Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
rücksichtsvoll.«
Lilah schloß die Augen und legte den Kopf auf das Kissen. »Ich bin sehr müde. Ich muß mich ausruhen.«
»Sei nicht böse auf Freddy, mein Liebes.« Davida tat die Bedürfnisse ihrer Tochter mit einer Handbewegung ab. »Ich hab gemerkt, daß er sich über irgendwas große Sorgen machte, und hab ihm keine Ruhe gelassen, bis ich es aus ihm rausgekriegt hab.«
Sie öffnete eine schwarze, mit Perlen besetzte Abendtasche und begann, kleine fleischfarbene Glasbehälter auf dem schwenkbaren Tablett neben dem Bett aufzubauen.
»Ich hab dir ein bißchen Make-up mitgebracht – eine leichte Feuchtigkeitsgrundierung, ein bißchen Wimperntusche und Lidschatten, etwas Rouge und was zum Abdecken. Freddy hat mir erzählt, wie sie dich bei dem Einbruch geschlagen haben! Wie furchtbar!« Sie musterte ihre Tochter eingehend. »Meine Güte, Lilah, du siehst aus, als hätten sie mehr getan als dich geschlagen.«
»Mutter, ich bin wirklich müde.«
Davida legte eine Hand auf ihre Brust. »Diese … diese … Schweine ! Ist alles in Ordnung, Lilah?«
»Ja.«
»Wirklich, mein Liebes? Mir kannst du es doch sagen.«
»Ich glaub zwar nicht, daß ich im Augenblick fit für meine fünf Meilen Jogging wäre, aber ich werde mich wieder erholen.«
»Du denkst immer so positiv. Das bewundere ich so an dir.«
»Was ich jetzt am meisten brauche, ist Ruhe, Mutter.«
»Darling … haben diese Schweine … haben sie …«
Lilah sah zu Decker. »Nein.«
Davida folgte dem Blick ihrer Tochter und nahm zum ersten Mal bewußt Deckers Anwesenheit wahr. »Darling, wer ist dieser Mann?«
»Er ist von der Polizei, Mutter.«
Davida ging gemessenen Schrittes auf Decker zu und hob ihren Schleier. Ihre Haut war gespenstisch weiß, aber straff gespannt über ihren großen Wangenknochen. Sie hatte grobe Gesichtszüge – eine breite Nase, weit auseinanderliegende Augen, die rund und glänzend waren und sehr dunkel. Ihr Mund schien von einem Ohr zum anderen zu reichen. Ihre Haare waren aus der hohen Stirn nach hinten gezogen und blauschwarz gefärbt. Sie würde bald wieder eine Tönung brauchen – an den Haarwurzeln war nämlich eine Spur von Weiß zu sehen.
Aus der Nähe betrachtet, fand Decker, daß Davida Eversong etwas Affenhaftes an sich hatte, doch er konnte sich vorstellen, daß ihre ausgeprägten Gesichtszüge auf der großen Leinwand gut herübergekommen waren. Was Schönheit anging, war Lilah Mom gegenüber deutlich im Vorteil. Doch die feinen Züge der Tochter würden in der Vergrößerung vielleicht verschwimmen.
Decker wußte, daß Mom ihn begutachtete. Sie starrte ihm vollkommen ungeniert in die Augen. Kein Wunder, daß Morrison ihn ständig mit Fragen nervte, wie er in dem Fall vorankäme. Decker wußte nicht, ob es nur gespielt war oder woran es lag, aber Davida stank förmlich nach Reichtum und Macht. In Wirklichkeit war sie viel imposanter als in jeder Rolle, die sie jemals auf der Leinwand gespielt hatte.
»Sie sind also von der Polizei«, sagte Davida.
»Ja, Ma’am. Sergeant Decker.«
»Ich bin froh, daß Sie hier sind, Sergeant. Wir müssen miteinander reden. Obwohl der Schmuck nicht so wertvoll war wie die Stücke, die ich im Banksafe aufbewahre, habe ich an einigen Sachen doch aus sentimentalen Gründen sehr gehangen. Ich gehe davon aus, daß Sie Ihr möglichstes tun, um die Verbrecher zu finden, die ihn mir gestohlen haben.«
Decker sah Lilah an. »Sie hatten Schmuck in Ihrem Safe?«
Mit gelangweilter Stimme sagte sie: »Mutter bewahrte einige Schmuckstücke dort auf. Aber darauf hatten sie es nicht abgesehen, Peter.«
»Ich nehme an, Sie brauchen eine Beschreibung der einzelnen Stücke, Sergeant«, sagte Davida. »Ich geb Ihnen den Namen meines Versicherungsmaklers. Er hat von jedem Teil eine schriftliche Beschreibung und eine Polaroidaufnahme. Natürlich hätte ich meinen gesamten Schmuck gerne zurück, aber da gibt’s eine Smaragdbrosche, an der mir besonders viel liegt. Sie war ein Geschenk. Nun ja, all diese Stücke waren Geschenke … doch das ist eine andere Geschichte.« Sie wandte sich an Lilah. »Also wirklich, Darling, du hättest es mir sofort sagen sollen. Diese Schweine haben die größeren Steine vielleicht längst an einen Hehler weitergegeben.«
»Sie waren nicht hinter deinem Schmuck her, Mutter. Sie hatten es auf Vaters Memoiren abgesehen.«
»Lilah, Liebes …«
»Der Schmuck ist Müll, verglichen mit dem eigentlichen Schatz.«
»Darling, niemand würde einen
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