in der Lage, mir in meinem Kopf ein Bild von ihren Gesichtern zu machen. Deshalb kann ich mich an so viele Details erinnern. Bilder im Kopf sind viel schärfer als alles, was der Sehnerv überträgt.«
    Decker zögerte einen Augenblick. »Lilah, haben Sie diese Männer mit Ihren Augen gesehen?«
    »Das hab ich Ihnen doch gerade erklärt, Peter. Ich habe mir ein Bild von ihnen gemacht!«
    Decker begann die Möglichkeit einer Gehirnverletzung ernsthafter in Betracht zu ziehen. »Lilah, vor Gericht sind nur Aussagen von Augenzeugen als Beweismittel zulässig.«
    »Peter, ich werde doch nicht vor Gericht gehen und sagen, ich hätte mir von diesen Männer ein Bild in meinem Kopf gemacht. Mir ist schon klar, daß mir niemand glauben würde.
    Aber wen kümmert schon, was das Gericht zuläßt? Wenn ich Ihnen das Bild aus meinem Kopf wiedergegeben habe, können Sie diese Tiere finden und durch andere Beweise überführen.«
    »Lassen Sie mich das noch mal klarstellen. Sie haben die Täter nie richtig gesehen?«
    »Ich habe sie einen kurzen Augenblick mit meinen Augen gesehen. Sie trugen allerdings Skimasken. Und dann haben sie mir natürlich die Augen verbunden. Als ob mich das hätte hindern können, mir in meinem Kopf ein Bild von ihnen zu machen. Aber sie konnten ja nicht wissen, daß ich über diese Gabe verfüge.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Vielleicht litt diese Frau schon länger an einem psychischen Problem, und nicht erst seit der Vergewaltigung.
    Lilah senkte den Blick. »Sie glauben mir nicht. Sie werden es schon noch begreifen. Ich habe diese Gabe, Peter, ich kann wie eine Prophetin in die Zukunft sehen. Und wie Kassandra begegnet man mir mit Skepsis oder – noch schlimmer – mit Spott. Aber das macht mir nichts mehr aus. Denn im Gegensatz zu den Prophezeiungen Kassandras werden die Leute mir glauben, wenn meine Prophezeiungen schließlich eintreffen.«
    Sie beugte sich zu ihm herüber und nahm seine Hand.
    »Eigentlich ist es keine Gabe, es ist ein Fluch. Ich bete jeden Tag zu Gott, daß ich irgendwann aufwache und normal bin. Daß ich eines Tages die Welt so sehe wie alle anderen. Vielleicht bete ich nicht intensiv genug.«
    Decker schwieg, da er nicht wußte, was er sagen

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