Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
…«
»Ich hab die Waffe.«
»Aber ich hab die kugelsichere Weste«, protestierte Lauren.
»Da hat sie Recht«, pflichtete Elise ihr bei.
»Wir gehen zusammen raus«, sagte Marge. »Lass mich erst das Klassenzimmer überprüfen. Gibt es außer der Überwachungskamera hinter dem Lehrerpult noch eine?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Nach einem raschen Gebet drehte Marge den Knauf der Schranktür. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit. Nur Schatten. Noch ein Stückchen. Nichts. Schnell stieß sie die Tür ganz auf.
Keine Schüsse.
Auf Zehenspitzen verließ Marge den Schrank. Als Erstes hielt sie nach der Überwachungskamera Ausschau. Die Frauen hatten den Winkel in etwa berechnet und den Radius festgelegt, den sie nicht betreten durften.
Noch ein Schritt.
Die wenigen Fenster waren hier von Vorteil. Sie konnten zwar nicht raussehen, aber von draußen auch nicht entdeckt werden. Der Mond schien schwach durch die Deckenfenster und tauchte die leeren Tische und Stühle in silbriges Licht. Marge ließ den Strahl der kleinen Taschenlampe durch das Klassenzimmer wandern. Nichts Ungewöhnliches. Sie gab Lauren ein Zeichen. Zusammen schlichen sie zur Flurtür. Marge schob die Tür ein Stückchen auf und lugte in den dunklen Korridor. Völlige Stille.
Sie betraten den Flur, gingen mit leisen Schritten auf die Schlafzimmer zu.
Marge blieb stehen, drückte Lauren gegen die Wand.
»Schritte!«, flüsterte sie.
Schützend stellte sie sich vor Lauren, konnte deren raschen Herzschlag spüren und ihren Schweiß riechen. Vielleicht war es auch ihr eigener. Ein weiß gekleideter Wächter erschien, starrte mit leeren Augen in das graue Zwielicht. Als er den Kopf in ihre Richtung drehte, gab Marge ihm keine Gelegenheit, Alarm zu schlagen. Sie machte einen Satz, rammte ihm den Griff der Waffe in den Solarplexus, dann auf den dicken Schädel. Er sackte sofort in sich zusammen. Marge fing ihn auf, bevor er zu Boden fallen konnte. Lauren flüsterte sie zu: »Durchsuch seine Taschen nach einem Funkgerät oder Walkie-Talkie.«
Lauren durchwühlte die Taschen, hielt ein schwarzes Kästchen hoch.
»Halt es so, dass ich es sehen kann.« Marge betrachtete den Apparat, während sie den schlaffen Körper umklammerte. »Okay. Drück nur nicht auf den roten Knopf, sonst hören sie unsere Stimmen. Nimm seine Füße. Wir tragen ihn zum Wandschrank.«
Lauren packte ihn an den Fußgelenken und erstarrte, als sie sein Gesicht sah. »Das ist Bruder Ansel. Einer von denen, die das Läuterungsritual durchführen – ein absoluter Widerling.«
Marge nickte, fühlte sich besser, weil sie einen absoluten Widerling ausgeschaltet hatte. Vorsichtig trugen sie ihn in das leere Klassenzimmer.
Elise starrte auf den leblosen Körper. »Ist er tot?«
»Glaub ich nicht.« Marge ließ ihn auf den Schrankboden gleiten, prüfte seinen Puls. Kräftig. Außerdem atmete er. Sie untersuchte die Delle in seinem Kopf. Blut sickerte heraus, sprudelte aber nicht. »Er wird’s überleben, aber mit gewaltigen Kopfschmerzen aufwachen.«
»Ich verbinde ihn, wenn ich ihn gefesselt und geknebelt habe«, sagte Elise.
Marge gab ihr das Funkgerät. »Sein Name ist Bruder Ansel. Einer der Folterknechte. Und ein Widerling.«
»Wenn sich jemand meldet, bin ich also ein Folterfreak namens Bruder Ansel.«
»Genau«, sagte Marge. »Komm, Lauren. Wir müssen uns beeilen.«
Wieder schlichen sie schnell und leise durch das Klassenzimmer auf den Flur hinaus. Lauren blieb vor einer Tür stehen. »Hier schlafen die Größeren.«
»Jungs und Mädchen?«
Lauren nickte.
Marge hob die Augenbrauen. Sie öffnete die Tür, sah hinein. Acht Betten, sieben davon belegt mit schlafenden Halbwüchsigen. Keine Aufsicht. Eine ideale Situation, falls keiner durchdrehte. Lauren flüsterte sie zu: »Sieh zu, dass sie so auf dich hören, als wärst du noch ihre Lehrerin.«
Laurens Atem ging schnell, Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie atmete tief durch, fing mit Vega an, schüttelte sie sanft an der Schulter. Das Mädchen schrak hoch.
»Schwester Andromeda!«, rief sie.
Lauren legte ihr die Hand auf den Mund. »Schhhhh! Das ist ein Notfall, Vega. Wir müssen verschwinden!«
Das Mädchen strich sich das Haar aus den erstaunten blauen Augen. »Wohin?«, flüsterte sie.
»Keine Fragen. Du musst mir vertrauen und mir folgen. Und du musst ganz, ganz leise sein.«
»Aber wo gehen wir hin?«
»Ich sagte, keine Fragen!«
»Ja, Schwester Andromeda.« Vega schlug die Augen
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