Dein ist das Leid (German Edition)
ist, darf über Einzelheiten nicht geredet werden. Sie sollten sich allerdings darüber klar sein, dass ihr Onkel sich wegen allerhand verantworten muss. Ach ja, und mit dieser Erbschaft würde ich an Ihrer Stelle nicht rechnen. Ich bezweifele, dass er sein Vermögen legal erworben hat.“
Amanda erschauerte vor Abscheu. „Ich will sein schmutziges Geld gar nicht – weder für mich noch für meinen Sohn. Wir kommen auch ohne es zurecht.“
„Das weiß ich.“ Casey zögerte. „Ein Ratschlag. Drängen Sie Paul nicht zu sehr. Ihm ist auch nicht erlaubt, Ihnen viel zu verraten. Aber er liebt Sie, und er liebt Justin, er ist hier, um zu tun, was er kann – und er wird bleiben. Verglichen damit sind die Umstände seines Einsatzes unwichtig.“
Amanda nickte. „Das ist mir klar. Ich höre zu, wenn er mir etwas sagen will, aber ich werde ihn nicht ausfragen. Ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie ihn gefunden und nach Hause gebracht haben.“ Die Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Vor ein paar Tagen habe ich zu Ihnen gesagt, danken Sie uns erst, wenn wir Paul gefunden haben. Nun sage ich, danken Sie uns nicht, bis er Justin gerettet hat.“ Casey meinte jedes Wort vollkommen ernst. „Dass Justin wieder gesund wird, ist aller Dank, den ich und mein Team brauchen.“
EPILOG
Selbst im März hielt der Winter das Land noch in seinem eisernen Griff. Mitte des Monats blies der Wind eiskalt, bedrohliche graue Wolken hingen am Himmel, und der Wetterbericht sagte Schneefall voraus.
Eingepackt in warme Sachen, eilte das ganze Team von Forensic Instincts zum Sloane-Kettering-Hospital und in die kleine Krankenhauskapelle im ersten Stock. Sie wollten rechtzeitig da sein, um bei den notwendigen Vorbereitungen zu helfen.
Sie schlüpften aus den Wintersachen, musterten die karge Einrichtung der feierlichen, allen Glaubensrichtungen zur Verfügung stehenden Kapelle und fragten sich, wie oft Amanda wohl in den letzten drei Monaten hier Zuflucht gesucht und für die Gesundung ihres Babys gebetet hatte.
Doch diesmal war das ganz anders.
Nun standen Stunden voller Freude bevor.
Das Team versammelte sich hier mit anderen Leuten, die Amanda nahestanden, um zwei außerordentliche Anlässe zu begehen, die schon lange überfällig waren und denen ein wolkenverhangener Himmel nichts anhaben konnte.
Der erste Anlass fand am heutigen Morgen um neun Uhr statt.
Der genaue Zeitpunkt des zweiten Anlasses stand noch nicht fest. Aber lange würde es nicht mehr dauern.
„Die Kerzen hellen die Atmosphäre auf“, verkündete Claire, die gerade welche aufgestellt hatte. Sie trat einen Schritt zurück, musterte das Arrangement und nickte. „Genau die richtige Mischung aus Eleganz und Wärme. Der ganze Saal steckt voller positiver Energie.“
„Ohne positive Energie wäre ein solches Ereignis irgendwie unvollständig“, meinte Ryan trocken.
„Lass die blöden Witze.“ Claire ließ sich durch den gutmütigen Spott nicht aus der Ruhe bringen. „Wer hat mich denn zu nachtschlafender Zeit angerufen und wollte, dass ich unbedingt in seiner Höhle vorbeikomme, um den passenden Schlips auszuwählen?“
„Also, ich hätte Geld dafür bezahlt, mir diesen Moment ansehen zu dürfen.“ Marc schmunzelte. „Der lässige Ryan McKay nimmt modische Beratung in Anspruch.“
Ryan sah ihn finster an. „Normalerweise mache ich halt einen Bogen um solche Veranstaltungen. Meine Garderobe passt eher zu wenigerehrfürchtigen Anlässen.“
„Ach, du warst schon vor Morgengrauen im Büro und unten in der Höhle, Claire?“ Das hatte Casey nicht mitbekommen. „Nur um einen Schlips auszusuchen? Ihr zwei scheint ja in letzter Zeit ziemlich oft da unten allein zu sein.“
„Vorsicht, Casey“, warnte Ryan. „Das betrifft ja nicht unsere Arbeit.“
„Betrifft nicht die Arbeit? Komisch, ich dachte immer, Büros wären dafür da. Ich hatte angenommen, ihr beide würdet wichtige Strategiesitzungen abhalten, spirituelle und wissenschaftliche Erkenntnisse miteinander vereinen.“
Ryan wirkte, als wolle er sie verprügeln.
Casey hob eine Braue. „Da bin ich wohl gerade ins Fettnäpfchen getreten? Entschuldigung. Aber mir gehört diese Agentur, da muss ich schon darauf achten, dass die Arbeitszeit effektiv genutzt wird.“
„Mach dir da mal keine Sorgen.“ Ryan kehrte ihr den Rücken zu, ging zu einem Tisch, um sich zu vergewissern, dass der Sekt kalt gestellt war.
Claire tat so, als hätte sie von diesem Wortwechsel gar nichts mitbekommen, aber ihre
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