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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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würde.
    Schließlich stellte der alte Mann sein Stamperl ab und setzte sich auf seinen Schreibtischsessel. Er strich sich den Bart. »Ich habe mit dem Leibbener Rebbe gesprochen. Ich fürchte, ich habe nichts Erhellendes hinzuzufügen.«
    Rina wartete. Schulman ließ sich Zeit.
    »Natürlich ist der Rebbe schockiert und traurig über Gershon Kleins vorzeitigen und gewaltsamen Tod. Und er ist sehr in Sorge wegen des Verschwindens von Honey und ihren Kindern. Er macht sich allerdings auch Gedanken um das Wohlergehen deiner Familie, Rina Miriam. Er möchte nicht, daß einem von euch irgend etwas zustößt.«
    »Er glaubt, wir könnten in Gefahr sein?«
    »Wenn du Untersuchungen über ihr Verschwinden anstellst, ja. Er denkt, daß du damit nicht nur Honey und ihre Kinder in Gefahr bringst, sondern auch dich und deine Familie.«
    »Warum?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber er hat zu deinem eigenen Schutz empfohlen, die Sache der New Yorker Polizei zu überlassen und daß weder du – noch Akiva – irgendwelche unabhängigen Nachforschungen anstellen sollten.«
    Rina brauchte eine gewisse Zeit, um zu verdauen, was Schulman ihr da gerade mitgeteilt hatte. »Er will nicht, daß Akiva auch nur nach der Familie sucht?«
    »So sieht es aus.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Schulman erhob die Augen zur Decke. Rina entging das nicht. »Sie sind genauso verwirrt über diese Forderung wie ich.«
    »In der Tat, das bin ich, Rina Miriam.« Schulman ließ sich Zeit mit der Wahl seiner Worte. »Du hast mich zwar nicht als Fürsprecher für Akiva engagiert, aber ich habe mir die Freiheit genommen, die außergewöhnlichen Fähigkeiten deines Ehemannes als Polizist aufs höchste zu preisen. Der Rebbe blieb unbeirrbar bei seiner Forderung. Soll sich Manhattan über Gershons Tod den Kopf zerbrechen.«
    »Aber was ist mit Honey – und den Kindern?«
    Der alte Mann seufzte, seine Schultern schienen von der Last des Lebens gebeugt. »Der Rebbe … schien der Auffassung, daß sie am besten … bei Haschem aufgehoben sein werden.«
    Es trat einen Moment Stille ein.
    »Ich verstehe nicht«, flüsterte Rina dann. »Meint er, sie sind … tot, oder sie sind okay?«
    Der Rabbi fing an, sich die Spitze seines Bartes um den Zeigefinger zu wickeln. »Auch da bin ich nicht sicher. Vielleicht sollte ich unser Gespräch für dich wiederholen. Dem Leibbener Rebbe zufolge, war Gershon schon seit vielen Monaten verwirrt. Sein Geschäft kriselte seit mehr als zwei Jahren. Der Rebbe meinte, Gershon sei vielleicht mit skrupellosen Menschen in Kontakt gekommen.«
    Rina dachte an die Telefonanrufe, von denen Honey berichtet hatte. »Mit wem?«
    »Das wollte er nicht sagen.«
    »Hat der Rebbe der Polizei davon erzählt?« fragte Rina.
    »Er steht in engem Kontakt mit der Polizei von Manhattan.« Der Rabbi zwirbelte immer noch an seinem Bart. »Direkt hat der Rebbe es zwar nicht gesagt, aber er hat … angedeutet, daß Honey und die Kinder, nachdem sie von Gershons Tod gehört haben, verschwunden sein könnten, um zu fliehen, und nicht etwa aufgrund eines Verbrechens.«
    »Aber wie konnte sie vom Tod ihres Mannes wissen, bevor ich es erfahren habe?«
    »Der Rebbe meinte, Honey sei vielleicht zu dir gekommen, weil sie wußte, daß etwas nicht in Ordnung war.«
    »Honey wußte, daß ihrem Mann etwas zustoßen würde? Warum hat sie dann nicht um Hilfe gebeten?«
    »Vielleicht hat sie es versucht. Aber Gershon war verwirrt, Rina Miriam. Es wäre möglich, daß er Hilfe für sich selbst abgelehnt, seine Familie aber fortgeschickt hat.«
    »Und deshalb ist Honey hierher gekommen?« Rina runzelte die Stirn. »Um Gershons Feinden zu entkommen?«
    »Du wirkst skeptisch.«
    »Es scheint alles so unlogisch.«
    »Vielleicht nicht, Rina. Es wäre möglich, daß Honey dich und Akiva ausgesucht hat, weil sie meinte, Akiva könnte ihre Familie beschützen.«
    »Das hat nichts geholfen. Ihr Van ist verlassen aufgefunden worden.«
    Wieder wurde es still im Raum.
    Schließlich sagte Rabbi Schulman: »Hast du mir nicht gesagt, daß der Wagen unter falschem Namen gemietet wurde?«
    Rina nickte.
    »Dann hat der Leibbener Rebbe vielleicht recht. Wenn Honey sich der üblen Geschäftspartner ihres Mannes bewußt war, wäre es doch ganz sinnvoll gewesen, einen falschen Namen zu benutzen. Und es wäre sinnvoll, sich und die Kinder zu verstecken, nachdem sie vom Tod ihres Mannes erfahren hatte. Wenn wir sie finden, Rina, richten wir vielleicht mehr Schaden an als alles andere. Wir

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