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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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markiert ist. Sie setzen hier Krallen ein. Die Jeschiwa ist ein paar Blocks entfernt. Wir gehen lieber den Rest. Das ist einfacher, und es wäre ganz gut, wenn wir unsere Beine mal ein bißchen bewegen.«
    »Wie wär’s mit dem nur blauen Straßenrand da?«
    »Das ist auch okay.«
    Decker zwängte den Wagen in eine enge Parklücke. Wie es die Mietwagenfirma verlangte, ließ er das Lenkradschloß einrasten, dirigierte die Räder quer zur Fahrtrichtung, legte den ersten Gang ein und stieg aus. Dann lief er um den Wagen herum und hielt Rina die Beifahrertür auf.
    »Was für ein Gentleman«, freute sie sich.
    Decker lächelte, half Rina aus dem Auto und sah sich um. Die gepflasterte Straße war extrem schmal, und es gab keine Gehwege. Viele Wagen standen mit den rechten Rädern auf dem Sandstreifen neben der Straße, während die linken Räder noch auf dem Pflaster waren. Eine Autoschlange bei der Fahrzeugakrobatik.
    Die Gegend bestand offenbar hauptsächlich aus Apartmenthäusern – viereckige Kalksteinbauten mit kleinen Fenstern. An den Seiten hing Wäsche. Manche Gebäude hatten ein Rasenstück vor der Tür, andere Blumenkästen unter den Fenstern. An einer Ecke hockte ein kleiner Obststand; auf der anderen Straßenseite gab es eine Bäckerei und eine Postfiliale. Die Luft trug einen Geräuschteppich von Juchzern und Schreien zu ihnen her. So etwas hatte Decker lange nicht mehr gehört. Kinder, die auf der Straße spielten.
    Sie gingen los.
    »Du siehst sehr unglücklich aus«, stellte Decker besorgt fest.
    »Das bin ich auch«, gab Rina zu. »Diese ganze Sache mit Gershon ist einfach zu furchtbar. Aber viel schlimmer ist noch, daß Honey wahrscheinlich die Schuld für den Fehler des Villages bekommt. Die Cops denken, daß sie es war. Und sie ist nicht da, um die Sache richtigzustellen.«
    »Alles für den Rebbe«, knurrte Decker. »Und wenn ich bei der Wahrheit bleiben soll, ich vergieße keine Träne um sie, denn selbst wenn sie ihren Mann nicht selbst umgebracht hat, trifft sie doch auch ein Teil der Schuld. Sie wußte schließlich, was kommen würde.«
    »Ich bin sicher, daß Honey nicht im Traum daran gedacht hat, daß sie Gershon womöglich umbringen würden. Und ich bin sicher, daß sie ihn nicht umbringen wollten. Oh, Peter, diese ganze Sache ist so scheußlich!«
    »Ja, das ist sie. Aber jetzt muß ich mich um Dov und Gil Yalom kümmern.«
    »Die armen Kinder. Wie um alles in der Welt wirst du nur mit soviel Tragik fertig?«
    »Ich teile sie mir ein. Jetzt komm. Laß uns diese Jeschiwa prüfen.«

32
    In dem zellenähnlichen, steinernen Eingang zur Jeschiwa war es kalt und düster, die spärliche Beleuchtung kam von einem kleinen Fenster mit Kreuzgitter und einer von der Decke hängenden, nackten Glühbirne. Die Wände waren aus Kalksteinblöcken gemauert; der Boden mit travertinfarbenen Steinplatten ausgelegt. Die Luft war feucht. Decker konnte die Sporen nahezu riechen. Er steckte die Hände in die Taschen und wippte auf den Fußspitzen, während er den Blick umherschweifen ließ.
    Rina hielt sich hinter ihm und beobachtete sein nervöses Verhalten. Ohne sie war er aufgeschmissen, er brauchte sie, um den Weg für ihn frei zu machen. Sie trat in den eisigen Raum und griff mit der Hand zu der Mezuza hoch, die am Türpfosten angebracht war. Sie küßte ihre Fingerspitzen.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Ich bin bei dir, mir geht’s gut.«
    Er wartete, bis sich seine Pupillen geweitet hatten, dann sah er sich weiter um. An der Wand rechts stand ein unbesetzter Schreibtisch; dahinter war eine offene Tür, die irgendwohin führte. Er rief ein Hallo und fragte sich dann, ob Hallo unbedingt die passende Begrüßung in Israel war.
    Es dauerte einen Moment, bis ein junger Mann durch die Tür hinter dem Tisch kam, wobei seine Finger die Mezuza und dann seine Lippen berührten, während er eintrat. Er war gut aussehend, mit kräftigen Zügen und einem männlichen Körperbau, wenn auch Wangen und Kinn unter einem dichten, schwarzen Bart verschwanden. Er trug einen schwarzen Anzug, weißes Hemd, keinen Schlips. Auf seinem kurz geschorenen Schädel saß ein schwarzer Hut. Große braune Augen musterten erst Rina, dann Decker, und glitten dann wieder zu Rina zurück. Es war, als wüßte er instinktiv, mit wem er reden mußte.
    »Ja bitte, kann ich Ihnen helfen?«
    Ein amerikanischer Akzent. Decker registrierte es mit Freuden. Der Mann sprach englisch. »Sie sind aus den Staaten.«
    Der Mann nickte.
    »Und von wo

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