Decker & Lazarus 09 - Totengebet
aber von den Magazinen haben selbst die noch keinen Wind bekommen. Wieso weißt du davon?«
Rina wurde rot, sah weg.
»Dein Mann hat es dir bestimmt nicht gesagt«, fuhr Bram fort. »Was hast du getan, Mrs. Decker? An Schlüssellöchern gelauscht?«
»Eigentlich habe ich nur den Telefonhörer am Nebenapparat abgenommen …«
Keiner sagte ein Wort.
»Du warst in Schwierigkeiten«, sagte Rina. »Ich konnte doch nicht einfach wegsehen. Du hättest für mich dasselbe getan.«
»Ich weiß das zu schätzen!« Bram lachte. »Dir ist klar, warum Gott die Frau aus Adams Rippe geschaffen hat?«
»Ich kenne die Geschichte. Danke, ich brauche keine Belehrung in Ethik.«
»Besonders nicht von einem Mordverdächtigen.«
»Das ist nicht komisch!« Rina hielt seinen Blick fest. »Du hast Reggie nicht umgebracht. Aber du weißt, wer es getan hat?«
»Wenn ich es wüsste, warum sollte ich dann schweigen?«
»Du schützt jemanden.«
»Ich bin Priester, Mrs. Decker. Ich habe eine heilige Schweigepflicht. Glaub mir, ich würde mich liebend gern dahinter verstecken, wenn ich könnte.«
»Dann weißt du es also nicht?«
»Habe ich das nicht gerade gesagt?«
»Nicht genau.« Sie behielt den Augenkontakt. »Die Magazine, Pater Sparks. Wem gehören die?«
Er sagte lange nichts. »Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes erzählen, aber es sind meine Hefte«, erklärte er schließlich.
»Ich glaube dir nicht.«
»Das ist dein gutes Recht.«
»Wen deckst du?«
»Ist eine Verschwörung des CIA.«
»Warum hast du einen Safe in deiner Wohnung?«
Bram runzelte die Stirn. »Du musst aber lange gehorcht haben.«
»Tut mir Leid, aber ich habe mein Schuldbewusstsein im Supermarkt abgegeben. Sprich mit mir! Erlöse mich!«
Bram schwieg, strich sich das Haar aus der Stirn.
»Ich warte«, sagte Rina und klopfte mit der Fußspitze auf den Boden.
»Warum ich einen Safe habe …« Brams Stimme war ein heiseres Flüstern. »Weil ich vor drei Jahren überfallen worden bin.«
»Großer Gott! Das ist ja schrecklich.«
»Es war an einem Freitagabend nach einer unserer großen Spendensammlungen in der Kirche. Es war eine Menge Geld zusammengekommen, und ich war allein in der Pfarrei. Später dachte ich, das Bargeld sei sicherer in meinem Apartmentsafe aufgehoben als in der Kirche. Zeichen der Zeit.«
»Ich habe nie davon gehört, nie darüber gelesen.«
»Ich habe es nie jemandem erzählt. Ich habe das Geld aus der eigenen Tasche ersetzt und geschwiegen. War schwer genug, die Leute bei der Stange zu halten. Ich wollte durch solche Hiobsbotschaften niemand veranlassen, sich von Gott fern zu halten.«
Er sah auf die Uhr.
»Ich weiß, du hast Freitag viel zu tun. Danke, dass du so lange Geduld mit mir gehabt hast.«
»Sei bitte nicht so förmlich. Du bist mir jederzeit willkommen, Abram. Immer und überall, egal was auch geschieht.«
»Und du bist eine liebenswerte Frau, Rina. Mehr noch, bist du eine großartige Freundin.«
»Bleib noch einen Moment. Trink eine Tasse Kaffee mit mir.«
»Leider nicht möglich. Ich muss zu einer Kirchenratssitzung. Mein Bischof wird ebenfalls erwartet.«
Rina seufzte. »Was wollen die von dir?«
»Erklärungen, schätze ich. Theoretisch haben sie auch ein Recht darauf. Schade, dass sie enttäuscht nach Hause gehen werden. Aber ich kann nicht anders. Ich beuge mich nur Gottes Willen.« Er lächelte. »Danke, dass du mir zugehört hast … war weitaus weniger schmerzlich als die richtige Beichte.«
»Tut es dir Leid, Priester geworden zu sein?«, fragte Rina.
»Nein, Rina. Es tut mir überhaupt nicht leid. Gestern war ich völlig durchgedreht. Ich habe in meiner Wut und Enttäuschung sehr unbedachte Dinge gesagt. Dass ich nach Rom gegangen bin und die Priesterweihe empfangen habe, war das Beste, was mir je passieren konnte.«
Er senkte den Blick.
»Und ich bin dankbar, dass du deinen Anteil daran hattest. Wir beide waren einem anderen Schicksal bestimmt. Ich bete, dass du mit deiner Wahl ebenso glücklich bist, wie ich mit meiner.«
Rina sah den Priester an. »Ich liebe ihn von ganzem Herzen, Bram.«
»Ich weiß. Und jeder weiß, dass deine Gefühle erwidert werden. Der Lieutenant kann sich schlecht verstellen.«
Rina starrte ihn an. »Reden wir über denselben Mann?«
»Ja, tun wir.«
»Meinen Peter?«
»Ja, deinen Peter. Glaub mir, Rina. Ich bin nicht blind. Es steht ihm auf der Stirn geschrieben. Ich freue mich über dein Glück, und über das der Jungen auch. Deine Familie ist ein
Weitere Kostenlose Bücher