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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sein.«
    Bram lächelte. »Darf ich das als Kompliment verstehen?«
    »War nur eine schlichte Feststellung. Ihr Pfarramt quillt über von Büchern.«
    »Ich arbeite als freier Mitarbeiter für die Kurie in Rom. Ich übersetze hauptsächlich alte Dokumente und Schriften. Auf dem College war ich der Beste in den klassischen alten Sprachen. Aber eigentlich gehört der Kirche mein Herz. Sie ist meine Familie.«
    »Dann haben Sie allerdings eine ungewöhnlich große Familie.«
    »Ja, manchmal ist es fast zu viel des Guten. Aber ich beschwere mich nicht …« Sparks schüttelte den Kopf. »Bis heute Abend …«
    »Wie fühlen Sie sich, Pater?«
    »Sagen Sie Bram zu mir. Wie ich mich fühle? Miserabel. Aber danke der Nachfrage.«
    »Hoffentlich habe ich Sie nicht geweckt.«
    »Ganz und gar nicht. Ich war noch auf, habe versucht, einen Sinn darin zu sehen … und mich natürlich verrückt gemacht. Habe mich gefragt: Warum ausgerechnet er?«
    »Darauf habe ich keine Antwort.«
    Bram seufzte. »Ich bin ein Hüter des Glaubens. Ich bin an Zweideutigkeiten gewohnt, an den Glauben ohne zu sehen. Ich versuche Gottes Willen in allem zu erkennen. Aber das …« Er warf die Arme in die Luft. »Vielleicht ist es eine Prüfung. Wenn ja, dann falle ich vermutlich durch.«
    »Es ist auch Ihnen erlaubt, zu trauern, Pater.«
    »Vermutlich. Trotzdem eine herbe Erfahrung, sich plötzlich auf der anderen Seite wieder zu finden. Trost zu empfangen, statt zu spenden.«
    Bram wurde still, nachdenklich. Decker musterte den Priester. Ruhig, aber nicht aus Mangel an Emotionen. Einfach nur nicht überschäumend vor Gefühlen. Gut geeignet als Kleriker. »Ich wollte Sie das schon im Haus Ihres Vaters fragen. Leben die Eltern Ihres Vaters eigentlich noch?«
    »Nein. Meine Großeltern väterlicherseits sind tot. Mein Vater hat noch einen Bruder. Er lebt in Indiana. Er kommt morgen zum Gedenkgottesdienst.«
    »Onkel Caleb.«
    »Ah, Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
    »Nein, aber ich mache mir gute Notizen«, sagte Decker. »Ist Ihr Onkel ebenfalls Arzt?«
    »Pastor.«
    »Liegt wohl in der Familie.«
    »Wenn man meinem Vater glauben darf, ist das im Mittleren Westen früher so Brauch gewesen. Der älteste Sohn hat einen Beruf ergriffen, um den jüngeren Sohn zu unterstützen, der Pfarrer wurde.«
    »Dann haben Sie das in Ihrer Familie umgekehrt gemacht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sind der Priester und Ihr Bruder Mike der Mediziner.«
    Sparks rieb sich die Augen hinter der Brille. »Priester zu werden war für mich nicht Teil eines Familienplans. Was kann ich für Sie tun, Lieutenant, um …«, er sah auf die Uhr, »… um Viertel nach zwei Uhr morgens. Wenn Sie weiter um den heißen Brei herumschleichen, können wir gemeinsam das Morgengebet sprechen.«
    Das glaube ich nicht. »Haben Sie noch Geduld für ein paar Fragen?«, erkundigte sich Decker.
    »Sicher. Wir sind schließlich beide mit derselben Sache beschäftigt.«
    Der Priester lachte plötzlich leise auf.
    »Was gibt’s?«, wollte Decker wissen.
    »Nichts. Sie würden es nicht verstehen. Also, wie kann ich helfen.«
    Decker zog Azor Sparks’ Harley-Karte aus der Tasche und reichte sie Bram. »Haben Sie eine Ahnung, was das ist?«
    Die Züge des Priesters verzogen sich zu einem ehrlichen Lächeln. »Ich werd verrückt!« Er schüttelte den Kopf. »Darf ich die behalten?«
    »Noch nicht. Ich habe sie im Wagen gefunden. Sie ist damit ein Beweismittel. Was ist das?«
    »Mein Vater …« Bram kicherte. »Ob Sie’s glauben oder nicht, mein Vater war in einem Club.«
    »In einem Motorradclub?«
    »Hat den Wochenend-Cowboy gespielt.« Bram lehnte sich zurück. »Luke und ich haben ihn begleitet, als er sein erstes Motorrad gekauft hat. Wir haben ihn gebeten, uns mitzunehmen. Wir hatten Angst, diese Motorradfreaks könnten versucht sein, einen älteren Herrn übers Ohr zu hauen. Tja, und dann im Motorradladen …«
    Bram lachte leise, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Der Verkäufer hat meinen Vater zu einer Maschine geführt, und mein Vater hat ihm sofort eine Lektion darüber erteilt, was daran alles nicht stimmte. Der Kettenspanner sei nicht genau auf null geeicht. Die Vorderradgabel sei über dem Bremssattel nicht exakt verschweißt. Der Zahnkranz des Rückwärtsgangs …«
    Er lächelte. »Jahrelang studiert, und noch immer keine Ahnung, was ein Zahnkranz ist.«
    »Der Zahnkranz ist der äußere Teil des Zahnrades, mit dem die Kraft vom Motor aufs Rad übertragen wird«, sagte

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