Decker & Lazarus 09 - Totengebet
»Bram Sparks, ist das zu fassen? Sie hat Bram Sparks, einen Mordverdächtigen in einem Schlagzeilen machenden Kriminalfall der Stadt in mein Haus eingeladen.« Er trank sein Bier mit einem Zug. »Diese Frau ist mir ein absolutes Rätsel. Das schwör ich dir.«
»Hast du sie gefragt?«, wollte Marge wissen. »Sie hatte bestimmt ihre Gründe.«
»Ihre Gründe sind mir wurst!«
»Worüber haben sie und Bram Sparks gesprochen?«, fragte Oliver prompt.
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Decker bissig.
»Du hast sie nicht gefragt?«
»Nein, hab ich nicht.«
»Chef, wenn sie mit diesem Kerl so gut befreundet ist, dass sie ihn nach Hause einlädt, dann könnte sie was Wichtiges erfahren haben. Du musst sie anzapfen …«
»Scott …«, fiel Marge ihm ins Wort.
»Hör auf, mich wie ein unartiges Kind zu behandeln, Marge«, wehrte sich Oliver. »Rina sitzt vielleicht auf einer Goldmine. Wir haben einen Mord aufzuklären.«
»Rina sollte man einsperren und ihr den Mund verbieten«, erklärte Decker.
Marge musterte ihn schweigend.
Rina kehrte mit einer Platte Hors d’ævres zurück. Sie bot sie als erstes Marge an. »Ich hatte eigentlich auch Mini-Hotdogs. Aber bevor ich mich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, waren ein paar hungrige Teenager darüber hergefallen.«
»Wo sind die Jungs überhaupt?«, wollte Marge wissen.
Rina hielt Oliver den Teller hin. »In ihrem Zimmer vermutlich.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wenn die Tür geschlossen ist, geh ich nicht rein. Ich lass mir ungern den Kopf abreißen.«
»Und die Kleine?«, fragte Marge weiter.
»Das Baby Boruch Haschem schläft.«
»Wie macht sie sich denn?«, erkundigte sich Oliver.
»Sie ist ein süßes Mädchen. Sehr, sehr aktiv. Sie hält mich den ganzen Tag auf Trab. Ich bin allmählich zu alt für sie.«
»Du bist zu alt?«, wiederholte Decker.
Rina trat mit der Platte vor Decker. Sie küsste ihn auf seinen roten Haarschopf. »Man ist immer so alt, wie man sich fühlt.«
»Dann ist Methusalem im Vergleich zu mir ein Waisenknabe.«
»Nimm dir einen Cracker, Peter.«
Er griff sich ein Räucherlachshäppchen mit einer Olive und starrte sie düster an. »Danke.«
»Gern geschehen.« Rina stellte das Tablett auf den Couchtisch. Das Telefon klingelte. Decker stand auf, doch Rina bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. »Ist vermutlich meine Mutter. Ich nehme in der Küche ab.«
Decker beobachtete, wie Rina mit leicht wiegenden Hüften hinter der Küchentür verschwand. Er blieb trotzdem stehen, aß sein Räucherlachshäppchen. »Entschuldigt mich bitte einen Moment.«
Er folgte Rina in die Küche.
Marge atmete tief auf. »Hatte keine Ahnung, dass ich hier in ein Ehedrama geraten würde. Was diesen Bram betrifft, reagiert Decker total übertrieben.«
»Der Mann ist ein Mann«, sagte Oliver. »Da erzählt er uns, dass seine Frau mit Bram geredet hat, weil er ein Freund ist, und wir sind gleich ganz aufgeregt. Wir denken, sie weiß vielleicht was, das uns bei diesem Fall helfen könnte. Aber Deck kann nur daran denken, ob sie mit dem Kerl mal geschlafen hat …«
Marge sagte kein Wort.
Oliver senkte die Stimme. »Ich kenn mich nicht allzu gut mit Frauen aus. Aber dass man eine Frau niemals nach ihrer Vergangenheit fragen sollte, das weiß sogar ich. Setzt du sie unter Druck, erzählt sie dir’s letztendlich, und du drehst durch. Wie du’s auch anstellst …«
Marge nickte.
Oliver seufzte. »Irgendwann müssen wir rauskriegen, ob Bram Sparks was Wesentliches von sich gegeben hat.«
»Kann sein, dass Pete nicht weiter in sie dringen möchte.«
»Unsinn! Er täte nichts lieber als das. Glaub mir. Allerdings liegt sein Interesse eher im intimen Bereich.« Oliver beugte sich näher zu Marge. »Angenommen Bram hatte früher was mit ihr. Und jetzt war er vielleicht bei ihr, um sie um Hilfe zu bitten. Stell dir das doch nur vor, Margie? Dieser Bram steckt in der Scheiße, ist ein gut aussehender Kerl, und Rina füttert ihn mit Tee und Mitgefühl. Mann, das reicht, damit sogar ein Priester aus den Latschen kippt. Decker muss rauskriegen, was da gelaufen ist.«
»Scott, selbst wenn Bram Rina etwas erzählt hat, dann vermutlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit.«
»Na und?« Oliver trank einen Schluck Bier. »Er ist Priester. Redet er, bricht er sein Beichtgeheimnis. Rina dagegen hat keine derartige Verpflichtung. Wenn sie plaudert, benimmt sie sich wie eine ganz normale Frau.«
Sie mussten sich versöhnt haben. Denn als Rina zu
Weitere Kostenlose Bücher