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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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zweiten Beamten gehetzt. Gehe ich recht in der Annahme, dass ein Zusammenhang mit dieser Drogengeschichte besteht? Ja, ja. Meine Güte, wie Sie das alles auf die Reihe kriegen, ist mir ein Rätsel. Sie haben ganz schön zu tun, nicht wahr? Und alles, nur damit die Statistiken hübsch aussehen. Die Welt ist verrückt geworden. Kann es gar nicht erwarten, sie zu verändern! Freut mich, dass Sie wieder auf den Beinen sind.« Er hält inne. Wird misstrauisch. »Hier geht es aber nicht um Entschädigungsansprüche, oder?«
    Pharaoh kneift sich in die Nasenwurzel und beugt sich vor. Es ist hübsch hier, mit dem plätschernden Wasser vor düsterem Himmel. Sie sieht zum Haus hinüber. Viel Glas und teuer wirkende Faltenvorhänge. Sie nimmt an, dass man vom Balkon aus einen Blick bis zum Humber hat.
    »Es ist eine ziemlich delikate Angelegenheit, Sir«, sagt sie verschwörerisch. »Ich entschuldige mich für mein unangekündigtes Erscheinen, aber ich wollte so diskret wie möglich vorgehen.«
    Ein schiefes Lächeln spielt um Tressiders Mundwinkel. Er trinkt einen Schluck Bier aus der Dose. »Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht«, sagt er und unterdrückt ein Aufstoßen. »Verzeihung. Meine Güte, meine Innereien zerlegen sich. Kann man Säureblocker auch überdosieren? Ich habe heute schon um die zwanzig genommen.«
    »Ich hatte dasselbe Problem«, sagt Pharaoh verständnisvoll. »Zu viel Weißwein. Der Arzt hat mir Pillen verschrieben, aber von denen fühlte ich mich, als wäre ich voller Styropor. Dann beschloss ich, damit zu leben. Die Frau eines Freundes hat mir ein Kräutermittelchen zusammengemixt, genau gesagt. Keine Ahnung, was drin ist. Schmeckt nach Kardamom und nassem Hund, aber es hilft.«
    »Gut, wenn man solche Freunde hat«, sagt Tressider. »Könnte ich auch brauchen. Ich bestehe zu neunzig Prozent aus Magensäure.«
    Pharaoh versucht, die Unterhaltung dahin zurückzusteuern, wo sie sie haben will. »Herr Stadtrat …«
    »Peter bitte.«
    »Herr Stadtrat, ich untersuche einen Fall aus dem letzten Jahr. Da sind ein paar neue Fragen aufgetaucht. Ich meine den Tod von Simon Appleyard, einem Mann Mitte zwanzig, der im vergangenen November erdrosselt in seiner Wohnung in Anlaby aufgefunden wurde.«
    Tressider sieht sie erwartungsvoll an. »Den Namen kenne ich. Aector hat darüber gebrütet, nicht wahr? Es stand auf seinem Bildschirm, als ich in der Courtland Road vorbeigeschaut habe. Die Welt ist klein, was? Ja gut, und weiter?«
    »Der Coroner hat die Todesursache offengelassen, weil es keinen Abschiedsbrief gab. Aber inzwischen sind Fakten ans Licht gekommen, die den Schluss nahelegen, Mr Appleyard könnte ermordet worden sein.«
    Jetzt besitzt sie Tressiders volle Aufmerksamkeit, aber seine Miene zeigt immer noch nichts Belastenderes als bloße Neugierde.
    »Stadtrat Tressider, dies ist noch keine formelle Untersuchung. Wir sehen uns die Sache lediglich näher an. Und aus reiner Höflichkeit wollte ich Sie persönlich davon unterrichten.«
    Tressider runzelt verwirrt die Stirn. »Tja, ich weiß, ich hatte Sie gebeten, mich auf dem Laufenden zu halten, aber ich vertraue darauf, dass die Kriminalpolizei nach eigenem Gutdünken ermittelt. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass die Direktion Ihnen ständig über die Schulter sieht …«
    Pharaoh senkt den Blick in das tiefe, dunkle Wasser. »Herr Stadtrat, ich spreche hier nicht in Ihrer Funktion als Vorsitzender der Polizeidirektion mit Ihnen. Ich bin gekommen, um Ihnen persönlich ein paar Fragen zu dem Fall zu stellen.«
    Einen Moment lang tritt Schweigen ein. Tressiders Stirn legt sich in so tiefe Falten, dass sie fast verknotet aussieht.
    »Verzeihung, bin ich in der Sache irgendwie verdächtig?«
    Seine Stimme klingt ruhig. Ohne jede Drohung. Eine schlichte Frage. Er wirkt verdutzt. Perplex. Verständnislos.
    »Herr Stadtrat, uns liegen Indizien vor, die darauf hindeuten, dass Sie am 14. November letzten Jahres ein Taxi bestellten. Es brachte Sie von Morrison’s in Anlaby bis vor Ihre Haustür. Das Mobiltelefon, mit dem das Taxi gerufen wurde, gehörte, soweit wir es sagen können, Simon Appleyard.«
    Tressider wird bleich. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Sie reden«, sagt er und stößt sich zornig zurück aus dem Wasser – hievt sich ruckartig in stehende Position.
    Pharaoh erhebt sich ebenfalls. »Herr Stadtrat, ich wollte mich mit Ihnen privat unterhalten, um jegliche Missverständnisse zu vermeiden. Wie gesagt, dies ist keine

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