Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Unterlagen vertraulich sind, Mr. Asnikov. Aber wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Die halten Kinder als Geiseln fest. Haben Sie Kinder, Sir?«
»Detective, ich bin auf Ihrer Seite. Ich kenne zufällig einige der jungen Menschen, die dort festgehalten werden.«
»Wen?«
»Das sind laufende Fälle. Ich kann es Ihnen nicht sagen, wegen der Vertraulichkeit. Und selbst wenn ich es Ihnen sage, würde das nichts helfen. Weil sie noch drinnen sind, und diese Tatsache ist ein Beweis für mein Versagen!«
Keiner sprach. Die Kaffeemaschine gurgelte.
»Was wollen Sie von mir? Ich weiß nur wenig. Aber wenn ich Ihnen eine falsche Information gebe und dadurch etwas schiefgeht, ist nicht nur mein Ruf beschädigt, sondern ich werde mich auch für jedes Opfer persönlich verantwortlich fühlen. Warten Sie ab. Behalten Sie den längeren Atem. So mache ich es. Ich warte, bis ich weiß, was ich tue.«
»Warten ist gut – wenn man die Zeit hat«, sagte Martinez.
Asnikovs Gesicht wirkte angespannt – die Demütigung des Versagens. Webster spürte, dass er kurz vor dem Nachgeben war. »Sir, warum kommen Sie nicht mit und erzählen uns, was Sie über den Orden wissen. Sie beschäftigen sich so viel länger mit denen als wir.«
»Ich will mich nicht hineinziehen lassen. Weil ich weiß, dass Sie die Sache vermasseln werden. Ich habe absolut kein Vertrauen zu unseren Gesetzeshütern.«
Webster setzte zum Sprechen an, aber Martinez hielt ihn zurück. Er zog seine Visitenkarte heraus. »Wie Sie wollen. Falls Sie Ihre Meinung ändern, rufen Sie mich an. Oder besser noch, kommen Sie zum Ordensgelände. Solange sich die Situation nicht ändert, gilt unsere Einladung.«
Asnikov steckte die Karte in seine Brusttasche. »Ich sollte es vermutlich als Kompliment auffassen, dass Sie meinen, ich wüsste so viel.« Sein Gesicht wurde ernst. Wieder wanderte sein Blick zum Fernseher. »Meine Schwester ist in Jonestown gestorben … zusammen mit meiner Nichte – einer Dreijährigen mit Engelsgesicht und hinreißenden Locken. Meine Eltern haben sich nie davon erholt.«
Er brachte sie zur Tür.
»Ich bin nicht ohne Mitgefühl.«
29
Decker blinzelte in die Sonne, schirmte seine Augen mit der Hand ab. »Du meinst, dass Asnikov was verbirgt?«
Martinez erwiderte: »Nein, ich glaube, dass er …«
»Dann hetz ihm einen Richter auf den Hals!«, knurrte Decker ungeduldig. »Ich hab keine Zeit für Spielchen, wenn Leben in Gefahr sind! Wir haben das Gesetz auf unserer Seite – unmittelbare Gefahr für das Leben einer oder mehrerer Personen setzt die ärztliche Schweigepflicht außer Kraft.«
»Loo, wir wissen nichts Definitives«, sagte Webster.
Decker sah ihn an. Tom, sonst immer so proper, sah ziemlich verknautscht aus. »Also hält Asnikov nichts zurück?«
»Er benimmt sich vielleicht ein bisschen merkwürdig.«
»Was soll das heißen?« Decker war gereizt.
Webster gab Asnikovs letzten Satz wieder – von seiner Schwester und der dreijährigen Nichte, die bei dem Massenselbstmord der »People’s Temple«-Sekte in Jonestown, Guyana, ums Leben gekommen waren.
»Mit so einer Geschichte fühlt man sich wahrscheinlich persönlich verantwortlich für jedes Kind in den Fängen einer Sekte. Ich glaube, er würde helfen, aber seine Schweigepflicht hält ihn zurück.«
»Dann nehmen wir ihm die Entscheidung ab und beschlagnahmen seine Unterlagen.«
»Selbst wenn wir die entsprechende Verfügung bekommen, wird es ewig dauern, die Unterlagen durchzusehen«, gab Martinez zu bedenken.
Decker sah hinüber zu den Bunkern. »Wenn Bob auf stur schaltet, haben wir alle Zeit der Welt.«
Martinez kaute auf den Spitzen seines buschigen Schnurrbarts. »Falls Bob auf stur schaltet …«
»Falls«, wiederholte Decker. Er sah auf die Uhr. Halb acht. Er war seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Seine müden Augen wanderten zu dem FBI-Bus. Da drinnen saß McCarry und brachte seinen Boss auf den neusten Stand. Der Agent war eigentlich ganz in Ordnung. Aber er war lästig – jemand, der von anderer Seite Befehle bekam. Jemand, der alles vermasseln konnte. Decker nahm an, dass McCarry über ihn dasselbe dachte.
»Was jetzt?«, fragte Martinez.
»Ihr geht los und beantragt die Verfügung. Zumindest habt ihr dann was zu tun. Ich? Ich sitz solange hier rum, kratz mich an den Eiern und warte.«
»Wie die Baseballspieler«, bemerkte Webster.
»Wär nett, wenn ich so viel Kohle verdienen würde wie die.«
»Bob hat nicht wieder
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