Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
machen?«
»Yonkie, Peter liebt seinen Beruf. Und es ist sehr selten, das zu lieben, was man tut.«
»Ich dachte, er sollte dich lieben.«
»Das tut er auch.«
»Und darum lässt er dich dauernd allein?«
Rina dachte über seine Worte nach. »Weißt du, allein zu sein, sollte mir nichts ausmachen. Ich neige offenbar dazu, Männer zu heiraten, die nicht viel zu Hause sind.«
Jacob sah sie an. »Wie meinst du das? Abba war immer zu Hause.«
»Schatz, Abba war nie zu Hause. Gewöhnlich stand er um fünf Uhr auf für den frühen minjen. Dann kam er eine halbe Stunde später zurück und kümmerte sich um euch, bis ich aufstand … was meist so gegen sieben war. Sobald ich auf war, ging er in die beis midrosch und lernte bis zum Abendessen. Er aß jeden Abend mit der Familie … das tat er wenigstens. Und er nahm sich auch die Zeit, mit euch Jungs zu lernen. Aber sobald es Zeit fürs Bad oder fürs Zubettgehen war, verschwand er wieder. Er lernte dann weiter bis Mitternacht oder wann auch immer. Ich weiß nicht mal, wann er nach Hause kam, weil ich da immer schon schlief.«
Schweigen.
Jacob schaute in seinen Schoß. Rina merkte, dass sie gerade einen Traum zerstört hatte. »Es hat mir nichts ausgemacht, Yonkie. Ehrlich. Abba liebte sein Studium, Peter liebt seinen Beruf, und ich scheine die Einsamkeit zu lieben. Besonders nach einem Tag mit deiner Schwester, die ständig in Bewegung ist. Du denkst, ich bleibe wach und gräme mich über Peter. Tatsächlich lege ich mich in ein sehr bequemes Bett, ruhe mich aus, ohne dass jemand irgendwelche Forderungen an mich stellt, und lese ein interessantes Buch.«
»Tja, das klingt mächtig aufregend.«
»Du bist derjenige, der Aufregung will, Jacob. Ich hatte in meinem Leben genug Aufregung. Ich will Frieden.«
Der Junge lachte leise. »Und den nehme ich dir auch noch.« Es war fast ein Uhr früh. »Ich halte nicht nur dich wach, sondern auch mich. Ich sollte sehen, dass ich etwas Schlaf bekomme.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.« Dann: »Ich möchte nicht, dass du denkst, ich sei unglücklich, Ima. Die meiste Zeit geht es mir prima. Aber dann … manchmal kommt eben alles zusammen.«
»Du langweilst dich, Jacob. Du musst noch eine andere Leidenschaft außer den Mädchen finden.«
Er grinste. »Wenn man schon eine Leidenschaft haben muss, dann finde ich die für Mädchen prima.«
»Ich sage ja nicht, dass Mädchen nicht toll sind. Nur solltest du zusätzlich noch etwas anderes haben.«
Jacob dachte nach. »Du hast Recht. In ein paar Wochen werde ich sechzehn. Autos wären ’ne gute Alternative.«
»Sagst du das, um mich zu ärgern?«
»Vielleicht ein bisschen.« Jacob lachte. »Gute Nacht.« Er wurde ernst. »Ich werde über das Hopkins-Programm nachdenken. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht.« Ein angedeutetes Lächeln. »Eigentlich ist es überhaupt nicht schlecht.
An der Hopkins gibt es Mädchen.« Das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Collegestudentinnen.«
Decker wollte beides gleichzeitig. Es funktionierte nicht.
Marge sagte: »Okay, angenommen, wir verhaften ihn. Dann hat er das Recht, einen Anruf zu machen. Und er kann anrufen, wen er will. Zumindest seinen Anwalt.«
»Genau das wollen wir nicht. Dass Pluto telefoniert, bevor wir den Durchsuchungsbefehl für den Orden haben. Wir können nicht zulassen, dass er die anderen warnt.«
Decker räusperte sich.
»Wir müssen ihn aufhalten, ohne ihm allzu offen seine Rechte zu verweigern.« Er dachte nach. »Okay. Angenommen, wir nehmen ihn in Gewahrsam, ohne ihn zu inhaftieren.«
»Er hat das Recht auf einen Anruf, selbst wenn er nur in Gewahrsam ist.«
»Nein, hat er nicht.«
»Er hat das Recht auf einen Anwalt.«
»Nur, wenn wir ihn verhören. Also verhören wir ihn nicht.«
»Warum nehmen wir ihn dann in Gewahrsam?«
»Im Zusammenhang mit unseren laufenden Ermittlungen. Bis wir seine Aussage überprüft haben, dass er in den letzten zwei Tagen nicht hier war.«
»Das kann Zeit kosten, Peter. Tage. Wir können ihn nicht so lange ohne Anwalt festhalten.«
»Das weiß er ja nicht.«
»Doch. Und selbst wenn er es nicht weiß, wissen wir es! Wenn wir das vermasseln, kippt am Ende die ganze Sache wegen eines Formfehlers.«
Natürlich hatte sie Recht. Decker runzelte die Stirn. »Na gut. Wie wäre das: Wir nehmen ihn in Gewahrsam, und er hat das Recht auf einen Telefonanruf. Wir sind auch bereit, ihm den zu gewähren. Aber wir können ihn hier nicht telefonieren
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