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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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betrachtete den Schlüssel. »Danke.«
    Als er danach greifen wollte, steckte Decker den Schlüssel wieder ein. »Darf ich reinkommen, Pater?«
    Bram zögerte. »Der Zeitpunkt ist ungünstig. Ich war gerade auf dem Weg ins Krankenhaus, um ein Gemeindemitglied zu besuchen. Einen sehr kranken Jungen.«
    »Dann kommt das ausgesprochen ungelegen für Sie.« Decker zog den Durchsuchungsbefehl aus der Tasche, gab ihn Bram. Der Priester starrte auf das amtliche Dokument, ohne etwas zu begreifen. Decker ging um ihn herum und betrat die Wohnung. Er sah sich schnell um.
    Oliver hatte scherzhaft behauptet, das Apartment könne Brams heimliches Liebesnest sein. Falls dem so war, dann hielt der Priester seine Sünden gut versteckt. Als Erstes fiel Decker ein Kruzifix an der Wand neben der Tür auf.
    Die Wohnung war so karg eingerichtet, dass man sie fast als unmöbliert bezeichnen konnte. An einer Wand mit billiger Holzverkleidung stand eine abgewetzte, erbsengrüne Couch unter dem einzigen Fenster des Wohnzimmers. Die Kissen und Polster waren sauber, aber alt und durchgesessen. In der Mitte des Zimmers standen ein Klapptisch, auf dem sich Papiere stapelten, und zwei Klappstühle. Bücherregale an der Wand. Die Küche hatte die Größe eines Schranks, aber die Geräte schienen zu funktionieren. Der Duft von Schokolade und Zucker hing in der Luft. Decker warf einen Blick ins Schlafzimmer. Eine Matratze auf dem Fußboden, noch mehr Bücher und Regale, ein weiteres Kruzifix an der Wand. Luxusbehausung für einen Mönch, aber für einen Normalsterblichen bar jeder Bequemlichkeit.
    Decker kehrte ins Wohnzimmer zurück. Bram hatte die Tür geschlossen, lehnte dagegen. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wie lange wird das dauern?«
    »Ich halte es für eine gute Idee, einen anderen Priester zu bitten, Ihre Pflichten zu übernehmen.«
    Bram ging wortlos zum Telefon, rief einen Kollegen an und bat ihn, ihn in der Klinik zu vertreten.
    Decker begann damit, die Küchenschränke zu öffnen. Einige einzelne Geschirrteile, nicht einmal vier Stück von jeder Sorte. Die oberen Fächer waren leer. »Was riecht hier so gut?«
    »Ich habe Kekse gebacken. Für den Jungen, den ich besuchen wollte.«
    »Wie nett von Ihnen.«
    »Möchten Sie einen Keks probieren?«
    »Nein, danke.«
    »Etwas zu trinken? Ich habe Orangensaft da.«
    »Nichts, danke.« Decker machte sich an die Unterschränke. Sie enthielten einige wenige Töpfe. »Seit wann haben Sie diese Wohnung?«
    »Zehn Jahre.«
    »Und Sie nutzen sie als Büro?«
    »Ja.«
    »Haben Sie im Pfarramt denn nicht genug Platz?«
    »Manchmal bin ich gern allein.«
    »Wie oft kommen Sie hierher?«
    »Je nach Lust und Laune.«
    »Warum sind Sie heute hier?«
    Bram schwieg.
    Decker ging ins Schlafzimmer. Dort begann er mit dem Schrank. Ein paar Hemden und zwei schwarze Hosen hingen an Bügeln. In einem Fach lagen etliche Priesterkrägen, Socken, Unterwäsche und ein Paar Schuhe. Decker hob die Matratze hoch und sah darunter.
    Nichts.
    Er ging weiter ins Badezimmer. Es war sowohl mit dem Schlafzimmer als auch dem Wohnzimmer verbunden. Ein paar Handtücher und Waschlappen lagen in einem Schränkchen. Ein einzelnes Handtuch hing neben dem Waschbecken. Auf dem Rand der Badewanne lag ein Stück Seife, ein Rasierapparat und eine Flasche Haarshampoo. Nichts, was irgendwelche heimlichen Neigungen verraten hätte. Alles geradezu langweilig aussagelos. Und doch fragte der Priester Decker kein einziges Mal, wonach er eigentlich suche. Und das allein war bedeutsam genug.
    Decker hatte sich einen groben Überblick verschafft, jetzt ging er ins Detail. Er klopfte die Wände ab. Billige Holzverkleidung über dünnen Mauern. Falls ein Hohlraum dahinter lag, musste er leicht zu finden sein.
    Decker beschloss, als Erstes hinter die Bücher in den Regalen zu sehen. Er begann mit dem größten Regal im Wohnzimmer, kletterte auf einen Stuhl, griff in das oberste Regalfach, nahm einen religiösen Wälzer nach dem anderen heraus und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Allmählich war der ausgetretene Teppich übersät mit Büchern.
    Bram beeilte sich, die Bücher wieder aufzuheben.
    Decker beobachtete, wie er die Bände zähneknirschend aufsammelte. Decker ging ihm sichtlich auf die Nerven.
    Und das war gut so.
    Decker gab sich absichtlich immer nachlässiger im Umgang mit den Büchern, begann sie in schneller Folge aus den Fächern zu werfen.
    Bram sammelte sie auf. Dann hielt er inne. »Für mich sind das heilige Bücher,

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