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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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klang unverhohlener Stolz mit, was umso bemerkenswerter war, als er normalerweise solche Gefühle nicht zeigte.
    Romeo ließ sich nicht anmerken, wie niederschmetternd diese Information für ihn war, und untersuchte den verletzten Oberarm des Cousins. "Du hast Glück gehabt. Die Klinge ist nicht tief eingedrungen."
    "Deine Wurftechnik lässt zu wünschen übrig. Da scheint der große Straßenkämpfer direkt noch was lernen zu müssen."
    "Halt lieber still, damit ich das Ding herausziehen kann." Romeo schloss die rechte Hand um den Griff.
    Benvolio biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. "Gut, aber beeil dich!"
    Romeo holte tief Luft und zog den Dolch mit einer einzigen schnellen Bewegung aus Benvolios Arm. Sein Cousin stöhnte laut auf und legte die Hand des unverletzten Arms auf die blutende Wunde.
    "Finger weg! Wir müssen etwas Sauberes finden, womit wir die Wunde verbinden können", sagte Romeo besorgt.
    "Ja, klar! Ich bin mir sicher, dass Sie hier drinnen jede Menge saubere Sachen finden, Doktor Montague."
    Romeo holte das Fläschchen Weihwasser aus der Jackentasche, das Bruder Lorenzo ihm zum Schutz vor Vampiren mitgegeben hatte, bevor er geflohen war. Dann riss er einen Streifen Stoff vom Saum seines Hemdes, tränkte ihn mit dem Weihwasser und knotete ihn um Benvolios Arm.
    "So, das sollte reichen", meinte er.
    Benvolio verzog das Gesicht und fragte spöttisch: "Bist du jetzt stolz auf dich?"
    Romeo zog es vor, darauf nicht zu antworten.
    "Ich hätte gut auf diese Messerstecherei verzichten können", setzte Benvolio nach. "Aber wer konnte denn auch ahnen, dass du gleich die Nerven verlierst?"
    "Woher sollte ich wissen, dass du es warst? Warum bist du überhaupt hier?", fragte Romeo.
    Benvolio stand auf und ging ins Freie. Gleich darauf kehrte er mit einem großen Beutel zurück, ganz ähnlich dem, den Mercutio wenige Tage zuvor zum Schloss der Capulets mitgebracht hatte. Romeo blutete das Herz, als er an den Freund denken musste und dessen sterbendes Gesicht wieder vor Augen hatte.
    Benvolio setzte den Beutel ab. "Ich habe dir etwas zu essen gebracht, Decken, Waffen und zusätzliches  Weihwasser, falls ein Capulet dich aufspürt. Die Leute in der Stadt haben diese Sachen freiwillig gespendet, und ein Mönch aus dem Kloster hat mir gesagt, wo ich dich finde."
    Romeo hatte plötzlich einen Kloß im Hals. "Das habe ich doch gar nicht verdient."
    "Warum nicht?", entgegnete Benvolio. "Du hast Mercutios Tod gerächt und Tybalt Capulet in bester Montague-Manier erledigt. Ist dir nicht klar, wie das ankommt? In den Augen der Leute bist du ein Held." Anerkennend zerzauste er seinem Cousin das Haar.
    Doch Romeo stieß die Hand fort, stand auf und sah Benvolio finster an. "Das mag sein, aber in meinen eigenen Augen bin ich es nicht."
    Benvolio konnte es nicht fassen. "Sag bloß, du bist nicht stolz auf das, was du getan hast!"
    "Was habe ich denn getan? Ich habe einen Mann getötet, Benvolio! Du erwartest doch nicht etwa, dass ich deswegen ein Freudenfest feiere!"
    Benvolio reckte den Kopf vor, bis er Romeos Stirn berührte. Seine grobporige Haut war puterrot. "Einen Mann? Du hast ein Monster getötet, Romeo! Ein widerwärtiges, gefährliches Monster, das deinen besten Freund angegriffen und getötet hatte! Warum solltest du seinetwegen Gewissensbisse haben?"
    "Ich wünschte, es wäre so einfach!", seufzte Romeo.
    Benvolio lachte sarkastisch. "Ist es für dich etwa keine Selbstverständlichkeit, für deine Freunde und Verwandten einzustehen? Für mich ist es das jedenfalls. Deswegen bin ich hier."
    Romeo fühlte sich wie ertappt. War er undankbar gegenüber Benvolio, und beleidigte er Mercutio, wenn er wegen Tybalts Tod Schuldgefühle hatte? Zumindest schien es der stets loyale Benvolio so zu sehen.
    Andererseits gab es so viel, was Benvolio nicht wusste. Und es war unmöglich, ihm alles zu erzählen. Genauso wenig wie jeder andere Montague durfte sein Cousin wissen, dass er, Romeo, ausgerechnet eine Capulet - einen Vampir - zur Frau genommen hatte. Sonst würden sie einen Rachefeldzug nie dagewesenen Ausmaßes antreten, der eine totale Anarchie hervorrufen würde. Gott allein wusste, wie viele Menschen dabei den Tod finden würden.
    "Danke, Benvolio. Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen", sagte Romeo versöhnlich.
    Benvolio rieb sich den Arm und grinste. "Dann hast du aber eine merkwürdige Art, es zu zeigen."
    Romeo musste lachen, obwohl gerade wieder eine schneidend kalte Windböe

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