Decker & Lazarus 09 - Totengebet
die Gastfreundschaft.«
Rina nahm die Blumen. »Vielen Dank.«
Marge reichte ihr eine Flasche Wein. »Ich hoffe, er ist gut. Hat jedenfalls das Gütesiegel.«
Rina betrachtete das Etikett. »Der ist prima.« Es war ein zwei Jahre alter Cabernet Sauvignon. »Ich lasse die Flasche noch ein bisschen liegen. Habe einen älteren Jahrgang bereitgestellt. Kommt, setzt euch. Peter zieht sich gerade ein anderes Hemd an. Ich hole ihn.«
Sie verschwand im Nebenzimmer.
Oliver sog tief die Luft ein, lächelte und rieb sich die Hände. »Laissez les bontemps roulez. Weißt du, dass es eine Ewigkeit her ist, seit ich häusliche Kost genossen habe?«
»Und sie ist eine fantastische Köchin.«
»Mann, an ihr ist einfach alles fantastisch. Ich würde was drum geben, bei ihr landen zu können.«
Marge starrte ihn an. »Du bist so …«
»Ordinär? Geschmacklos? Ekelhaft? Lüstern? Ziehen Sie eine Karte, und Sie sind dabei!« Er setzte sich in einen der Ledersessel. »Ich weiß, du hast es aus Mitleid getan. Trotzdem danke, dass du mich mitgenommen hast.«
»Keine Ursache.«
»Ich muss ja am Telefon ziemlich Mitleid erregend geklungen haben.«
Marge setzte sich ihm gegenüber auf die Ledercouch. »Nur ein bisschen einsam und verloren.«
»Sind diese Sonntage. Früher waren es die Tage der Familie«, seufzte Oliver. »Manchmal vermisse ich den Betrieb.« Er atmete auf. »Jedenfalls war’s nett von dir, mich mit- und nett von der Dame des Hauses, mit mir vorlieb zu nehmen.« Er sah auf und entdeckte Decker. »Ah, der Gastgeber, wie er leibt und lebt.«
Decker schüttelte Oliver die Hand, küsste Marge auf die Wange. »Was gibt’s, Scotty?«
»Sie hatte Mitleid mit mir.« Oliver deutete mit dem Daumen auf Marge. »Hoffe, das ist kein Problem.«
»Nicht für mich«, sagte Decker. »Setzt euch. Darf ich euch was zu trinken anbieten?«
»Ein Bier wäre prima«, antwortete Marge.
»Für mich bitte auch.«
»Schon gehört!«, rief Rina. »Kommt gleich.«
Decker setzte sich und lächelte. Sein Lächeln wirkte maskenhaft und aufgesetzt. »Also …«
»Also, wie geht’s, wie steht’s?«, begann Marge.
Oliver beugte sich vor und runzelte die Stirn. »Wisst ihr, ich hab mir die Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen und …«
»Welche Sache?«, fragte Marge.
»Welche Sache?« Oliver verdrehte die Augen. »Den Mord an Decameron natürlich. Ich hab eine richtig gute …«
»Scott, wir sind hier ganz privat zu Besuch«, ermahnte Marge ihn.
Oliver lehnte sich zurück. »Das ist nicht dein Ernst?«
»Sie hat Recht«, sagte Decker. »Das ist ein rein privates gemeinsames Abendessen. Dabei wird nicht über den Job geredet. Das hab ich Rina versprochen.« Sein Lächeln war eisig.
Marge musterte Decker. Etwas stimmte nicht. Sie saßen sich schweigend gegenüber. Einen Moment später kam Rina ins Zimmer, balancierte Getränke auf einem Tablett. Sie hatte ihr Haar verhüllt. »Störe ich eure Unterhaltung?«
»Überhaupt nicht«, antwortete Oliver. »Danke, Mrs. Decker.«
»Ich heiße Rina.« Sie reichte ihm ein Glas. »Wie geht’s so, Detective?«
»Scott, bitte.« Oliver trank einen Schluck Bier. »Bestens, oder vielmehr ganz passabel. Danke, dass ich bleiben darf.«
»Wirklich kein Problem. Wie Peter schon bemerkt hat, habe ich für eine ganze Kompanie gekocht.« Sie reichte Marge ebenfalls ein Glas Bier. Dann kam Peter an die Reihe.
Decker nahm das Glas entgegen, nickte. Er wusste, dass er Spannungen verbreitete, wie ein Heißlüfter die Wärme. Rina andererseits spielte die perfekte Gastgeberin. Und das machte ihn noch wütender.
»Setz dich, Rina!«, forderte Marge sie auf.
»Ja, setzen Sie sich!«, wiederholte Oliver.
Rina sah Peters versteinertes Gesicht. »Gleich. Ich habe noch was im Ofen. Bin sofort wieder da.«
Sie eilte aus dem Zimmer.
»Kommen wir ungelegen, Peter?«, fragte Marge Decker unvermittelt.
Decker starrte Marge wütend an. »Nein, ihr kommt nicht ungelegen.«
»Wenn du sauer auf sie bist«, begann Oliver, »könntest du’s ruhig ein bisschen besser verbergen. Du bringst sie in Verlegenheit.«
»Wer hat dich um deinen Rat gebeten?«, konterte Decker.
»’tschuldigung.« Oliver lehnte sich zurück.
»Was ist los, Pete?«, fragte Marge.
»Sie haben sich gestritten«, sagte Oliver.
»Sie hat mich belauscht«, erwiderte Decker. »Und was noch schlimmer ist, sie hat ihn hierher eingeladen. Herrgott, allein die Vorstellung …!«
»Wen?«, fragte Marge.
Decker senkte die Stimme.
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